Gendun Lhundrub soll
in Haft zu «Umerziehung»
gezwungen werden
Quelle: RFA
Berlin, 31.05.2022. Fast eineinhalb Jahre lang galt der tibetische Schriftsteller und Dichter Gendun Lhundrub nach seiner Verhaftung im Jahr 2020 als „verschwunden“. Tibetischen Quellen zufolge herrscht nun wenigstens Klarheit über den gegenwärtigen Aufenthaltsort des ehemaligen Mönchs. Offenbar wird Gendun Lhundrub in einem Gefängnis in Siling (chin.: Xining), der Hauptstadt der chinesischen Provinz Qinghai, festgehalten. So berichten Tibeter, die mit seiner Situation vertraut sind.
Seine Familienangehörigen dürften ihn jedoch noch immer nicht sehen, auch seien keine Informationen über seinen Zustand bekannt gegeben worden. Im Gefängnis soll Lhundrub Berichten zufolge einem politischen Umerziehungsprogramm unterzogen werden, für das er tibetisch-buddhistische Schriften ins Mandarin-Chinesische übersetzen müsse. Die Kommunistische Partei Chinas hat vor Kurzem verlangt, dass tibetisch-buddhistische Studien zukünftig ausschließlich auf Chinesisch unterrichtet werden sollen. Offenbar ist nach wie vor unklar, wann der Prozess gegen Gendun Lhundrub stattfinden wird.
Der frühere Mönch des bedeutenden Klosters Rongwo im nordosttibetischen Landkreis Rebgong war auf dem Weg zu einer religiösen Veranstaltung, als er im Dezember 2020 verhaftet wurde. Einem Zeugen zufolge wurde er auf den Rücksitz eines schwarzen Autos gesetzt, das von chinesischen Polizisten gefahren wurde. Bereits zuvor war Gendun Lhundrub schon mehrfach inhaftiert worden.
Die neuerliche Festnahme des Endvierzigers war in den sozialen Netzwerken breit diskutiert worden. Gendun Lhundrub habe „ein tiefes Interesse an der Bewahrung der tibetischen Kultur“, er habe sich „unermüdlich für die Sache Tibets eingesetzt“. Lhundrubs Arbeit sei nicht nur in Tibet, sondern auch in der tibetischen Gemeinschaft im Exil gut aufgenommen worden. Im Oktober 2020 hatte Lhundrub eine Anthologie von Gedichten mit dem Titel „Khorwa“ veröffentlicht.