ICT kritisiert IOC:
Olympische Spiele sind
nicht unpolitisch!
Fotos: U.S. Department of State-PD /
Sven Teschke-CC-BY-SA-3.0
Berlin, 24. Februar 2021. Ein Jahr vor der geplanten Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking nimmt eine Diskussion Fahrt auf, die weder dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) noch der chinesischen Führung gefallen dürfte. Debattiert wird die Frage, ob ein globales Sportfest ausgerechnet in einem Land stattfinden darf, dessen Regierung für gravierende Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist. So zitiert ein ausführlicher Artikel von CNN die australische Politik-Analystin und frühere Diplomatin Natasha Kassam: „Die öffentliche Meinung auf der ganzen Welt hat sich gegenüber China verschlechtert, da die düsteren Realitäten des Parteistaates allgemein bekannt geworden sind. Der Grad der öffentlichen Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen in China im Jahr 2022 stellt die Empörung über die Spiele 2008 in den Schatten.“
Zuletzt forderten mehr als 180 Menschenrechtsorganisationen, darunter auch die International Campaign for Tibet (ICT), Regierungen weltweit in einem Offenen Brief zu einem „diplomatischen Boykott“ von Peking 2022 auf. „Regierungsvertreter sollten von diesen Spielen fern bleiben und sie nicht durch ihre Anwesenheit aufwerten. Dies wäre angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen der KP Chinas inakzeptabel und nicht vertretbar. Das ist das Mindeste, was wir erwarten“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller. Und bereits im Oktober vergangenen Jahres hatten zahlreiche Menschenrechtsorganisationen IOC-Vertreter in einem Gespräch dazu aufgerufen, die Vergabe der Spiele an Peking zurückzunehmen.
James Griffiths von CNN sagt: „Die Olympischen Spiele 2008 waren ein Soft-Power-Sieg für Peking“. Er fürchtet, die Winterspiele im kommenden Jahr könnten „das autoritäre System bestätigen“. „Ein erfolgreiches Peking 2022 mit Hunderttausenden von geimpften, maskenfreien Zuschauern, die die Stadien füllen, könnte als ultimativer Beweis für Chinas autoritäres politisches System ( ) dienen“, so Griffiths.
Peking als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2022 auszuwählen war aus Sicht von ICT von Anfang an falsch. Das IOC hatte ignoriert, dass sich die Entwicklung der Menschenrechte in China bereits im Jahr 2015 in einer Abwärtsspirale befand, die sich in den folgenden Jahren der Herrschaft von Xi Jinping weiter beschleunigte.
ICT kritisiert insbesondere die opportunistische Haltung des Internationalen Olympischen Komitees. „Das Narrativ ändert sich je nach den Umständen. Damals sagten sie, die Olympischen Spiele würden die Tür zum Wandel öffnen … (jetzt sagen sie) die Olympischen Spiele sind unpolitisch“, zitiert der eingangs erwähnte Artikel von CNN ICT-Geschäftsführer Kai Müller. Doch Olympische Spiele sind nicht unpolitisch. Ganz im Gegenteil.