Schwerpunkte sind «Xi
Jinping-Denken» und
Reinkarnations-Regeln
Quelle: luolong.changdu.gov.cn
Anfang des Monats fand im zentraltibetischen Landkreis Lhorong (chin.: Luolong) die Eröffnung einer neuerlichen „Umerziehungs-Kampagne“ für tibetische Mönche und Nonnen statt. Laut einem Bericht der chinesischen Staatsmedien mussten insgesamt 77 Mönche und Nonnen aus verschiedenen Klöstern an der 10-tägigen „Schulung“ teilnehmen.
Der KP-Funktionär Lhapa Samdup eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede. Samdup ist sowohl Mitglied des ständigen Komitees der KP, als auch Leiter der Vereinigten Arbeitsfront der Partei im Kreis Lhorong. Die chinesischen Staatsmedien haben auch ein Video der Eröffnung veröffentlicht. Ein Blick in die Gesichter der Mönche, die darin zu sehen sind, lässt ahnen, was die erzwungene Teilnahme an der „Umerziehung“ für sie bedeutet.
Angesichts der dabei behandelten Themen kann dies kaum überraschen. Laut den chinesischen Propagandamedien standen unter anderem „die Parteigeschichte, die neue chinesische Geschichte und die Geschichte der Beziehungen zwischen Tibet und dem Mutterland (China)“ auf dem Programm. Für die zur Teilnahme gezwungenen Mönche und Nonnen heißt dies, zehn Tage lang offenkundige Lügen der Kommunistischen Partei zur Wahrheit erklären zu müssen.
„Patriotische Umerziehung“ mit neuem Namen
Was früher von den chinesischen Machthabern als „patriotische Umerziehung“ bezeichnet wurde, trägt nunmehr die offizielle Bezeichnung „tibetisch-buddhistischer Ausbildungs- und Trainingskurs“. Wie es heißt, habe es sich dabei bereits um die 36. Auflage der „Umerziehungs-Kampagne“ im Kreis Lhorong gehandelt.
Weitere Inhalte der Zwangsveranstaltung waren den Berichten zufolge „das Studium von Xi Jinpings Gedanken über den Sozialismus mit chinesischen Merkmalen für eine neue Ära“ sowie der „Geist des 20. Parteikongresses“. Besonders schmerzhaft für gläubige Buddhisten dürften die KP-Vorschriften für religiöse Angelegenheiten sowie die „Maßnahmen für die Verwaltung der Reinkarnation lebender Buddhas des tibetischen Buddhismus“ gewesen sein.
Gleiches gilt auch für die in diesem Zusammenhang mittlerweile offenbar obligatorische „Erziehung zu den ‚Drei Bewusstseins‘ im religiösen Sektor“. Dahinter verbergen sich in der Diktion der Partei „nationales Bewusstsein“, „staatsbürgerliches Bewusstsein“ und – besonders bizarr anmutend – „Rechtsstaatsbewusstsein“. Diese waren kürzlich auch ein Schwerpunkt auf einer „Umerziehungs-Reise“ für tibetische Mönche.
Aus Sicht der International Campaign for Tibet handelt es sich bei den chinesischen „Umerziehungs-Kampagnen“ für Mönche und Nonnen um eklatante Verletzungen grundlegender Rechte. Regierungen und internationale Organisationen sind aufgefordert, sich gegenüber Peking mit Nachdruck für die Rechte der Tibeter einzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Religionsfreiheit.