Angst vor Meinungsfreiheit
Es sollte der vorläufige Höhepunkt der deutsch-chinesischen Kooperation im Fußball werden, als Chinas U20-Nationalmannschaft zum Spiel gegen den Regionalligisten Schott Mainz antrat. Die Verbandsoberen hofften auf eine Win-Win-Situation. Chinas Nachwuchsfußballer sollten dringend benötigte Spielpraxis sammeln, die Vereine der Regionalliga Südwest ihre Einnahmen verbessern können. Doch schon im Vorfeld hakte es gewaltig. Drei Vereine verweigerten sich dem Projekt komplett, statt geplanter zwei Spiele gegen die verbleibenden 16 Mannschaften sollte es nur noch zu je einer Begegnung kommen. Doch eine Handvoll Tibet-Fahnen im spärlich besuchten Mainzer Stadion genügten, um die deutsch-chinesische Fußballharmonie nachhaltig zu stören. „Auswärtssieg für Tibet“ lautete etwa die Überschrift eines Artikels der „Zeit“ über die Ereignisse in Mainz. Nach nur einem Spiel sei das China-Experiment des DFB in der Regionalliga gescheitert, hieß es darin, „an Tibet-Fahnen und weil die Chinesen keine Meinungsfreiheit mochten“.
Was war passiert? Nachdem sie auf der Tribüne einige Tibet-Fahnen entdeckt hatten, verließen die chinesischen Nachwuchsfußballer den Platz,. Die Mannschaft weigerte sich so lange weiterzuspielen, bis die Tibet-Fahnen freiwillig eingerollt wurden. Ein chinesischer Mannschaftsbetreuer versuchte offenbar gar, sich der Tibet-Fahnen zu bemächtigen. Das chinesische Außenministerium verurteilte das Geschehen in Mainz und kritisierte Deutschland für sein Verhalten als Gastgeber. Ministeriumssprecher Lu Kang verlangte „gegenseitigen Respekt“. Damit meinte er aber offensichtlich nicht etwa Respekt vor dem Recht auf Meinungsfreiheit in Deutschland, sondern dass die deutsche Regierung und die deutsche Öffentlichkeit den Pekinger Narrativ als verbindlich akzeptieren sollten. Den Protest der Zuschauer in Mainz gegen die Menschenrechtsverletzungen in Tibet definierte Sprecher Lu so flugs zu einer „separatistischen, antichinesischen und terroristischen Aktivität“ um. Als klar wurde, dass beim geplanten zweiten Spiel in Frankfurt erneut Tibet-Fahnen zu erwarten sein würden und Fans des Gastgebers dazu noch ein großes Banner für Meinungsfreiheit ankündigten, zogen die Verbände die Notbremse. DFB und chinesischer Fußballverband setzen die Freundschaftsspiele von Chinas U20-Nationalmannschaft gegen Vereine der Regionalliga Südwest „bis zur Winterpause aus“, wie es auf der Webseite des DFB heißt. Die meisten Beobachter gehen jedoch davon aus, dass dies das endgültige Aus für die Spiele der chinesischen Nachwuchsfußballer gegen die Regionalligisten bedeutet, eine Wiederaufnahme erscheint höchst unwahrscheinlich.
Die International Campaign for Tibet kommentierte das Ganze so: „Zu offensichtlich weichen die Standpunkte der beiden Fußballverbände hinsichtlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung voneinander ab. Wenn Kooperationsprojekte mit China die Einschränkung von Grundrechten in Deutschland zwingend nach sich ziehen, dann sollten sie nicht vereinbart oder fortgeführt werden. Das gilt bedauerlicherweise auch für den Sport. Insofern ist fraglich, ob es unter den aktuellen Bedingungen überhaupt zu einer Fortsetzung des Kooperationsprojektes zwischen chinesischem und deutschem Fußballbund kommen sollte. Dies ist bedauerlich, denn letztlich hat die chinesische Seite eine Chance vertan, sich mit abweichenden Meinungen und Kritik konstruktiv auseinanderzusetzen. Auf absehbare Zeit wird China – auch im Sport – damit kein normaler Partner bleiben.“ Weitere Einzelheiten finden Sie hier.
„China ist kein normaler Partner!“
„China ist kein normaler Partner!“ Bereits ein kurzer Blick nach Tibet und China genügt als Beleg für die Kernaussage unserer Petition. So hat sich Staatspräsident Xi Jinping in dem 2013 bekannt gewordenen „Dokument Nr. 9“ schon früh explizit gegen Rechtsstaatlichkeit, Partizipation und Pluralismus gestellt. Am Fall des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wie auch an Pekings Vorgehen gegen friedliche Tibeter lässt sich dies anschaulich studieren. Und wenn das Propagandasprachrohr der chinesischen KP, die auf Englisch erscheinende „Global Times“, schreibt, Deutschland müsse sich schämen, weil bei uns auch im Fußballstadion Tibet-Fahnen gezeigt werden dürfen, wird dies hierzulande vielleicht so manchen die Augen öffnen. Wie nötig dies ist, zeigt sich exemplarisch am nonchalanten Umgang der „Süddeutschen Zeitung“ mit einer bezahlten Propagandabeilage der staatlichen „China Daily“.
Deutschlands Außenpolitik aber sollte auf den Werten unseres Gemeinwesens aufbauen. Das Grundgesetz fordert ein klares Bekenntnis zu den Menschenrechten als „Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft“. Unser Appell an die Bundesregierung ruft diese daher dazu auf, mit Nachdruck auf die eklatanten menschenrechtspolitischen Defizite in China und Tibet hinzuweisen. Trotz der Möglichkeit, unsere Petition nunmehr auch online zu unterstützen, können Sie auch weiterhin kostenlos Aktionspostkarten bei uns anfordern. Bitte senden Sie uns dazu entweder eine E-Mail an info@savetibet.de oder rufen Sie uns einfach unter der Nummer 030/ 2787 9086 in unserem Berliner Büro an.
Larung Gar: Verschärfte Kontrolle
Larung Gar, im Osten Tibets gelegen, gilt als eines der größten buddhistischen Zentren der Welt. Im Juli des vergangenen Jahres hatten die chinesischen Behörden damit begonnen, tausende Unterkünfte zu zerstören und tausende Nonnen und Mönche zu vertreiben. Mittlerweile ist das Studienzentrum der direkten Kontrolle kommunistischer Kader unterstellt worden. Die chinesischen Behörden haben in den letzten Monaten damit begonnen, an der Stelle der abgerissenen Unterkünfte eine touristische Infrastruktur aufzubauen. Offenbar soll damit die Verwandlung Larung Gars von einem Ort religiöser Studien in eine Touristenattraktion betrieben werden.
An den Zugängen zu Larung Gar wurden zudem zwei neue Polizeigebäude errichtet. Dort müssen sich alle Besucher ausweisen und befragen lassen. Ein weiterer Kontrollpunkt der Polizei wurde an der Zufahrt zu dem Studienzentrum eingerichtet. Unter anderem dürfte dies dazu dienen, die Rückkehr vertriebener ehemaliger Bewohner Larung Gars zu verhindern. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte unserem Bericht „Major religious festival cancelled and new police checkpoints at Larung Gar".
Süddeutsche Zeitung: Ausverkauft!
In einem Schreiben an die Chefredaktion brachten wir unsere Sorge um die Glaubwürdigkeit der SZ zum Ausdruck und forderten „die Süddeutsche Zeitung als wichtige Säule demokratischer Meinungsbildung“ dazu auf, zukünftig derartige Anzeigenkunden abzulehnen. Beantwortet wurde unser Brief von der Geschäftsführung der SZ. Der Inhalt des Schreibens war so erwartbar wie enttäuschend: die „Süddeutsche Zeitung" werde weiter Beilagen von „China Daily" schalten. Redaktion und Werbung seien bei der „Süddeutschen Zeitung" getrennt. Grund für Sorge um die kritische Berichterstattung aus China gebe es nicht. Die Geschäftsführung der „Süddeutschen Zeitung" mochte uns auch keine Auskunft darüber geben, wie viel „China Daily" für die Anzeigenschaltung gezahlt habe, für die andere Zeitungen hohe sechsstellige Beträge pro Jahr erhalten. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Süddeutsche Zeitung riskiert ihre Glaubwürdigkeit“.
Auch die Presse berichtete über unsere Kritik an der SZ. So schrieb die „tageszeitung": „Eine SZ-Beilage über China wurde von der Kommunistischen Partei produziert und finanziert. Menschenrechtler sind entsetzt.“
Adventskränze für Tibet
Eine schöne Aktion zur Unterstützung unseres Flüchtlingskinderprojekts fand im südhessischen Modautal statt. Wie schon seit mehreren Jahren gab es im dortigen Kindergarten „Sonnenblume“ erneut Adventskränze und vorweihnachtlichen Blumenschmuck zu kaufen, deren Erlös an ICT gespendet wurde. Ganz herzlichen Dank allen, die daran mitgewirkt haben!
Die Aktion geht zurück auf eine Initiative der langjährigen ICT-Unterstützerin Ellen Werner. Sie hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit, sich im nordindischen Dharamsala ein eigenes Bild von der Lage im tibetischen Kinderdorf zu machen. Was sie dort sah, berührte sie sehr. In einem Interview mit ICT zeigte sie sich besonders angetan davon, „mit welcher Fröhlichkeit, Gelassenheit und Freude“ sich die Kinder im Exil bewegen können. In ihr wuchs der Wunsch zu helfen. So warb sie in Modautal freiwillige Helferinnen, die gemeinsam mit ihr Adventskränze bastelten und kunstvollen Blumenschmuck gestalteten. Dank Ellen Werners Einsatz und der Unterstützung ihrer Helferinnen kam so auch in diesem Jahr wieder eine schöne Summe zur Unterstützung unserer Arbeit für Tibet zusammen. Und ganz nebenbei dürften viele Menschen etwas über die schwierige Menschenrechtssituation in Tibet und die Lage der tibetischen Flüchtlingskinder in Indien erfahren haben. Vielen Dank dafür! Wenn auch Sie helfen wollen, laden Sie doch auch Freunde und Bekannte zum Adventsbasteln ein und starten Sie Ihre eigene Sammelaktion. Bei Interesse helfen wir Ihnen gerne weiter und beantworten Ihre Fragen. Sie erreichen uns telefonisch unter 030/27879086 oder per E-Mail unter info@savetibet.de. Herzlichen Dank!
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.