Auch Forscher aus
Deutschland und
Österreich vertreten
Quelle: tibet.cn
Berlin, 16.08.2023. Erneut hat in Peking eine Propaganda-Konferenz zu Tibet stattgefunden, nachdem bereits im Juni ein sogenanntes „Entwicklungsforum“ zu Tibet für Aufregung gesorgt hatte. An der streng entlang der Parteilinie organisierten Konferenz hatten damals auch Vertreter internationaler Medien und Institutionen, unter anderem aus Deutschland, mitgewirkt.
An der aktuellen Konferenz in Peking, die unter dem Titel „Wohlstand und Entwicklung der tibetischen Studien und die Öffnung Xizangs“ stattfand, nahmen ebenfalls westliche Forscher teil. Bei der dreitägigen Konferenz waren laut Berichten chinesischer Staatsmedien insgesamt mehr als 320 in- und ausländische Delegierte zugegen, unter anderem aus „China, Japan, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Australien, der Mongolei, Norwegen, Indien und Nepal“.
Das Seminar, das vom 14. bis 16. August stattfand, wurde als eine Gelegenheit für Akademiker angepriesen, die neuesten Entwicklungen in der Tibet-Forschung zu diskutieren. Tatsächlich handelt es sich bei der Veranstaltung jedoch vor allem um einen weiteren Versuch der chinesischen Behörden, ihre Kontrolle über Tibet zu legitimieren und die Berichterstattung über die Region zu manipulieren.
Aus den Berichten der chinesischen Staatsmedien wird unmittelbar deutlich, dass die Veranstaltung die Narrative und Politik der Kommunistischen Partei in Bezug auf Tibet, irreführend als „Xizang“ bezeichnet, wiedergegeben hat. So titelt etwa “China Daily“, dass Konferenzteilnehmer die tibetische Kultur für „gut geschützt“ hielten. Die Verheerungen, die etwa mit der Besetzung und Unterwerfung Tibets in den 50er Jahren und der Kulturrevolution einhergingen, werden von den Staatsmedien verschwiegen.
Keine Debatten über Zwangsinternate für tibetische Kinder
Kaum vorstellbar ist auch, dass etwa beim Thema Bildung eine offene Debatte über Pekings weltweit kritisierte Zwangsinternate in Tibet stattfinden konnte, mit deren Hilfe die Machthaber die tibetische Jugend ihrer traditionellen Sprache, Kultur und Religion entfremden will.
Ebenso scheint ausgeschlossen, dass unter den Stichworten sozialer Wandel und Lebensbedingungen auf die zwangsweise Ansiedlung tibetischer Nomaden in chinesischen Retortensiedlungen eingegangen wurde, oder über die massiven Zerstörungen des einzigartigen Lebensraums durch chinesische Infrastruktur- und Bergbauprojekte.
Geradezu zynisch mutet es vor diesem Hintergrund an, wenn in Berichten der chinesischen Staatspropaganda über die Konferenz Sätze wie dieser zu lesen sind: „Die tibetische Kultur ist ein wichtiger Teil der chinesischen Kultur, und in den 70 Jahren seit der friedlichen Befreiung Tibets wurde die tibetische Kultur wie nie zuvor geschützt und weitergegeben, und heute ist Tibet ein Garten des kulturellen Wohlstands, eine Heimat des nationalen Fortschritts und eine Idylle der religiösen Harmonie geworden.“
Die Veranstaltung in Peking zielte erkennbar darauf ab, eine verzerrte Version der Geschichte und der aktuellen Situation Tibets zu präsentieren, um von Themen wie Menschenrechtsverletzungen, kultureller Unterdrückung und den anhaltenden Spannungen zwischen Tibetern und chinesischen Behörden abzulenken. Es handelt sich dabei offenbar um einen sorgfältig inszenierten Plan Pekings, den Diskurs über Tibet zu manipulieren und die eigene Unterdrückung in der Region zu festigen.
Westliche Wissenschaftler unterstützen Pekings Propaganda-Narrative mit ihrer Anwesenheit
Nicht zuletzt stellt sich daher die Frage, warum sich renommierte Wissenschaftler – auch und gerade aus westlichen Staaten – darauf einlassen, derartige Veranstaltungen mit ihrer Anwesenheit aufzuwerten und die dort verbreiteten Propaganda-Narrative zu unterstützen.
So sollen etwa auch die Leiterin des Instituts für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Professor Birgit Kellner und der deutsche Architekt und ehemalige Professor der TU Berlin Peter Herrle an der Konferenz in Peking teilgenommen haben. Kellner wird in chinesischen Staatsmedien mit den Worten zitiert, sie hoffe, „den engen Austausch mit der chinesischen Seite fortzusetzen“. Rote Linien in der Zusammenarbeit scheint es nicht zu geben.