Gefährliche Gebete
So werden zum Beispiel unter Punkt 18 des Erlasses „religiöse und traditionelle Aktivitäten zur Anstiftung anderer“ oder das Organisieren „öffentlicher Zusammenkünfte, um dem 14. Dalai Lama Rauchopfer, Butterlampen oder Gebete darzubringen“ als kriminell definiert – klare Verletzungen des Rechts auf freie Ausübung der Religion und zudem auch im Widerspruch stehend zu Artikel 36 der chinesischen Verfassung, in dem die Religionsfreiheit garantiert wird. Tatsächlich aber definiert alleine die Kommunistische Partei Chinas, was als „akzeptable“ Religionsausübung zu gelten hat. Unter Punkt 12 wird als illegal definiert, „für Menschen zu beten, die sich selbst angezündet haben, Rauchopfer für sie darzubieten oder Gebete für sie zu sprechen zu lassen, (…) zu ihrem Gedenken Butterlampen zu entzünden oder ihren Angehörigen zu kondolieren“. Bereits seit einiger Zeit unternehmen die Behörden in Tibet den Versuch, die Selbstverbrennungen, deren Zahl sich in Tibet und China seit Februar 2009 auf insgesamt 139 beläuft, zu kriminalisieren. So wurden nach einer Reihe von Selbstanzündungen in Rebkong zwei Mönche aus Tsoshar zu je drei Jahren Haft verurteilt, weil sie Gebete für Wangchen Norbu gesprochen hatten, einen Tibeter, der sich am 21. November 2012 selbst angezündet hatte und daran verstorben war.
Punkt 4 des Erlasses aus Rebkong hält fest, dass es bereits illegal sei, sich zum Zwecke des „Erhalts der Muttersprache“, des „Umweltschutzes“ oder zu „Alphabetisierungsklassen“ zusammenzuschließen. Hintergrund dürfte sein, dass es gerade unter den Tibetern in Rebkong ein starkes Bewusstsein für ihre kulturelle Identität gibt, das im Jahr 2010 zu mehreren großen Demonstrationen für den Gebrauch des Tibetischen als Unterrichtssprache in den Schulen gab. Die gegen die Förderung der tibetischen Sprache gerichteten Maßnahmen stehen ebenfalls im Widerspruch zur chinesischen Verfassung (Artikel 4) und zum Gesetz über die regionale ethnische Autonomie (Artikel 10). Unseren englischsprachigen Bericht „Praying and lighting butter-lamps for Dalai Lama ‘illegal’: new regulations in Rebkong“ können Sie samt einer englischen Übersetzung des Erlasses hier herunterladen.
Erdbeben im Himalaja
Der Dalai Lama bekundete Nepal sein Mitgefühl. In einem Schreiben an den nepalesischen Premierminister Sushil Koirala brachte er seine Trauer über das verheerende Erdbeben zum Ausdruck, das Tausende Menschenleben gefordert und große Verwüstung gebracht hat. Zugleich betonte er, dass Tibeter und Nepalesen stets Nachbarn gewesen seien, auch lebten viele Tibeter als Flüchtlinge in Nepal. Den Wortlaut seiner Kondolenzbotschaft können Sie hier nachlesen. Wie die tibetische Exilregierung im nordindischen Dharamsala und der Karmapa sicherte auch der Dalai Lama über seinen Dalai Lama Trust den Erdbebenopfern Hilfe zu.
Derweil rivalisieren die asiatischen Großmächte China und Indien mit ihrer Erdbebenhilfe um Einfluss in Nepal. Beide Länder legen ein massives humanitäres Engagement an den Tag, sind mit Hunderten von Katastrophenhelfern im Einsatz. Doch habe dieser auch eine klare strategische Komponente, so Beobachter. Während China sich inzwischen zu Nepals größtem Auslandsinvestor entwickelt habe, sei auch Indien entschlossen, der Ausweitung des Einflusses in seinem "Hinterhof" höchste Priorität einzuräumen. Denn trotz seiner geringen Größe besitze Nepal in den Augen beider großen Nachbarn enorme strategische Bedeutung. Mehr zu diesem Aspekt können Sie in einem Artikel der in Hongkong erscheinenden "South China Morning Post" (SCMP) nachlesen.
„Schneelöwe 2015“: Jetzt bewerben!
Die Einreichungen dürfen aus allen Feldern journalistischen Schaffens stammen, ganz gleich ob aus Print oder Online, aus Radio oder Fernsehen. Wichtig: Die Beiträge müssen im Jahr 2014 in deutschsprachigen Medien veröffentlicht worden sein. Alle weiteren Einzelheiten finden Sie auf unserer Homepage. Die Jury des „Schneelöwen 2015“ vergibt einen Ersten Preis, der mit 2.000 € dotiert ist, sowie einen Zweiten Preis, der 1.000 € wert ist. Außerdem ist ein Recherchestipendium für freie Journalisten in Höhe von 2.000 € zu vergeben. Alle Einzelheiten dazu finden Sie hier. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünschen wir viel Erfolg!
Neue Selbstverbrennungen
Nur acht Tage später kam es im Landkreis Ngaba zur Selbstanzündung von Neykyab, auch er soll in seinen Vierzigern gewesen sein. Wie es heißt, soll sich vor knapp drei Jahren bereits sein Schwager in Lhasa selbst angezündet haben. Am Ort seiner Selbstverbrennung hinterließ Neykyab einen improvisierten Schrein mit Blumen, Butterlampen, Familienfotos sowie Bildern des Dalai Lama und des 10. Panchen Lama. Bilder davon zirkulierten in den tibetischen sozialen Medien. Neykyabs Leichnam wurde von der chinesischen Polizei weggebracht. Unseren Bericht „Tibetan man sets fire to himself beside shrine with religious offerings" finden Sie hier in voller Länge. Damit stieg die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet und China seit dem Jahr 2009 auf 139.
Lohn für Internetsuche
Auch im vergangenen Jahr ist dank der zahlreichen Suchanfragen über die Seite von benefind eine hübsche Summe für die Arbeit der ICT zusammengekommen. So teilte benefind mit, dass die Spendenauszahlung an ICT wegen der „überdurchschnittlich hohen Werbeeinnahmen und außerordentlich niedrigen Kosten“ höher ausfallen könne als erwartet. In Kürze werde ICT daher für das Jahr 2014 annähern 650 € überwiesen bekommen. Herzlichen Dank all denjenigen von Ihnen, die mit ihren Internet-Suchanfragen dazu beigetragen haben! Bitte nutzen Sie auch weiterhin diese einfache Möglichkeit, Mittel für unsere Arbeit zu erwirtschaften.
Wer benefind bislang noch nicht kennt, kann sich
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.