Hoher KP-Funktionär
unterstreicht zentrale
Rolle der Dorfkader

 

Quelle: HRW/Gongjue Pioneers_WeChat

Viel ist in den vergangenen Jahren darüber geschrieben worden, wie Peking versucht, sein Unterdrückungsregime in Tibet zu verfestigen. Die chinesischen Machthaber betreiben dafür einen enormen Aufwand, immerhin erstreckt sich das Land über knapp ein Viertel der Fläche der Volksrepublik China. Entsprechend hoch ist die Zahl der von Peking nach Tibet entsandten Polizisten – teils uniformiert, teils in Zivilkleidung, teils in der martialischen Ausrüstung der paramilitärischen Bewaffneten Volkspolizei. Hinzu kommen noch zahlreiche Geheimagenten und Cyberpolizisten sowie zivile Zuarbeiter des Unterdrückungsapparats.

Nicht weniger wichtig, wenngleich viel seltener erwähnt, ist die Rolle der in Tibets Dörfer entsandten Parteikader, deren Zahl in die Zehntausende geht. Alleine in der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) – der von Peking willkürlich definierten Gebietseinheit auf etwa der Hälfte der Landesfläche Tibets – waren im Jahr 2014 etwa 21.000 von ihnen fest stationiert. Im Schnitt kamen so mehr als vier KP-Funktionäre auf jedes der ca. 5.000 tibetischen Dörfer. Und offenbar hat sich bis heute daran nichts Wesentliches geändert.

So unterstrich vor Kurzem kein Geringerer als der KP-Sekretär der TAR Wang Junzheng persönlich die zentrale Rolle, die die Dorfkader für Chinas Herrschaftssicherung in Tibet spielen. Laut einem Bericht der chinesischen Staatsmedien betonte Wang, die Arbeit der Kader habe „das Fundament der Herrschaft der Partei in Tibet“ gesichert. Sie hätten dafür sogar „ihre kleinen Familien geopfert und sich um die Allgemeinheit gekümmert“, so Pekings mächtigster Mann in Tibet.

Schwerpunkt „Sinisierung“ 

Die Arbeit in den Dörfern stehe an vorderster Front im sogenannten „Kampf gegen den Separatismus“. Dieser sei das Hauptschlachtfeld für die „Wiederbelebung des ländlichen Raums“, wie im KP-Sprech die wirtschaftliche Durchdringung Tibets gerne bezeichnet wird. Und selbstverständlich nimmt auch die von der KP mit Nachdruck betriebene „Sinisierung“ viel Raum ein in den Ausführungen von KP-Sekretär Wang.

Die „Förderung der Verbreitung der gemeinsamen Landessprache und des Schriftsystems“ sei ein wichtiges Instrument, „um ein starkes Gemeinschaftsgefühl innerhalb der chinesischen Nation zu schaffen“. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der Versuch der kommunistischen Machthaber, Tibets Sprache, Kultur und Religion auszulöschen und durch eine der KP genehme chinesische Version zu ersetzen.

Wenn Wang Junzheng die Pflichterfüllung der Kader und ihre „absolute Loyalität zum Zentralkomitee der KPCh mit dem Genossen Xi Jinping als Kern“ lobt, stellt sich das für die Tibeter völlig anders dar: Sie können den Blicken der kommunistischen Funktionäre in ihrem Alltag kaum entkommen und leben unter permanenter Überwachung.

Dorfkader-Programm ist „anhaltende Menschenrechtsverletzung“

Wann immer es ihnen beliebt, können die Dorfkader direkt in das Leben der tibetischen Bevölkerung eingreifen. Willkürliche Durchsuchungen von Privaträumen, dauerhafte Bespitzelung, tief ins Private eingreifende Befragungen sowie erzwungene Teilnahme an „Umerziehungsmaßnahmen“ und politischer Indoktrination lauten nur einige der Stichworte.

Und nicht selten werden die Dorfbewohner von den Kadern „unter Druck gesetzt, öffentlich ihre Unterstützung für die regierende Kommunistische Partei zu bekunden und sich gegen den Dalai Lama zu stellen“, wie Human Rights Watch (HRW) berichtet. Pekings Dorfkader-Programm sei nichts anderes als eine „anhaltende Menschenrechtsverletzung“, so Sophie Richardson von HRW.

Letztlich sollen die Dorfkader mit ihrer Arbeit die ideologische Durchdringung der tibetischen Gesellschaft bis auf die Ebene einzelner Haushalte besorgen. In Lehrgängen werden immer neue Generationen von Parteifunktionären für diese Aufgabe geschult. Noch das kleinste Dorf im dünn besiedelten Tibet soll von der Ideologie der chinesischen Machthaber erreicht werden.

Und nicht einmal die beliebten Teehäuser bleiben davon verschont. Die Tibeter sollen verstehen, dass es kein Entrinnen vor dem Allmachts-Anspruch der KP gibt, dass selbst dieser Bereich vollständig von der Propaganda der Partei durchdrungen ist. So wird die harte Unterdrückungspolitik in Tibet ergänzt um Techniken des „Social Engineering“. Diese soziale Manipulation der Bevölkerung verdeutlicht aufs Trefflichste den letztlich totalitären Herrschaftsanspruch der kommunistischen Machthaber.

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