Berlin, 07.07.2022. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt angesichts von Berichten chinesischer Staatsmedien, denen zufolge mehr als 17.000 Tibeter aus einer zentraltibetischen Region ihre Heimat verlassen sollen, um sich in einer etwa 400 Kilometer entfernten Gegend in der „Autonomen Region Tibet“ (TAR) niederzulassen. Sie werden offenbar gezwungen, sich 4.000 tibetischen Hirten anzuschließen, die bereits 2019 umgesiedelt wurden. 17.555 Menschen aus der Präfektur Nagchu, so die Nachrichtenagentur Xinhua, werden dabei bis August 2022 in das Dorf Sinburi im Kreis Gonga (Lhoka, chin.: Shannan) in Südtibet umgesiedelt.

Das Projekt ist Teil eines Plans zur Umsiedlung von insgesamt 26.304 Menschen aus den Verwaltungsbezirken Shuanghu, Amdo und Nima in der Präfektur Nagchu in die Präfektur Lhoka.

„Ohne eine unabhängige Justiz und unter den Bedingungen totalitärer Herrschaft in Tibet sind solche Maßnahmen nichts anderes als drastische Rechtsverletzungen. Tibeter haben keine Möglichkeit, sich gegen die behördlichen Maßnahmen zu wehren. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt und es drohen Armut und Marginalisierung. Diese Programme interner Zwangsmigration müssen aufhören. Die Propaganda der Behörden kann nicht verdecken, dass das wahre Ziel des chinesischen Staates ganz offensichtlich eine umfassende Bevölkerungskontrolle ist“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Die Umsiedlungsmaßnahme ist Teil einer großangelegten Politik, die 2018 vom Komitee der Kommunistischen Partei der TAR eingeführt wurde und laut Propaganda der Behörden darauf abzielt, Personen umzusiedeln, die in sehr hoch gelegenen Regionen in ganz Tibet ab 4.800 Metern oder höher leben. Gemäß diesem Umsiedlungsplan sollen zwischen 2018 und 2025 insgesamt rund 130.000 Menschen aus 20 Landkreisen und 97 Townships der autonomen Präfekturen Shigatse, Nagchu und Ngari (chin. Ali) in der TAR umgesiedelt werden.

Mehr als 100.000 der insgesamt 130.000 Tibeter sollen dabei allein entlang des Flusses Yarlung Zangbo umgesiedelt werden, wobei Pläne zur Entwicklung einer „Kernwirtschaftszone“ mit „Industriekorridoren“ entlang des Flusses bestehen.

Chinesische Behörden führen unterschiedliche Begründungen für Umsiedlungen an. Mal bezeichnen sie diese als „ökologische Migration“, als Mittel der „Armutsbekämpfung“ oder in diesem Fall als „ökologische Umsiedlung in sehr großer Höhe“, was darauf hindeutet, dass es keine kohärente Begründung für die Maßnahmen gibt, außer der Tatsache, dass die Umsiedlung eine umfassende Kontrolle der Betroffenen ermöglicht. Umgesiedelte Tibeter werden abhängig von staatlichen Beihilfen, wohnen in vorgegebenen Wohnungen und müssen damit rechnen, zwangsweisen Arbeitsprogrammen unterzogen zu werden.

Seit den 1980er Jahren führen die chinesischen Behörden umfassende Programme zur Ansiedlung vornehmlich von tibetischen Nomaden durch. Schätzungen zufolge, die auf Angaben der chinesischen Staatsmedien beruhen, sind bis heute bis zu zwei Millionen Tibeterinnen und Tibeter umgesiedelt worden.

Weitere Informationen bietet unser englischsprachiger Bericht „Mass-relocation projects continue – 17,000 Tibetans to leave their homes by August”.

 

Pressekontakt:

Telis Koukoullis
Pressereferent
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: telis.koukoullis(at)savetibet.de
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International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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