Propagandareisen
für junge tibetische
Reinkarnationen

 

Quelle: chinanews.com

Die Machthaber in Peking versuchen, den tibetischen Buddhismus mit immer neuen Maßnahmen unter ihre Kontrolle zu bekommen. Über einen bislang nicht sonderlich bekannten Ansatz berichteten kürzlich mehrere chinesische Staatsmedien. So organisierte Peking unlängst eine Propagandareise für junge tibetische Lamas, bei der diese unter anderem kommunistische „Weihestätten“ wie die Gedenkhalle des Ersten Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in Shanghai besuchen mussten.

Bei der Reisegruppe habe es sich um sogenannte „lebende Buddhas“ gehandelt. In der Diktion der chinesischen Propagandamedien wird dieser Ausdruck häufig verwendet, wo korrekterweise von Reinkarnationen die Rede sein sollte. Gängig ist auch die hier benutzte Bezeichnung Lama oder Tulku (auch Trülku).

Den Berichten zufolge seien die jungen Tibeter im Abschlussjahr der Mittelschule, das heißt, sie besuchen die neunte Schulklasse und dürften demnach ca. 15 Jahre alt sein. Aus Sicht der Kommunistischen Partei sicherlich ein günstiges Alter, um junge Menschen zu beeindrucken und im Sinne der KP-Ideologie zu beeinflussen.

Zum Schluss nach Peking

Und so wurde den jungen Lamas zum Abschluss ihrer Reise auch einiges geboten. In der chinesischen Hauptstadt Peking sollten sie im Wissenschafts- und Technologiemuseum die Fortschritte des kommunistischen Staates gebührend bestaunen. Ein Video der Staatsmedien zeigt die jungen Tibeter etwa in der Abteilung für Luft- und Raumfahrt. Und selbstverständlich endet ihre Reise auf dem Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens, einem beliebten Ziel für viele Touristen, die alle nicht wissen dürfen, was dort am 4. Juni 1989 geschah.

Zum Abschluss mussten die jungen Tibeter auch den Platz des Himmlischen Friedens besuchen. (Quelle: chinanews.com)

Weit entfernt und hinter massiven Absperrgittern hängt über dem Eingang zur Verbotenen Stadt ein überdimensionales Porträt von Diktator Mao Zedong. Die jungen Tibeter stehen hinter fotografierenden und filmenden Touristen in der zweiten Reihe. Gerne wüsste man, was ihnen durch den Kopf geht angesichts der unübersehbaren Verehrung für jenen Mann, der Tibet so viel Leid zugefügt hat. Und wie viel sie von den Verbrechen der kommunistischen Machthaber in ihrer Heimat überhaupt wissen.

Chinesische Buddhistische Vereinigung als Instrument der KP

Eine weitere Propagandareise für junge tibetische Lamas führte kürzlich in die chinesische Provinz Zhejiang. Ein Bericht der chinesischen Staatsmedien präsentiert dabei auch einen Vertreter einer Institution, die aus Sicht der KP-Führung in Peking eine wichtige Rolle bei der „Sinisierung“ des tibetischen Buddhismus spielen soll. Die Rede ist von der Chinesischen Buddhistischen Vereinigung (BAC), einer vordergründig unpolitischen Organisation. Wie ICT in einem umfangreichen Bericht belegte, ist die BAC jedoch zu einem „weiteren Baustein in der Strategie der Kommunistischen Partei Chinas zur zwangsweisen Assimilation und Transformation des tibetischen Buddhismus“ geworden.

Durch die Sinisierung soll der tibetische Buddhismus an die Ideologie der Partei angepasst werden, um aktiv bei der Förderung und Umsetzung dieser Ideologie mitzuwirken. So wurde erst im Jahr 2020 die BAC-Charta geändert, um diese politische Agenda stärker hervorzuheben.

Seither wird die „Sinisierung des Buddhismus in China“ als offizielles Ziel ausgegeben. Außerdem arbeitet die BAC dafür, „die Führung der Kommunistischen Partei Chinas und des sozialistischen Systems dabei zu unterstützen, Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus chinesischer Prägung neu zu studieren und umzusetzen“.

Im Kern bedeutet „Sinisierung“ in diesem Kontext nichts anderes als die Auslöschung der spezifisch tibetischen Identität der Kultur und Religion der Tibeter. Diese soll ersetzt werden durch eine der Kommunistischen Partei genehme Interpretation der chinesischen Kultur sowie einen „Buddhismus“, der sich voll und ganz in den Dienst der offiziell dem Atheismus verpflichteten KP unterwirft.

„Umerziehungs-Reisen“ und „roter Tourismus“

«Umerziehungs-Reisen», wie die hier beschriebenen, beschränken sich in China übrigens nicht nur auf eine jugendliche Zielgruppe. So berichteten die chinesischen Propagandamedien vor Kurzem auch über die Peking-Reise einer „Delegation von Religionsvertretern“ aus dem südtibetischen Landkreis Nang Dzong. Und generell spielt der sogenannte „rote Tourismus“ als Mittel der ideologischen „Umerziehung“ in Tibet eine zunehmend wichtige Rolle.

Aus Sicht der International Campaign for Tibet handelt es sich bei allen chinesischen „Umerziehungs-Kampagnen“ – ganz gleich ob für Lamas, Mönche, Nonnen oder buddhistische Laien – um eklatante Verletzungen grundlegender Rechte. Regierungen und internationale Organisationen sind aufgefordert, sich gegenüber Peking mit Nachdruck für die Rechte der Tibeter einzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Religionsfreiheit.

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