Nomaden in Gefahr
Neu ist nun der Versuch, bereits die schiere Anwesenheit von Nomaden zu bestreiten, wie im Falle eines weitläufigen Gebiets im Zentrum von Tibet, das die chinesische Regierung, in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen sehen möchte. Würden die Pläne, über die derzeit die UNESCO Welterbetagung in Krakau berät, umgesetzt, hätte dies die Entfernung der tibetischen Nomaden aus Hoh Xil zur Folge, obwohl sie mit ihrer naturnahen Bewirtschaftung seit Jahrhunderten Landschaft und Tierleben des ausgedehnten Gebietes schützen. Hoh Xil liegt im Zentrum dreier großer Naturschutzgebiete, die in zunehmendem Maße die traditionelle Landnutzung durch die Tibeter einschränken, die exklusive Kontrolle des Staates verstärken und den Massentourismus befördern können. Nach Angaben der chinesischen Regierung handelt es sich bei Hoh Xil um „Niemandsland“.
Nach Ansicht der ICT darf die Aufnahme eines Naturschutzgebietes in die UNESCO-Welterbeliste nicht dazu führen, dass tibetische Nomaden aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden. Auch kann es nicht sein, dass das Etikett UNESCO dazu benutzt wird, den Ausbau von Tourismus und Infrastruktur zu rechtfertigen. Die chinesische UNESCO-Bewerbung drängt tibetische Nomaden weiter an den Rand der Gesellschaft und verschweigt ihre lange Geschichte des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen. Daher sollte das Welterbekomitee der UNESCO den chinesischen Vorschlag so lange zurückstellen, bis ein detailliertes Gutachten über seine Auswirkungen vorliegt, in dessen Erstellung entsprechend den UNESCO-Richtlinien auch Betroffene und unabhängige Experten eingebunden sind. ICT hat den Bericht „Nomads in ‚‘no man’s land’: China’s nomination for UNESCO World heritage risks imperilling Tibetans and wildlife“ in Krakau vorgestellt, wo am Sonntag das 41. Treffen des Welterbekomitees der UNESCO begann. ICT-Vertreter sind vor Ort aktiv, um die Delegierten über die Auswirkungen ihrer Abstimmung zu informieren. Der Bericht ist online einsehbar oder als PDF im Download erhältlich. Oder schauen Sie sich hier ein Video zum Thema an.
Aktiv für Tibet
Nur einen Tag später fand in Genf eine Tibet-Solidaritätsdemonstration statt. Mehr als 1.000 Tibeter und Tibet-Unterstützer waren nach Genf gekommen, um am dortigen Sitz der Vereinten Nationen an die internationale Gemeinschaft und den UN-Menschenrechtsrat zu appellieren, sich für Tibet einzusetzen. Die Veranstaltung organisiert hatten die Tibeter Gemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein, die Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft und die International Campaign for Tibet. Auf Bannern und Plakaten forderten die Demonstrationsteilnehmer die Freilassung des Panchen Lama und des Tibeters Tashi Wangchuk, der sich für die Bewahrung des Tibetischen eingesetzt hatte. Am 15 Juni fand die die Vertreterin Deutschlands beim UN-Menschenrechtsrat in Genf deutliche Worte an die Adresse Pekings. Sie thematisierte Chinas „Verletzungen der Religionsfreiheit“ im buddhistischen Studienzentrum Larung Gar und erwähnte unter anderem auch den Fall des Tibeters Tashi Wangchuk, dessen sofortige Freilassung sie forderte. Zudem verlangte sie, China müsse dem UN-Menschenrechtskommissar und den Sonderberichterstattern der Vereinten Nationen Zugang zu den „westlichen Regionen“ des Landes und damit auch nach Tibet gewähren. Am 20. Juni reiste ICT-Geschäftsführer Kai Müller zu einem Gespräch mit dem Büro des UN-Sonderberichterstatters für Religions- und Gewissensfreiheit erneut nach Genf. Als große Unterstützung beschrieb er dabei die zahlreichen Unterschriften für unsere Larung Gar-Petition. Ihnen allen, die dabei mitgemacht haben, unser herzlicher Dank!
Wie halten Sie es mit Tibet?
Daneben haben die drei Organisationen auch eine Liste von tibetischen Gefangenen und Menschenrechtsverteidigern zusammengestellt, die in das parlamentarische Patenschaftsprogramm „Parlamentarier schützen Parlamentarier“ aufgenommen werden können. Die Wahlprüfsteine können Sie sich hier anschauen.
Lhasa: Kinder ohne Religion!
Kai Müller, Geschäftsführer der ICT: „Offensichtlich handelt es sich bei der Verbotsanordnung um einen Eingriff in die Rechte von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulangestellten. Dies ist nicht zu akzeptieren“, so Müller. Bei minderjährigen Schülern könne insbesondere eine Verletzung der Kinderrechtskonvention vorliegen, die von China ratifiziert worden ist.
Für Tibet auf den Gipfel
In diesem Jahr allerdings steht bei Stefan Mandel etwas anderes im Zentrum: Um darauf aufmerksam zu machen, dass Tibet seit nunmehr 67 Jahren von China besetzt wird, hat er sich vorgenommen, in diesem Jahr 67 Gipfel mit 67 verschiedenen Menschen zu erklimmen und dort jeweils ein Gipfel-Foto mit Tibet-Fahne zu machen. 31 Gipfel und Pässe hat er bis Mitte Juni bereits geschafft. Darunter waren neben zahhlreichen Alpengipfeln auch kleinere Erhebungen im Odenwald, der Pfalz oder dem Schwarzwald. Auf unserem Foto sieht man ihn übrigens im Paraje Natural el Torcal in Spanien. Wir beglückwünschen ihn zu dieser tollen Idee und wünschen ihm, dass er seinen Plan verwirklichen kann! Und ganz herzlichen Dank für die schönen Bilder! Wir werden sie in unregelmäßigen Abständen auf
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.