Lobsang Lhundup soll
nun «unter ständiger
Beobachtung» stehen
Quelle: RFA
Berlin, 08.08.2023. Der tibetische Schriftsteller Lobsang Lhundup soll vor wenigen Tagen aus chinesischer Haft entlassen worden sein, wie „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf eine tibetische Quelle berichtet. Lhundup, der auch unter dem Pseudonym Dhi Lhaden bekannt ist, sei Anfang August entlassen worden und sicher nach Hause zurückgekehrt.
Über seinen Gesundheitszustand ist derzeit offenbar nichts Genaues bekannt. Darüber hinaus soll der Schriftsteller «unter ständiger Beobachtung» stehen.
Lobsang Lhundup war in einem Geheimprozess zu vier Jahren Haft verurteilt worden, weil er ein Buch geschrieben hatte, in dem er Pekings Machtausübung in Tibet kritisierte. Von den chinesischen Behörden sei ihm dies als „Unruhestiften in der Öffentlichkeit“ ausgelegt worden. Die Nachricht von Lhundups Verurteilung erreichte die Öffentlichkeit erst im Herbst 2021, zu diesem Zeitpunkt war er bereits zwei Jahre in Haft.
Quellen zufolge wurde seiner Familie nicht erlaubt, ihn zu treffen oder ihn mit Kleidung oder Nahrung zu versorgen. Auch über seinen Gesundheitszustand war damals nichts bekannt. Die Behörden hatten Lhundups Angehörigen weder mitgeteilt, wann das Urteil verkündet worden war, noch wo sie ihn inhaftiert hatten.
Lobsang Lhundup war im Juni 2019 festgenommen worden, als er in einem privaten Kulturbildungszentrum in Chengdu, der Hauptstadt der westchinesischen Provinz Sichuan, arbeitete, so eine tibetische Quelle. Eineinhalb Jahre später, am 4. Dezember 2020, seien Lhundups Angehörige dann von den chinesischen Behörden vorgeladen worden, um seinen Fall zu besprechen. Dabei hätten sie aber nur erfuhren, dass sein Prozess noch anhängig sei und sie ihn nicht treffen dürften.
Lobsang Lhundup wurde 1980 geboren und stammt aus dem Bezirk Pema in der tibetischen autonomen Präfektur Golog, so die Quelle. Er sei im Alter von 11 Jahren Mönch geworden und habe an der tibetisch-buddhistischen Larung-Gar-Akademie im osttibetischen Landkreis Serthar studiert, aus der später Tausende von dort ansässigen Mönchen und Nonnen von den chinesischen Behörden vertrieben wurden.
Anschließend habe er in den bedeutenden Klöstern Drepung und Sera in Lhasa Buddhismus gelehrt. Lobsang Lhundup sei viel in Tibet gereist und habe später Bücher über die Proteste gegen Pekings Politik und Herrschaft in Tibet im Jahr 2008 geschrieben. Er habe eine Frau und ein Kind, so die Quellen.