Berlin, 03.08.2021. Am 31. Juli 2021 hätte die Haftzeit des buddhistischen Würdenträgers und Leiters eines Waisenhauses in Lhasa, Bangri Rinpoche, nach insgesamt 22 Jahren offiziell enden sollen. Dennoch ist bisher nichts weiter über seine Entlassung, seinen Verbleib und seinen gesundheitlichen Zustand nach der langen Haft bekannt. Die International Campaign for Tibet (ICT) hat bereits mehrfach auf das sich wiederholende Muster von Folter und Misshandlung in chinesischen Gefängnissen und die jüngste Serie von Todesfällen von Tibetern kurz nach ihrer Haftentlassung hingewiesen. Bangri Rinpoche war 1999 festgenommen worden und 2000 in einem offensichtlich unfairen Verfahren zu lebenslanger Haft wegen „Spalterei“ verurteilt worden. 2006 wurde bekannt, dass das Urteil zu einer 18-jährigen Haftstrafe umgewandelt wurde. 2005 noch hatte der damalige UNO-Sonderberichterstatter gegen Folter, Manfred Nowak, den Tibeter im Gefängnis von Chushur unweit Lhasa besuchen können.

„Wir sind in großer Sorge um das Wohlergehen und die Sicherheit von Bangri Rinpoche. Seine Familie und die Öffentlichkeit müssen über seinen Verbleib informiert werden und er muss sofort medizinisch versorgt werden, wenn sein gesundheitlicher Zustand dies erfordert. Ebenso müssen unabhängige UNO-Beobachter Zugang zu politischen Gefangenen in Tibet und China erhalten. Die systematischen Menschenrechtsverletzungen auch in Tibet müssen endlich Konsequenzen haben“, erklärt ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Bangri Rinpoche, auch bekannt als Jigme Tenzin Nyima, hatte die Gyatso-Schule und das dazu gehörige Waisenhaus in Lhasa geleitet, die nach einem Vorfall am 26. August 1999 von den chinesischen Behörden geschlossen wurden. Seinerzeit hatte der mit Renovierungsarbeiten an der Schule beauftragte tibetische Bauunternehmer Tashi Tsering versucht, auf dem Platz vor dem Potala-Palast eine chinesische Flagge herunterzureißen, um stattdessen die verbotene tibetische Fahne zu hissen. Anschließend war Tashi Tsering damit gescheitert, sich mit einem Sprengstoffgürtel selbst in die Luft zu sprengen. Tsering wurde daraufhin verhaftet und starb im Februar 2000 im Gefängnis. Auch einige Familienmitglieder des Bauunternehmers und ein Großteil des Schulpersonals wurden damals zu unterschiedlich langen Haftstrafen oder zu „Umerziehung durch Zwangsarbeit“ verurteilt.

Bangri Rinpoche wurde im September 2000 vom „Mittleren Volksgericht“ in Lhasa wegen angeblicher Beteiligung an Tserings Protestaktion und angeblicher Zusammenarbeit mit „separatistischen ausländischen Organisationen“ und der „verräterischen tibetischen Exilregierung“ zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. Hintergrund der Vorwürfe war offenbar, dass Bangri Rinpoche in den 1990er Jahren durch Indien gereist war, um Spendengelder für seine Schule zu sammeln und danach Fördergelder von zwei Wohltätigkeitsorganisationen in England und einer in den USA erhalten hatte. Seine Haftzeit wurde durch gerichtliche Beschlüsse am 31. Juli 2003 auf weitere 19 Jahre und am 17. November um ein zusätzliches Jahr reduziert. Das offizielle Ende seiner Haftzeit wurde auf den 31. Juli 2021 festgelegt. Bangri Rinpoches Ehefrau, Nyima Choedron, wurde im September 2000 zu zehn Jahren Haft verurteilt und im Februar 2006 vorzeitig entlassen.

ICT liegen Informationen vor, dass Rinpoche zwischenzeitlich aufgrund einer möglichen Darmerkrankung vom Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt worden war und dass sein Zustand ernst gewesen sei. Augenzeugenberichten zufolge wurde Rinpoche ans Krankenhausbett gefesselt, während er unter starken Schmerzen litt.

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Kai Müller
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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