Peking verschärft
Zwangsassimilierung
an Schulen in Tibet

 

Quelle: RFA

Pekings erzwungene Assimilierungspolitik in Tibet, häufig auch als „Sinisierung“ bezeichnet, hat offenbar eine neue Eskalationsstufe erreicht. So sollen die chinesischen Behörden des osttibetischen Kreises Nyagchu (chin.: Yajiang) Schülern verboten haben, sich untereinander oder mit Lehrern in ihrer Muttersprache zu unterhalten. Dies berichtet „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf zwei Quellen aus Tibet.

Sämtliche Schüler und Lehrer an Mittel- und Oberschulen im gesamten Kreis Nyagchu dürften sich nunmehr ausschließlich auf Mandarin verständigen, so die Quellen. Nicht einmal die Grundschüler seien von dem Verbot des Tibetischen ausgenommen. Allem Anschein nach sollen aus jungen Tibetern Chinesen im Sinne der Kommunistischen Partei gemacht werden.

Das Vorgehen der chinesischen Behörden gegen die tibetische Kultur und Sprache hat sich damit weiter radikalisiert. Peking scheint entschlossen, das Tibetische in jeglicher Form auslöschen und durch Chinesisch bzw. die der Kommunistischen Partei genehme Interpretation der chinesischen Kultur ersetzen zu wollen.

Lehrer entlassen, weil er Schüler zur Verwendung ihrer Muttersprache auffordert

Damit verstärkt sich ein Trend, der schon seit Jahren zu beobachten ist. So wurde erst vor Kurzem ein tibetischer Lehrer dafür bestraft, dass er tibetische Schüler zur Verwendung ihrer Muttersprache aufgefordert hat. Dhonyoe wurde tibetischen Quellen zufolge Anfang April von der Grundschule der osttibetischen Gemeinde Meruma verwiesen, auch habe man ihm seine Lehrerlaubnis entzogen.

Mit den von Peking geschaffenen Zwangsinternaten für tibetische Kinder verfügen die chinesischen Behörden über ein perfektes Instrument, um die jungen Tibeter von ihren Familien und dem Einfluss ihrer angestammten Kultur fernhalten zu können. Und Chinas Machthaber sind offenkundig bereit, es zu nutzen, wie sich im vergangenen Monat in einem chinesischen Internat in der Stadt Trido im Landkreis Tenchen zeigte.

Dort appellierten verzweifelte tibetische Eltern vergeblich an die chinesischen Behörden, ihre Kinder nach Hause gehen zu lassen, wie es früher üblich gewesen war. Denn dort werden die Kinder dringend benötigt, um beim Sammeln der wertvollen Raupenpilze helfen zu können, die für viele Tibeter überlebensnotwendig sind. In der Vergangenheit durften die Kinder an den Wochenenden teilweise nach Hause gehen, um ihren Familien bei der Ernte helfen zu können, und hatten deshalb auch längere Ferien.

Ein mutmaßlich erwünschter Nebeneffekt des Vorgehens der chinesischen Behörden besteht darin, dass es den tibetischen Familien so weiter erschwert wird, eine unabhängige wirtschaftliche Existenz sicherzustellen. Auf diese Weise schafft Peking Abhängigkeiten, die leicht als Druckmittel eingesetzt werden können, um möglichen Widerstand zu unterbinden und Wohlverhalten zu erzeugen.

Ungebremster Ausbau der chinesischen Zwangsinternate in Tibet

Obwohl bereits jetzt geschätzte 80 Prozent der tibetischen Kinder ein chinesisches Zwangsinternat besuchen müssen, schreitet deren Ausbau ungebremst voran. So berichteten mehrere chinesische Nachrichtenseiten in großem Stil über den Baubeginn eines neuen Internats für 3.000 Schüler in der nordosttibetischen Präfektur Haidong. Die „Golog Haidong-Mittelschule“ scheint ausschließlich für Schüler aus der mehrere hundert Kilometer entfernten Präfektur Golog vorgesehen zu sein.

Statt die Schule in der Nähe der Heimatorte der Kinder zu planen, lässt Peking den Bau ganz bewusst in einer anderen Präfektur errichten. Auf diese Weise können die chinesischen Behörden sicherstellen, dass der Kontakt zwischen den Kindern und ihren Familien weitgehend auf die Schulferien beschränkt wird. So sollen die tibetischen Schüler den Kontakt zu ihrer Herkunftskultur und -Sprache verlieren.

Früher Kontakt mit der Muttersprache ist entscheidend

Das Vorgehen der chinesischen Behörden zielt nicht zufällig auf immer jüngere Kinder, die häufig bereits im Kindergartenalter von ihren Familien und ihrer Herkunftskultur getrennt werden. So betont Sangye Tandar Naga von der Library of Tibetan Works and Archives im indischen Dharamsala, wie wichtig es sei, Kinder in ihren ersten Lebensjahren an die tibetische Sprache heranzuführen.

„Dieser frühe Kontakt mit der Sprache ist entscheidend, da es für Erwachsene wesentlich schwieriger ist, die Sprache später im Leben zu erlernen“, wird Naga von RFA zitiert. Aus Sicht der International Campaign for Tibet verlangt dies nach einer aktiven Rolle der internationalen Gemeinschaft. Die Vereinten Nationen, die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sowie weitere Akteure müssen Peking nachdrücklich auffordern, es den Tibetern zu ermöglichen, ihre Kultur und Sprache ungehindert an ihre Kinder weiterzugeben.

 

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