Zu unfassbaren viereinhalb Jahren Haft wurde ein junger Tibeter verurteilt, weil er öffentlich „Freiheit für den Panchen Lama!“ gerufen hatte. Dies berichtete „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf tibetische Quellen. Der 20-jährige Wangchen war am 29. April im osttibetischen Landkreis Sershul festgenommen worden. In der Nähe des gleichnamigen Klosters hatte er am selben Tag für die Freilassung des vor mehr als zwanzig Jahren „verschwundenen“ 11. Panchen Lama protestiert sowie die Zusammenkunft von Dalai Lama und Panchen Lama in Tibet gefordert.

Gefängnisstrafe für Weitergabe von Informationen

Dem Bericht zufolge verurteilte das „Volksgericht“ des Landkreises Sershul auch Wangchens Tante. Acha Dolkar erhielt eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Offenbar werfen ihr die chinesischen Behörden vor, die Nachricht von Wangchens Protest an Kontakte außerhalb der Region weitergeleitet zu haben. Zwei weiteren Tibetern namens Lobsang und Yonten seien zu Geldstrafen in Höhe von 15.000 Yuan (ca. 2.000 €) sowie zur Teilnahme an „politischen Umerziehungsmaßnahmen“ über einen Zeitraum von sechs Monaten verurteilt worden. Während des Prozesses, den die Angeklagten ohne ordentlichen Rechtsbeistand durchstehen mussten, sei den Quellen von RFA Wangchens unsicherer Gang aufgefallen. Ob es sich dabei um Anzeichen für Folter oder Misshandlung in Polizeihaft handelte, könne derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, da die chinesischen Behörden niemand in Wangchens Nähe gelassen hätten.

Erinnerung an „verschwundenen“ Panchen Lama weiterhin lebendig

Aus Sicht der International Campaign for Tibet macht dieses Ereignis deutlich, dass es Peking auch mehr als 20 Jahre nach dem „Verschwindenlassen“ des Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima und der Installation eines eigenen „chinesischen“ Panchen Lama durch die Behörden nicht gelungen ist, die Erinnerung an den echten Panchen Lama auszulöschen. Weitere Informationen über den Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima finden Sie hier auf unserer Webseite.