Schockierende Bilder
illustrieren Chinas neue
Kulturrevolution in Tibet

 

Quelle: tibet.cn

Viele Buddhisten dürften schockiert gewesen sein, als sie einen Bericht der chinesischen Propagandamedien über ein Reiterfest in der tibetischen Präfektur Nagchu vor sich sahen. Die begleitenden Bilder zeigten zwei Mönche, die in traditioneller Technik Sandmandalas legten, wie sie im tibetischen Buddhismus eine wichtige Rolle spielen.

Doch statt der bekannten buddhistischen Symbole, welche die vergänglichen religiösen Kunstwerke normalerweise zieren, entstanden unter den Händen der Mönche kommunistische Embleme. Neben der roten Fahne mit Hammer und Sichel fertigten die beiden Männer auch ein Bild der kommunistischen Fahne der Volksrepublik China mit den bekannten fünf gelben Sternen sowie ein Abbild des Staatswappens.

Buddhismus soll von innen heraus zerstört werden

Offenbar hatten die chinesischen Behörden Nagchus die Mönche zu der Aktion aufgefordert, die man als augenfällige Illustration für Chinas neue Kulturrevolution in Tibet lesen kann. Diese zielt auf die vollständige Auslöschung der eigenständigen kulturellen, religiösen und nationalen Identität der Tibeter und hat sich unter anderem den tibetischen Buddhismus vorgenommen. Im Kern geht es der KP-Führung darum, den Buddhismus von innen heraus zu zerstören; die äußere Hülle soll oberflächlich betrachtet intakt erscheinen, während die eigentliche Substanz längst verschwunden ist.

Traditionelle Technik, unpassendes Motiv: Ein buddhistischer Mönch streut roten Sand für die Flagge einer auf den Atheismus eingeschworenen Partei. (Quelle: tibet.cn)

Entsprechend erkennen die Schreiber der KP-Medien im Erstellen der kommunistischen Mandalas „die Liebe der tibetisch-buddhistischen Mönche zur Kommunistischen Partei“. Dabei muss offen bleiben, ob die Mönche das Mandala freiwillig gelegt haben, oder sich dazu gezwungen sahen. Aus Sicht der Propagandisten der KP allerdings stellt sich diese Frage selbstverständlich nicht, denn eins ist für sie gewiss: „Der Partei zuzuhören, die Gnade der Partei zu spüren und der Partei zu folgen, vertieft die Liebe der Gläubigen zum Mutterland.“

Symbol der Vergänglichkeit

Mandalas werden in der Regel nur im Zusammenhang besonderer religiöser Veranstaltungen verfertigt, ihr Erstellen erfordert großes handwerkliches Geschick und zieht sich häufig über mehrere Tage hin. Es ist ein eigenständiges Ritual, das die Vergänglichkeit des materiellen Lebens symbolisieren soll. Genauso wichtig wie das Anfertigen eines Mandalas ist deshalb auch seine rituelle Zerstörung.

Schockierend: Das Wappen des Staates, der den Tod unzähliger tibetischer Buddhisten zu verantworten hat, wurde mit einer alten buddhistischen Kulturtechnik erstellt. (Quelle: tibet.cn)

Möglicherweise ist den Auftraggebern der kommunistischen Mandalas nicht ganz bewusst gewesen, dass Sandmandalas traditionell als Symbole der Vergänglichkeit gelten. Die buddhistischen Sandbilder werden nach vollbrachter Arbeit auf rituelle Weise dem ewigen Kreislauf des Wassers anvertraut, etwa indem man den Sand in einen Fluss einbringt. Für die Embleme einer auf den Atheismus eingeschworenen Partei kann dies nicht funktionieren. Und so bleibt als Erkenntnis die Gewissheit, dass auch die brutalste Diktatur eines Tages enden wird.

Chinas neue Kulturrevolution dringt in alle Lebensbereiche ein

Chinas neue Kulturrevolution in Tibet beschränkt sich keineswegs auf den Buddhismus, sie dringt in alle Lebensbereiche ein und lässt auch das Privateste nicht aus. Sie benutzt politische, kulturelle und ökonomische Maßnahmen in Verbindung mit einer umfassenden Überwachung und der Kontrolle aller Lebensbereiche. Die chinesischen Machthaber setzen dabei unter anderem auf die systematische und langfristig orientierte „Sinisierung“, womit die zwangsweise Assimilierung der Tibeter gemeint ist.

Ein Beispiel dafür ist die erzwungene Unterbringung eines Großteils der tibetischen Kinder und Jugendlichen in staatlichen Internatsschulen. In diesen wird systematisch daran gearbeitet, die Jugend ihrer Muttersprache und ihrer kulturellen und religiösen Traditionen zu entfremden. Ein weiteres Beispiel ist die Zwangsansiedlung tibetischer Nomaden. Damit betreiben die chinesischen Machthaber die Auslöschung einer für die Tibeter identitätsstiftenden Lebensweise und schaffen zugleich ganz bewusst eine Situation der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Auch die erzwungene Einbindung von Tibetern in staatliche Arbeitsprogramme soll diesem Zweck dienen. Darüber hinaus geht die neue Kulturrevolution auch einher mit der Zerstörung von Kulturgütern und den Tibetern heiligen Stätten.

Auch der für die Kulturrevolution kennzeichnende Personenkult ist wiederauferstanden, in seinem Zentrum steht nun allerdings nicht mehr der „Große Steuermann“ Mao Zedong, sondern der „Navigator“ Xi Jinping. Und das „kleine rote Buch“ mit Mao-Sprüchen, die man am besten auswendig herbeten können sollte, wurde von der „kleinen roten App“ abgelöst. Eine zunehmend wichtige Rolle für Pekings neue Kulturrevolution spielt „Xi Jinpings Kultur-Ideologie“, die im Herbst 2023 offiziell eingeführt wurde. Und nicht zuletzt versucht Peking, die Bezeichnung „Tibet“ flächendeckend durch den Kunstbegriff „Xizang“ zu ersetzen. Auf Deutsch lässt sich dies in etwa mit „westliches Schatzhaus“ übersetzen – angesichts von Tibets wirtschaftlichem und strategischem Potenzial ein durchaus verräterischer Begriff.

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