Hoher Funktionär
«besucht» zwei
bedeutende Klöster
Quelle: xzxw.com
Berlin, 28.02.2024. Mit seinem «Besuch» in zwei bedeutenden Klöstern unterstrich ein hochrangiger chinesischer KP-Funktionär den Anspruch auf Kontrolle des tibetischen Buddhismus durch die Partei. Einem Bericht der chinesischen Staatsmedien zufolge nutzte Wang Junzheng dafür das Neujahrsfest Losar, das in Tibet eine Woche zuvor begonnen hatte. Als Sekretär der Kommunistischen Partei der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR), die etwa die Hälfte Tibets umfasst, ist Wang die Nummer 1 der KP in Lhasa.
Bei seinem Besuch der nahegelegenen Klöster Drepung und Sera ließ Wang keinen Zweifel daran aufkommen, welche Rolle die KP den buddhistischen Institutionen in Tibet zugedacht hat. Sie sollten „die sozialistischen Grundwerte aktiv praktizieren“, so der KP-Chef der TAR in seinen von den chinesischen Staatsmedien verbreiteten Ansprachen. Es gelte, „die Sinisierung des tibetischen Buddhismus aktiv zu fördern und den tibetischen Buddhismus so zu führen, dass er mit der sozialistischen Gesellschaft vereinbar ist“, so Wang. Klarer lässt sich der Anspruch der chinesischen KP auf Kontrolle des Buddhismus kaum darstellen.
Buddhismus soll „mit der sozialistischen Gesellschaft vereinbar“ werden
Bereits bei seinem Amtsantritt im Herbst 2021 eilte dem Hardliner ein eindeutiger Ruf voraus. So schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ), die Berufung Wang Junzhengs zum neuen Parteichef lasse „Schlimmes befürchten“: „Der ehemalige Sicherheitschef der Region Xinjiang gilt als einer der Architekten des Lagersystems, in dem Hunderttausende Menschen weggesperrt, indoktriniert und in Zwangsarbeitsprogramme genötigt wurden“, so die SZ. Die Zeitung hob auch hervor, dass Wang Junzheng aufgrund seiner Taten „auf Sanktionslisten der EU, der USA, Kanadas und Großbritanniens“ stehe.
Die Ziele von Wangs Propaganda-Besuch waren offenkundig mit Bedacht gewählt. Gemeinsam mit dem etwas weiter entfernt liegenden Kloster Ganden bilden Drepung und Sera die „Drei Großen Klöster“ der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Gegründet zu Beginn des 15. Jahrhunderts haben sie eine überragende Bedeutung für den tibetischen Buddhismus und die Geschichte Tibets.
Nach der Invasion Tibets durch die kommunistischen Streitkräfte und insbesondere während der sogenannten Kulturrevolution erlitten sie schwere Schäden. Zahllose Mönche verloren ihr Leben oder mussten fliehen. Ganden und Sera wurden fast komplett zerstört, erst in den 1980er Jahren begann ein teilweiser Wiederaufbau. Obwohl die „Drei Großen Klöster“ heute sehr viel weniger Mönchen eine Heimat bieten als in ihrer Blütezeit, bleiben sie für die Tibeter wichtige Pilgerorte. Besonders an hohen buddhistischen Feiertagen zieht es die Menschen in großer Zahl in die Klöster.
Die KP will sich den tibetischen Buddhismus propagandistisch aneignen.
Für die kommunistischen Machthaber sind die drei Klöster heute nicht zuletzt als touristische Ziele von Interesse. Offenkundig ist ihnen bewusst, dass der von ihnen propagierte „Rote Tourismus“ nicht ansatzweise so attraktiv ist, wie die von vielen Chinesen als fremdartig und exotisch empfundene tibetische Kultur. Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, wenn die KP versucht, sich den tibetischen Buddhismus und seine kulturellen Zeugnisse propagandistisch anzueignen.
So behauptet der chinesische KP-Funktionär Wang etwa, dass der architektonische Stil des Klosters Sera „tibetische und chinesische Stile miteinander verbinde“. Ausgerechnet in einem der bedeutendsten Klöster des tibetischen Buddhismus, dessen Wurzeln im 15. Jahrhundert liegen, findet er Belege „des Austauschs und der Verschmelzung der verschiedenen Nationalitäten“. Wenig überraschend muss der KP-Chef denn auch das alte Propaganda-Märchen wiederholen, dem zufolge Tibet ein „untrennbarer Teil des großen Mutterlandes“ gewesen sei.
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“
Es ist gewiss kein Zufall, dass KP-Chef Wang Junzheng laut demselben Artikel nach den beiden Klöstern auch eine Polizeistation besuchte. Denn schon immer wurde die Religion von den kommunistischen Machthabern in der Volksrepublik China vor allem unter Sicherheitsaspekten betrachtet. Die auf den Atheismus eingeschworene Partei erkennt in den Religionsgemeinschaften seit jeher eine potenzielle Bedrohung für ihren totalitären Machtanspruch.
Nicht umsonst wird Wang daher mit den Worten zitiert, die Polizei müsse „Sicherheitsrisiken im Umfeld der Massen eingehend untersuchen und beseitigen“. Er unterstreicht die Wichtigkeit von „Patrouillen, Prävention und Kontrolle“ sowie „Sicherheitsvorkehrungen an überfüllten Orten“. Offenkundig ist sich die Kommunistische Partei auch 75 Jahre nach ihrer „Machtergreifung“ ihrer Herrschaft nicht wirklich sicher. Frei nach dem berüchtigten Lenin-Zitat muss sie auch im Jahr 2024 nach der Devise handeln „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.