Religion unter Druck
Inhaltlich stellen die überarbeiteten Vorschriften eine Fortschreibung und Verschärfung der bisherigen Praxis dar. Dies gilt besonders für Tibet, wo bereits jetzt internationale Menschenrechtsstandards massiv verletzt werden und der Staat eine feindselige Haltung gegenüber unabhängiger Meinungsäußerung und freier Religionsausübung an den Tag legt. Deutlich wurde dies bereits an der Wortwahl des Entwurfs. So rückt dieser durch die ständige Verwendung von Begriffen wie „Staatssicherheit“, „religiöser Extremismus“ und „Terrorismus“ alle religiöse Aktivität in die Nähe politisch aufgeladener Verbrechen. Wie schon beim Anti-Terror-Gesetz von 2016 und dem Sicherheitsgesetz von 2015 werden diese Begriffe entweder überhaupt nicht oder nur sehr vage definiert, wodurch die Behörden einen enormen Definitionsspielraum erhalten. Dadurch kann so gut wie jede religiöse Handlung zum strafwürdigen Verbrechen erklärt werden. Gleiches gilt für jeden Ausdruck der tibetischen Identität, gewaltfreien Protest oder öffentliche Kritik an der Religionspolitik. Die Vorschriften verlangen überdies die „Unabhängigkeit“ religiöser Gruppen von „ausländischer Dominanz“, ein Passus, der deutlich auf die feindselige Haltung gegenüber dem Dalai Lama gemünzt ist, aber beispielsweise auch auf vatikantreue Katholiken angewandt werden könnte. Unter Erlaubnisvorbehalt der Behörden stehen unter anderem nach wie vor religiöse Aktivitäten, die Einsetzung religiöser Würdenträger und die religiöse Betätigung von Gruppen. Vom Staat unabhängiges und unbeeinflusstes religiöses Leben ist damit unmöglich. Weitere Einzelheiten können Sie einer aktuellen ICT-Mitteilung entnehmen.
Wegen KP-Kongress geschlossen
Medienberichten zufolge müssen ausländische Besucher Tibet bis zum 17. Oktober verlassen. Unter Berufung auf örtliche Reisebüros, denen entsprechende Anweisungen zugegangen seien, heißt es darin, das Reiseverbot gelte voraussichtlich bis zum 28. Oktober. Als Grund wird der vom 18. bis 28. Oktober in Peking stattfindende Parteikongress der chinesischen KP genannt. Auch wenn die Artikel dazu keine näheren Angaben machen, scheint sich das Reiseverbot alleine auf die sogenannte „Autonome Region Tibet“ (TAR) zu beziehen, die sich über ungefähr die Hälfte des historischen Tibet erstreckt. Die verwaltungsmäßig den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan zugeschlagenen nord- und osttibetischen Regionen sind davon offenbar nicht betroffen. So bieten etwa Reiseveranstalter Touristen, die für den betreffenden Zeitraum einen Besuch in der „Autonomen Region Tibet“ geplant hatten, Alternativtouren durch Osttibet an. Die Berichterstattung zeigt übrigens einmal mehr, dass es der chinesischen Regierung weitgehend zu gelingen scheint, ihre Tibet-Definition durchzusetzen. So wird dort Tibet durchgängig mit der „Autonomen Region Tibet“ (TAR) gleichgesetzt, ungeachtet der Tatsache, dass sich das historische Tibet über die doppelte Fläche erstreckt.
In der Vergangenheit hatten die chinesischen Behörden schon mehrfach Reiseverbote für die TAR verhängt, zuletzt im Februar und März 2017, vom Beginn des tibetischen Neujahrsfests bis nach dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959. Auch während „politisch sensibler“ Ereignisse, wie beispielsweise dem 60. Jahrestag der erzwungenen Eingliederung Tibets in die Volksrepublik China, werden regelmäßig Reiseverbote für ausländische Touristen erlassen. Diese benötigen für einen Besuch der „Autonomen Region Tibet“ eine spezielle Reiseerlaubnis, den sogenannten "Tibet Travel Permit".
Nomadenprotest in Tibet
Bereits im Juli hatten die Behörden im weiter nördlich gelegenen Landkreis Mangra (Guinan) ebenfalls tibetische Nomaden von ihren traditionellen Sommerweiden vertrieben. Einzelheiten darüber finden sich am Ende unseres Berichts „ICT Inside Tibet: Tibetan nomads make rare appeal against removal from grasslands“.
China kein normaler Partner
So hat sich Staatspräsident Xi Jinping in dem 2013 bekannt gewordenen „Dokument Nr. 9“ schon früh explizit gegen Rechtsstaatlichkeit, Partizipation und Pluralismus gestellt. Am Fall des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wie auch an Pekings Vorgehen gegen friedliche Tibeter lässt sich dies anschaulich studieren. Zudem untergräbt die chinesische Regierung auch auf internationaler Ebene bislang universell gültige Rechte. Sie bekämpft die unabhängige Zivilgesellschaft und verfolgt Menschenrechtsverteidiger mittlerweile weltweit. Deutschlands Außenpolitik aber sollte auf den Grundwerten unseres Gemeinwesens aufbauen. Das Grundgesetz fordert ein klares Bekenntnis zu den Menschenrechten als „Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft“. Unser Appell an die neue Bundesregierung ruft diese daher dazu auf, mit Nachdruck auf die eklatanten menschenrechtspolitischen Defizite in China und Tibet hinzuweisen.
Voraussichtlich sind die Appellpostkarten von Mitte Oktober an lieferbar. Wenn Sie sich an unserer Aktion beteiligen wollen, können Sie diese bereits jetzt bei uns anfordern. Entweder per E-Mail an info@savetibet.de oder per Telefon unter der Nummer 030/ 2787 9086.
Tibets Erbe
Unser neuer ICT-Kalender „Tibet Heritage – Tibets Erbe“ stellt bedeutende historische und kulturelle Stätten dar. Mit zwölf großformatigen Bildern, ergänzt durch Bildtexte in englischer Sprache, gewährt dieser Kalender einen faszinierenden Einblick in die uralte Geschichte und das historische Erbe Tibets. Der Preis dieses einzigartigen Kalenders beträgt 19,50 €/Stück. Für Spender, die uns per Lastschrifteinzug unterstützen, kostet er 14,50 €/Stück (jeweils bereits inklusive MwSt. und Versandkosten). Mit dem Kauf des Kalenders unterstützen Sie direkt unsere Arbeit für Tibet. Sichern Sie sich noch heute Ihr persönliches Exemplar und bestellen Sie mit Angabe der Lieferadresse und der gewünschten Kalenderanzahl per E-Mail unter info@savetibet.de oder per Telefon unter 030/2787 9086. Herzlichen Dank!
Wir haben übrigens alle zwölf Fotos des neuen Kalenders schon einmal
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.