Berlin, 27.03.2024. Die chinesischen Behörden des osttibetischen Landkreises Derge haben offenbar mehrere hundert Tibeter freigelassen, die sie im Februar nach öffentlichen Protesten gegen ein chinesisches Staudammprojekt festgenommen hatten. Wie „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf tibetische Quellen meldet, hätten die Freigelassenen anschließend über teils schwere Misshandlungen und ausgesprochen schlechte Haftbedingungen berichtet.

So seien die Verhafteten in überfüllten Zellen festgehalten worden und hätten lediglich minderwertiges Essen erhalten, wie es normalerweise an Haustiere verfüttert wird. Nicht einmal die Versorgung mit Trinkwasser sei ausreichend gewesen und an manchen Tagen hätten die inhaftierten Tibeter überhaupt kein Wasser bekommen, so eine der Quellen.

Zudem seien Mönche immer wieder misshandelt worden und man habe sie gezwungen, auf dem Gefängnisgelände herumzulaufen. Wer sich weigerte, sei dafür mit Schlägen traktiert worden. Ein Mönch sei so schwer geschlagen worden, dass er nicht mehr sprechen konnte, so eine Quelle. Er befinde sich jetzt in ärztlicher Behandlung.

ICT fordert unverzügliche Freilassung der verbliebenen Inhaftierten

Die International Campaign for Tibet (ICT) ist in großer Sorge um die Bewohner des Landkreises Derge. Kai Müller, Geschäftsführer der ICT Deutschland, sagte: „Die Behandlung der inhaftierten Tibeter zeigt das ganze Ausmaß fehlender Rechtsstandards in Tibet. Die chinesischen Behörden treten dabei internationales Recht und die Rechte der Inhaftierten mit Füßen. Die internationale Gemeinschaft wie auch die deutsche Bundesregierung müssen gegenüber Peking ein sofortiges Ende solcher Praktiken einfordern. Bundeskanzler Olaf Scholz sollte dies ansprechen, wenn er im April nach China reist. Ebenso müssen die noch inhaftierten Tibeter unverzüglich freigelassen werden“, so der ICT-Geschäftsführer.

Wie berichtet, hatten die chinesischen Behörden im Februar mehr als 1.000 Tibeter festgenommen, nachdem es im Landkreis Derge zu öffentlichen Protesten gegen ein chinesisches Staudammprojekt gekommen war. Der Bau des 2.240-Megawatt-Wasserkraftwerks Kamtok (Gangtuo) würde sechs buddhistische Klöster zerstören und die komplette Umsiedlung von zwei Dörfern erzwingen. Besondere Sorge gilt dem Wonto-Kloster und dessen jahrhundertealte Wandmalereien, die unwiederbringlich verloren wären. Insgesamt sollen rund 2.000 Menschen von der Umsiedlung bedroht sein.

Unklares Schicksal der verbleibenden Häftlinge

Unklar ist derzeit noch das Schicksal derjenigen Tibeter, die in chinesischer Haft verbleiben. Zumindest von einem Dorfbeamten und einem hochrangigen Klosterverwalter ist bekannt, dass sie zusammen mit einer unbekannten Anzahl weiterer Häftlinge in ein größeres Gefängnis innerhalb des Landkreises Derge verlegt worden sein sollen.

Tenzin Sangpo, ein leitender Verwalter des Klosters Wonto, und ein Dorfbeamter namens Tenzin waren bereits am 23. Februar unter dem Verdacht festgenommen worden, die Proteste gegen das Staudammprojekt angeführt zu haben. Die beiden seien der Staatsanwaltschaft übergeben worden, die für die Untersuchung und Verfolgung schwerer Straftaten zuständig ist, so die Quellen, die aus Angst vor Repressalien der Behörden um Anonymität baten.

Strenge Überwachung: Kontrollposten und Abriegelung

Offenbar sind auch die aus der Haft entlassenen Tibeter in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Wie die Quellen berichten, lassen die chinesischen Behörden seit Beginn der Proteste im Februar alle Dörfer und Klöster auf beiden Seiten des Drichu-Flusses streng überwachen; Außenstehende dürften die Gemeinde nicht mehr betreten. Allein zwischen dem Dorf Wonto und dem Sitz der Kreisverwaltung in Derge seien fünf Kontrollposten mit Dutzenden von Polizisten eingerichtet worden. Die Dorfbewohner und die Mönche des Wonto-Klosters dürften sich nur mit einer Genehmigung der chinesischen Behörden innerhalb des Landkreises bewegen.

Pressekontakt:

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10435 Berlin
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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