Tibeterin stirbt
in chinesischer
Haft
Quelle: Human Rights Watch
Einem Bericht von „Human Rights Watch“ (HRW) zufolge ist eine 36-jährige Tibeterin im August in chinesischer Haft gestorben. Die Umstände ihres Todes geben Anlass zur Sorge, dass sie Opfer von Folter und Misshandlung durch die chinesischen Behörden geworden ist. Die dreifache Mutter sei bereits im Juni von den chinesischen Behörden des Landkreises Driru festgenommen worden, zwei Tage nach der Verhaftung ihres Cousins Tarpa, einem Unternehmer aus der Ortschaft Chaktse, der mit Heilkräutern und anderen lokalen Produkten handelte. Grund für die Festnahmen seien laut dem Bericht Geldüberweisungen an in Indien lebende Verwandte und weitere Tibeter gewesen.
Laut dem Bericht von HRW starb Lhamo im August 2020 in einem örtlichen Krankenhaus, kurz nachdem sie aus dem Polizeigewahrsam dorthin gebracht worden war. Vor ihrer Inhaftierung sei sie bei guter Gesundheit gewesen. Im August habe man ihre Familienangehörigen ins Krankenhaus gerufen, wo diese sie in schlechtem Zustand angetroffen hätten. Lhamos Körper habe schwere Prellungen aufgewiesen, sie sei nicht in der Lage gewesen zu sprechen. Zwei Tage später starb die Tibeterin. Ihre Leiche wurde sofort eingeäschert, was eine medizinische Untersuchung verhinderte. Wegen der von den chinesischen Behörden in ganz Tibet praktizierten Überwachung der elektronischen Kommunikation und den damit verbundenen überaus harten Strafen dauerte es zwei Monate, bis die Nachricht von Lhamos Tod die Öffentlichkeit erreichen konnte. Dies ist ein weiterer Beleg für die Dringlichkeit der von ICT zuletzt in den 5 Aktionspunkten für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft erhobenen Forderung nach uneingeschränktem Zugang nach Tibet für UNO-Experten, Diplomaten, Parlamentarier, Journalisten und Nichtregierungsorganisationen.
Lhamos Tod fügt sich in eine ganze Reihe ähnlicher Fälle von offensichtlicher Folter und Tod in staatlichem chinesischen Gewahrsam in Tibet. Die International Campaign for Tibet fordert eine unabhängige Untersuchung der Berichte über Folter und Misshandlung in Haft und eine strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen. Auch die Verweigerung medizinischer Behandlung nach erlittener Folter muss untersucht werden. Das offensichtlich wiederkehrende Muster von Todesfällen nach erlittener Folter in Tibet ist zutiefst besorgniserregend und muss gegenüber Peking mit Nachdruck thematisiert werden. Dies betrifft auch den Fall der im August verstorbenen Tibeterin Lhamo.