Berlin, 13. August 2019. Der jüngste Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zum Thema Klimawandel und Landnutzung befasst sich auch mit der traditionellen Weidewirtschaft in Tibet. Das Expertengremium der Vereinten Nationen macht darin deutlich, wie Chinas Politik in Tibet die Auswirkungen des Klimawandels auf die tibetischen Nomaden deutlich verschärft hat. Die International Campaign for Tibet (ICT) hat die entsprechenden Passagen des IPCC-Berichts „Climate Change and the Land” ausgewertet. Demnach stehe die chinesische Regierung mit ihrer Politik der Zwangsansiedlungen tibetischer Nomaden im Widerspruch zu den Erkenntnissen des Weltklimarats und Experten aus aller Welt, darunter auch aus der Volksrepublik China. Der Bericht des IPCC spiegelt einen wissenschaftlichen Konsens, demzufolge die Vertreibung der Nomaden von ihrem angestammten Land äußerst schädlich ist, da deren den natürlichen Gegebenheiten angepasste Beweidung zusammen mit der Mobilität der Herden sowohl für den Schutz des Graslands als auch für die Abmilderung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung ist.
Der Bericht des Weltklimarats macht deutlich, dass eine Kehrtwende in der Landnutzung notwendig ist. Der Klimawandel bedrohe die Fähigkeit der Böden, auch in Zukunft eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Dies gelte nicht nur für den Anbau von Pflanzen, sondern auch für die Viehhaltung.
Pekings Politik führt in Tibet dazu, eine nachhaltige Lebensweise auszulöschen, die der rauen Landschaft Tibets, dem höchsten und größten Hochplateau der Welt, in einzigartiger Weise gerecht wird. NGO-Experten empfehlen daher, die tibetischen Nomaden nicht auszuschließen, sondern in die wichtige Arbeit der Erhaltung der Qualität ihrer Weiden einzubinden, damit sie weiterhin das Land nutzen und es schützen können.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Der IPCC-Bericht macht deutlich, dass Chinas Landnutzungspolitik in Tibet dringend in Frage gestellt werden muss. Nötig ist die Zusammenarbeit von internationalen Organisationen, Regierungen, Akteuren der Zivilgesellschaft und vor allem den tibetischen Nomaden bei der Erforschung der Veränderungen im Ökosystem und den Wasserressourcen des tibetischen Plateaus sowie den angemessenen Reaktionen auf diese Veränderungen. Es gilt, nachhaltige Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel und zu dessen Eindämmung zu entwickeln. Die Zusammenarbeit einiger chinesischer Umwelt-NGOs mit Tibetern hat bereits jetzt praktische Belege dafür erbracht, wie zukunftsfähig es ist, die Nomaden auf ihrem Land zu belassen und durch eine ökologisch orientierte Viehhaltung das Land gleichzeitig zu bewirtschaften und zu schützen“, so Müller.
Der ICT-Geschäftsführer weiter: „Tibets Wasser und Land werden als strategische Güter betrachtet, die die KP Chinas als ihr Eigentum betrachtet. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass Tibet von der Welt abgeschottet bleibt und dass die Stimmen der Tibeter, die vor Ort an vorderster Front der Klimakrise stehen, zum Schweigen gebracht werden. Die Auswirkungen des Klimawandels auf das tibetische Hochland sind nicht nur ein regionales, sondern ein globales Problem, das für die Zukunft des Lebens auf der Erde von zentraler Bedeutung ist.“
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.