Chinesische Polizei
verbietet buddhistische
Kalachakra-Zeremonie
Quelle: Tibet Watch
Die chinesische Polizei hat am 19. Juli in Tibet ein Kalachakra-Ritual verboten, eine wichtige Zeremonie des tibetischen Buddhismus. Dabei nahmen die Beamten die Organisatoren der mehrtägigen Veranstaltung fest und zerstörten das große Sandmandala, das Mönche in mühevoller Arbeit hergestellt hatten.
Tibetische Gläubige, die in großer Zahl zum Kalachakra in den nordosttibetischen Landkreis Guinan gekommen waren, wurden geschlagen und aufgefordert nach Hause zu gehen. Die Vorbereitungen zum Kalachakra-Ritual wurden bereits einen Tag vor dem eigentlichen Beginn der Zeremonie, während der sogenannten Vorinitiationsriten gestoppt.
ICT: Massive Verletzung der Religionsfreiheit
ICT-Geschäftsführer Kai Müller kritisierte, das Verbot der Kalachakra-Zeremonie und die offenbar gewaltsame Intervention der Behörden verletzten massiv das Recht der Tibeter auf Religionsfreiheit und Ausübung ihrer Religion und Kultur.
„Die internationale Gemeinschaft sollte die chinesische Regierung mit Nachdruck dazu auffordern, das Recht der tibetischen Buddhisten auf Religionsfreiheit zu gewährleisten, so dass Veranstaltungen wie das Kalachakra ohne unzulässige staatliche Einmischung abgehalten werden können“, so Müller.
Chinesische Behörden entweihen religiöse Stätten und gewähren Vorfahrt für Touristen
Die Unterdrückung von Religion und Kultur der tibetischen Bevölkerung wie hier in Guinan fügt sich bestens in einen größeren Zusammenhang ein, nämlich in die Förderung des – vor allem chinesischen – Tourismus. Offenkundig steckt dahinter eine Strategie der Machthaber, die nicht nur in Tibet, sondern auch in der Uigurenregion Ostturkestan (Xinjiang) zur Anwendung kommt.
Allenfalls vordergründig scheint hier ein Widerspruch vorzuliegen. Denn aus Sicht Pekings ergänzen sich die Unterdrückung von Religion und Kultur der lokalen Bevölkerung bestens mit einer Ausweitung des Tourismus, wie sich etwa an der Entwicklung im buddhistischen Studienzentrum Larung Gar ablesen lässt.
Tourismus und Unterdrückung ergänzen sich bestens
Und dass selbst die heiligsten Orte des tibetischen Buddhismus vor allem dem chinesischen Tourismus zu dienen haben, ist anschaulich im historischen Zentrum von Tibets Hauptstadt Lhasa zu besichtigen. So führten die chinesischen Behörden bereits vor zwei Jahren im Jokhang-Tempel neue Regeln ein, um die Besuchszeiten von Pilgern und Touristen separat zu regeln, wobei Letztere klar bevorzugt wurden.
Lediglich für dreieinhalb Stunden am Vormittag durften die buddhistischen Gläubigen nun noch ihr Heiligtum besuchen, während der Tempel für siebeneinhalb Stunden den Touristen offen stand.
Mithilfe dieser Strategie will Peking die Kontrolle über die nicht-chinesischen Regionen sichern und zugleich die Kultur und die Bewohner der Region so umgestalten, dass sie den chinesischen Teilen der Volksrepublik immer ähnlicher werden – die Idee der „ethnischen Verschmelzung“ lässt grüßen.