Das war 2015
Ein anderes großes Thema des Jahres 2015 hieß Folter in Tibet. Viele von Ihnen haben sich an unserer Appellaktion beteiligt. Nochmals ganz herzlichen Dank dafür! Wir berichteten über mutige Einzelproteste in Tibet und vergaben unsere "Schneelöwen" für ausgezeichneten Tibet-Journalismus. Wir ließen eine Sonderbriefmarke zum 80. Geburtstag des Dalai Lama produzieren und waren beim UN-Menschenrechtsrat in Genf für Tibet präsent. Mit einem Phantombild des Panchen Lama fahndeten wir nach dessen Verbleib. Wir unterstützten die Fußballerinnen von "Team Tibet" aus Indien und informierten Sie über den großartigen Tibet-Ballon "Tashi". Regelmäßig berichteten wir in unserem Tibet-Journal, unseren Tibet-News und nicht zuletzt auf Twitter und Facebook über die Lage in Tibet. Lassen sie das Jahr 2015 noch einmal Revue passieren und schauen Sie sich unsere Bildergalerie auf Flickr an.
Tibets „Blaues Gold“ in Gefahr
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Im auch als „größter Wasserraub der Geschichte“ bezeichneten Vorgehen Chinas werden in Tibet – weitgehend unbemerkt vom Rest der Welt – von mächtigen, in Staatsbesitz befindlichen chinesischen Konsortien zahlreiche Dämme errichtet. Es existieren Pläne für eine gigantische Wasserumleitung in den unter Wassermangel leidenden Norden Chinas, ungeachtet der damit einhergehenden enormen Risiken in einer der seismisch aktivsten Regionen der Erde sowie der Sorgen der Anrainerstaaten am Unterlauf der Flüsse.
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Der forcierte Abbau von Kupfer, Gold, Silber, Chrom und Lithium im industriellen Maßstab hat in Tibet verheerende Auswirkungen. Tibeter, die dagegen protestieren, laufen Gefahr, verhaftet, gefoltert oder getötet zu werden, auch wenn sie ihren Protest völlig gewaltfrei artikulieren.
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Mit ihrer Politik der zwangsweisen Ansiedlung tibetischer Nomaden droht die chinesische Regierung eine nachhaltige Wirtschaftsweise auszulöschen, die in einzigartiger Weise an die rauen Lebensumstände des tibetischen Hochlands angepasst ist. Dabei sind sich Wissenschaftler in aller Welt inklusive der Volksrepublik China darin einig, dass die traditionelle nomadische Landwirtschaft maßgeblich zum Erhalt der Landschaft beiträgt und hilft, die Folgen des Klimawandels abzumildern.
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Erst im vergangenen Monat hat die chinesische Regierung einen drastischen Ausbau der Kapazitäten für in Flaschen abgefülltes Trinkwasser aus Tibet angekündigt, obwohl die Folgen schmelzender Gletscher und der verstärkten Nutzung der Flüsse Tibets bereits jetzt spürbar sind.
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Die Kombination von zunehmender Urbanisierung, verstärkter Militarisierung, Ausbau der Infrastruktur und steigenden Temperaturen verändert Tibets Umwelt massiv. Kommt es nicht zu einer Umkehr dieses Trends, wird es zu irreversiblen Schäden kommen, wie dem Verschwinden großer Teile des Graslandes, der hochalpinen Weiden, der Feuchtgebiete und der Permafrostböden um das Jahr 2050, mit unabsehbaren Konsequenzen für die Umwelt auch in China und Südasien.
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Die chinesische Regierung präsentiert ihre für Tibets Umwelt desaströse Politik als Versuch, die Folgen des Klimawandels in Tibet „abzumildern“. Auf diese Weise soll Unterstützung internationaler Institutionen und Regierungen für eine Politik generiert werden, die etwa die Ansiedlung von Nomaden als Klimaschutzmaßnahme rechtfertigt.
Sie können den vollständigen Bericht „Blue gold from the highest plateau: Tibet’s water and global climate change“ kostenlos hier herunterladen (pdf, Englisch).
Dalai Lama-Briefmarke verboten
Als ICT im vergangenen Juli eine Sonderbriefmarke zum 80. Geburtstag das Dalai Lama herausbrachte, war das Interesse daran sehr groß. Wir erhielten so viele Bestellungen, dass wir mehrfach bei einem Tochterunternehmen der Deutschen Post AG nachproduzieren lassen mussten. Mehr als 6.000 Exemplare der Briefmarke lieferte Postindividuell in fünf Auflagen an ICT. Umso überraschender kam daher Ende November die Nachricht, eine sechste Bestellung werde von dem Tochterunternehmen der Deutschen Post unter Verweis auf geänderte Allgemeine Geschäftsbedingungen verweigert. Die neu formulierten Passagen deuten darauf hin, dass die Deutsche Post AG mit einer „Lex Dalai Lama“ gezielt die weitere Verbreitung der ICT-Sonderbriefmarke verhindern wollte. Nach den neuen Geschäftsbedingungen will das Unternehmen nunmehr den Abdruck von „Personen des öffentlichen Lebens, politischen Parteien oder Organisationen“ nicht mehr zulassen, dies allerdings gilt nur für solche von „außerhalb des Staatsgebiets der Bundesrepublik Deutschland“.
Nach Einschätzung der ICT versteckt sich das Unternehmen ganz offensichtlich hinter skurrilen juristischen Winkelzügen, um seine Geschäftsinteressen in China nicht zu gefährden. „Das ist gegenüber einem Friedensnobelpreisträger wie dem Dalai Lama unwürdig“, sagte ICT-Geschäftsführer Kai Müller. Eine Postsprecherin hatte in einem Schreiben an ICT zudem ausgeführt, „als international tätiges Unternehmen“ fühle sich die Deutsche Post AG „zu politischer Neutralität verpflichtet“. Dies legt den Verdacht nahe, dass Druck auf das Unternehmen ausgeübt worden sein könnte. Gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ stellte ein Postsprecher zudem die Abbildung des Dalai Lama auf eine Stufe mit rechtsextremen, terroristischen oder pornografischen Motiven. Damit nimmt die die Deutsche Post eine politische Bewertung vor, in deren Ergebnis sie einen Friedensnobelpreisträger mit Rechtsextremismus Terrorismus und Pornografie gleichstellt. Aus ICT-Sicht ist eine solche Bewertung inakzeptabel und beschämend. Entnehmen Sie weitere Einzelheiten bitte einer ICT-Pressemitteilung, die Sie hier nachlesen können.
Protestierer von Pekings Gnaden
Guter Schluss
Auf großes Interesse ist auch unser diesjähriger Kalender „My Tibet“ gestoßen, der wunderschöne Bilder des leider viel zu früh verstorbenen Bergsteigers und Fotografen Galen Rowell enthält. Begleitet werden sie von kurzen Texten des Dalai Lama enthält, dem Rowell bis zu seinem Tode itief verbunden war. Vielen Dank auch allen Käuferinnen und Käufern unseres Kalenders. Denn alle Überschüsse aus dem Kalenderverkauf fließen direkt in unsere Arbeit für Tibet. Und sollten Sie zuhause zufällig noch auf eine leere Wand blicken, hätten wir einen Tipp für Sie: Es gibt noch einen Restbestand an
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.