Ausbau erneuerbarer
Energien erfolgt ohne
Rücksicht auf Tibeter

 

Foto: w0zny-CC-BY-SA-3.0

Berlin, 31.01.2024. Vor einem Monat veröffentlichte die Einheitsfrontabteilung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) eine Meldung über die Lieferung von Ökostrom aus Tibet in die westchinesische Metropole Chongqing. Diese werde „Chongqing helfen, die Energiestruktur zu optimieren“, so die Meldung auf der KP-Seite. Die kurze Meldung steht beispielhaft für die forcierte Ausbeutung Tibets auf dem Energiesektor, von der die Tibeter indes kaum profitieren, sondern häufig einen hohen Preis bezahlen müssen. Unerwähnt bleiben auch die langfristigen Risiken für das fragile Ökosystem der tibetischen Hochebene.

Der Lieferung des grünen Stroms aus Tibet sind gewaltige Investitionen der chinesischen Machthaber in die Übertragungs-Infrastruktur vorausgegangen. Neue Hochspannungsleitungen machen es Peking nun möglich, sich Tibets Rohstoffe und natürliche Ressourcen auf eine weitere Weise anzueignen. Strom aus riesigen Photovoltaik- und Windfarmen tritt so neben den bereits seit mehreren Jahren vorangetriebenen und mit hohen Risiken behafteten Ausbau zahlreicher großer Wasserkraftwerke an Tibets Flüssen.

Peking betreibt „Greenwashing“

Beides ist in mehr als einer Hinsicht problematisch. Und in beiden Fällen können die angestammten Bewohner des Landes nicht davon profitieren, ganz im Gegenteil. So berichtete „Radio Free Asia“ (RFA) im vergangenen Jahr, dass die chinesische Regierung tibetischen Nomaden eine Entschädigung für den Verlust ihrer Weideflächen durch ein weitläufiges Solarkraftwerk verweigerte. Die tibetischen Nomaden, die dort einst ihr Vieh in dem Gebiet weideten, seien vertrieben worden, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Der Bericht zitiert die Umweltforscherin Lobsang Yangtso, die in Chinas Ausbau der Infrastruktur in Tibet „die Ursache für Erdbeben, Überschwemmungen und verschiedene Arten von irreversiblen Schäden am Ökosystem“ sieht.

Generell betreiben die chinesischen Machthaber in Tibet eine Politik des „Greenwashing“. Ihre Großprojekte in Tibet werden durchweg als umweltfreundlich und wichtig für die Erzeugung sauberer Energie dargestellt. Völlig ausgeblendet bleiben dabei jedoch deren ökologische und soziale Folgen. Erleichtert wird dies durch die umfassende Kontrolle Pekings über die Berichterstattung. Bekanntlich dürfen keine unabhängigen Journalisten, Diplomaten oder Wissenschaftler nach Tibet reisen oder sich gar dort frei bewegen. Tibeter, die sich für die Umwelt und ihre Rechte einsetzen, werden verfolgt. Selbst wer nur Nachrichten über die Lage in Tibet verbreitet, läuft Gefahr, dafür festgenommen zu werden.

Weiterer Ausbau von schmutziger Kohleverstromung

So zahlen die Tibeter einen hohen Preis dafür, dass sich das KP-Regime öffentlich ein grünes Mäntelchen umhängt. Und selbst dieses ähnelt bei näherem Hinschauen durchaus einem Feigenblatt. Denn gleichzeitig mit dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen investiert China nach wie vor unvermindert in schmutzigen Kohlestrom. So ist die KP-Diktatur alleine verantwortlich für etwa ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes, die offiziell als Entwicklungsland eingestufte Volksrepublik China liegt damit pro Kopf sogar 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Während in großen Teilen der Welt um den möglichst raschen Umbau von Wirtschaft, Energieerzeugung und Verkehr gerungen wird, behält sich Peking ausdrücklich vor, noch bis 2030 seinen CO2-Ausstoß weiter zu steigern.

Auch in Tibet soll nun verstärkt Kohle abgebaut werden. Die chinesische Firma Qinghai Energy Development Company gab Ende 2023 einen „Aktionsplan zur Beschleunigung des Aufbaus einer Kohleversorgungsbasis von 10 Millionen Tonnen/Jahr“ bekannt. Dieser sieht bis zum Ende des 15. Fünfjahresplans im Jahr 2030 gar eine Vervierfachung des Kohleabbaus in der Region auf dann 40 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr vor.

* Das Foto zeigt eine kombinierte Windkraft- und Photovoltaik-Anlage in der Tibet benachbarten Uigurenregion Ostturkestan (Xinjiang).

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