Jigme Guris Gesundheit
war nach Folter in Haft
dauerhaft geschädigt

 

Quelle: RFA

Berlin, 04.07.2022. Der ehemalige politische Gefangene Jigme Guri ist am Wochenende in seinem Haus in Nordosttibet verstorben. Dies berichtet „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf mit der Situation des tibetischen Mönchs vertraute Quellen. ICT trauert um einen bedeutenden Tibeter und mutigen Zeugen für die chinesischen Verbrechen in Tibet.

Der Mittfünziger musste mehrere Jahre seines Lebens in chinesischer Haft zubringen, wobei er mehrfach Folter und Misshandlung unterworfen war. Nach Verbüßung einer letzten Haftstrafe von fünf Jahren Dauer war Jigme Guri im Jahr 2016 aus dem Gefängnis entlassen worden, danach habe er sich in einem schlechten Gesundheitszustand befunden, so die Quellen.

Eine offizielle Todesursache ist nicht bekannt, doch soll er während seiner Gefangenschaft nach Auskunft eines ehemaligen Schülers schweren Schlägen ausgesetzt gewesen sein. Nachdem Jigme Guri am 26. Oktober 2016 aus dem Gefängnis in Lanzhou entlassen worden war, habe die chinesische Regierung ihn engmaschig überwacht und seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Auch seien ihm notwendige Medikamente vorenthalten worden.

Er habe lange Zeit im Krankenhaus gelegen, ohne dass es Anzeichen für eine Besserung gab. Seit Mai habe sich Jigme Guris Gesundheitszustand weiter verschlechtert, weshalb er für einen längeren Zeitraum in eine medizinische Einrichtung in Xining gebracht worden sei, jedoch ohne Erfolg. Bis zuletzt habe die chinesische Regierung versucht, Informationen über ihn zu blockieren, weshalb es derzeit auch kein aktuelles Foto von ihm gebe.

Der ehemalige Mönch des bedeutenden Klosters Labrang war insgesamt mehrere Male inhaftiert, zum ersten Mal im Jahr 2006 nach seiner Rückkehr aus Indien, wo er Unterweisungen des Dalai Lama besucht hatte.

Jigme Guri (auch bekannt unter den Namen Jigme Gyatso und Labrang Jigme) erlangte große Bekanntheit in ganz Tibet, als er sich im Jahr 2008 öffentlich zu den Umständen seiner zweiten Haftstrafe äußerte. Diese begann am 22. März 2008 nach Protesten in seinem Kloster Labrang am 14. und 15. März 2008. Obwohl Jigme Guri selbst nicht an den Protesten teilgenommen hatte, verdächtigten ihn die Behörden, einer der Rädelsführer zu sein. Er wurde über einen Monat lang festgehalten und gefoltert und kam schließlich ins Krankenhaus.

In einem Video spricht Jigme Guri über seine Erfahrungen im Gefängnis. Ruhig und klar schildert er seine Verhaftung und sein Verhör sowie seine Ansichten zur allgemeinen chinesischen Politik und zur staatlichen Feindseligkeit gegenüber dem Dalai Lama.

Er sagt: „Als Zeuge der Wahrheit berichte ich über die Medien die Geschichte von getöteten Tibetern, die in Gefängnissen gefoltert wurden, und von den zahllosen Menschen, die gezwungen wurden, in die Berge zu fliehen und die zu viel Angst haben, in ihre Heimat zurückzukehren, damit die Medien wahrheitsgemäß über diese Situationen berichten können.“

In Tibet herrscht bereits seit Langem ein „System von Folter und Misshandlung von Tibetern“. Der International Campaign for Tibet (ICT) sind zahlreiche Fälle tibetischer Folteropfer in chinesischen Gefängnissen bekannt, immer wieder kommt es dabei zu Todesfällen. Einige sterben in Haft selbst, andere sterben erst nach der Haftentlassung an den Folgen von Folter und Misshandlung, die sie im Gefängnis erlitten haben.

ICT fordert, die Verantwortlichen im chinesischen Staats- und Parteiapparat dafür zur Verantwortung zu ziehen. Das System von Folter und Misshandlung von Tibetern muss enden. Hier ist die internationale Gemeinschaft gefordert.

 

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