Berlin, 31.05.2023. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist in großer Sorge über aktuelle Berichte chinesischer Staatsmedien, die auf eine fortschreitende ideologische Indoktrination tibetischer Schulkinder durch die Kommunistische Partei Chinas hinweisen. In einem aktuellen Bericht dokumentiert ICT jüngste Beispiele von Indoktrination, der bereits Kinder im Grundschulalter unterzogen werden. Tibetische Kinder müssen demnach auf von Parteiorganisationen veranstalteten „Redewettbewerben“ Parteiideologie wiedergeben, sich auf „patriotische Bildungsreisen“ begeben oder Gedichte rezitieren, die die „Einheit von Nation und Familie“ beschwören.
Inhalt und Ausrichtung dieser Veranstaltungen lassen darauf schließen, dass die Partei zum einen abweichenden Meinungen unter jungen Tibetern vorbeugen will. Zum anderen will sie offensichtlich tibetischen Kindern und Jugendlichen ihr Geschichtsbild aufzwingen, das die gewaltsame Besetzung Tibets durch China und die staatliche Eigenständigkeit Tibets bis zur Besetzung leugnet. Parteiideologie soll dabei offenbar die Bindung zu tibetischer Kultur und Identität ersetzen.
„Es ist völlig inakzeptabel, Kinder, sogar noch im Grundschulalter, derartiger Indoktrination zu unterziehen. Diese Gehirnwäsche mit kruder KP-Parteiideologie muss aufhören. Die chinesischen Behörden müssen stattdessen das umsetzen, was unabhängige UN-Gremien und Experten wiederholt gefordert haben. Tibetische Kinder müssen in ihre Sprache sprechen und ihre Kultur ohne staatliche Intervention erfahren können“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Müller weiter: „Die Berichte tibetisch- und chinesischsprachiger Staatsmedien unterscheiden sich in krasser Art und Weise von dem, was die Partei der Weltöffentlichkeit vorgaukelt, wie zuletzt auf dem „Tibet Entwicklungsforum“. Wenn Beobachter dann willfährig die Parteipropaganda nacherzählen, wie es Vertreter aus Deutschland beim jüngsten Forum getan haben, obwohl sie es besser wissen müssten, dann machen sie sich zu Komplizen der KP-Politik“.
Im März 2023 hatte der Ausschuss der Vereinten Nationen für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte die sofortige Abschaffung des Systems von Zwangsinternaten für tibetische Kinder gefordert. Ebenso hatte sich der UN-Ausschuss besorgt „über Berichte über die groß angelegte Kampagne zur Ausrottung der tibetischen Kultur und Sprache“ geäußert. Einen Monat zuvor hatten drei unabhängige Experten der Vereinten Nationen davor gewarnt, dass fast eine Million tibetischer Kinder von ihren Familien getrennt und auf Internate geschickt werden, wo sie Mandarin-Chinesisch lernen müssen und nach einem Lehrplan unterrichtet werden, der sich ausschließlich an der chinesischen Kultur orientiert. Auch die Bundesregierung hatte sich zuletzt besorgt über die Zwangsinternate für tibetische Kinder geäußert und ihre Schließung gefordert.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.