Tibeter trotzen Truppenaufgebot
Allen Anstrengungen zum Trotz gelang es den Behörden auch nicht, den politischen Protest komplett zu unterbinden. So setzte sich in einem Dorf im osttibetischen Landkreis Ngaba (chin.: Aba) die Tibeterin Norchuk selbst in Brand und erlag am Abend des 5. März ihren Verletzungen. Das Alter der Mutter dreier Kinder namens Norshuk wird mit Ende vierzig angegeben. Anders als in den meisten vergleichbaren Fällen überließen die Behörden Norchuks Leichnam ihren Angehörigen, die ihn den traditionellen Riten entsprechend am nächsten Morgen kremieren konnten. Am 8. März forderte ein 18-jähriger Mönch des Klosters Kirti auf der Hauptstraße von Ngaba öffentlich die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet, bevor er von Polizisten festgenommen und an einen unbekannten Ort verbracht wurde. Gendun Phuntsok trug während seines Einzelprotests ein Porträt des Dalai Lama und war in einen gelben Khatag gehüllt, den traditionellen Glücks- und Segensschal der Tibeter. Weitere Einzelheiten finden Sie in einer Mitteilung der ICT.
Den vergeblichen Versuch der chinesischen Behörden, durch ihr massives Truppenaufgebot in Tibet die in öffentlichen Reden so gerne beschworene „Stabilität“ herzustellen, beleuchten wir auch in einem Beitrag auf unserem neuen Tibet-China-Blog, den Sie hier nachlesen können.
Kein Ende des Leidens
Der Bericht "Tibetan survivors of self-immolation: repression and disappearance" wertet zwanzig Fälle aus Tibet aus, in denen die Menschen ihre Selbstverbrennung überlebt haben; hinzu kommen drei weitere Fälle aus dem Exil. ICT belegt, wie diese Menschen teilweise extremer physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt ist. Nicht selten kommt es vor, dass den Überlebenden eine angemessene medizinische Versorgung ganz oder teilweise verweigert wird. In vier Fällen kam es zur Amputation von Gliedmaßen gekommen. Ob dies medizinisch unausweichlich war, ist nicht geklärt. ICT fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass die Aufenthaltsorte der überlebenden Opfer von Selbstverbrennungen bekannt gemacht und die Einzelheiten ihrer medizinischen Versorgung offen gelegt werden.
Die schlechte Behandlung der Überlebenden von Selbstverbrennungen in Tibet geht einher mit einer Repressionswelle gegen all diejenigen, die aus Behördensicht mit den Selbstanzündungen in Verbindung gebracht werden können. Betroffen von Strafaktionen der Behörden sind sowohl Freunde und Angehörige, als auch ganze Gemeinschaften. Unseren englischsprachigen ICT-Bericht „Tibetan survivors of self-immolation: repression and disappearance“ können Sie hier herunterladen.
Eine Stimme für Tibet
Das Statement erfolgte im Rahmen des interaktiven Dialogs zum Bericht des UN-Sonderberichterstatters über Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Begleitet wurde Mecacci vom Geschäftsführer von ICT-Deutschland, Kai Müller, der zugleich auch das UNO-Team der ICT leitet. Gemeinsam warben sie in Genf bei Treffen mit diplomatischen Vertretern um Unterstützung in der Tibet-Frage.
Tibetfahnen unterm Eiffelturm
Eigens für die Tibet-Demonstration hat ICT übrigens eine Reihe von Karikaturisten und Künstlern darum gebeten, Cartoons zu zeichnen, die ihre Wahrnehmung der Situation in Tibet wiedergeben. Die daraufhin entstandenen Werke zeigen sehr deutlich die übermäßige Militarisierung Tibets, die Einschränkung der freien Meinungsäußerung und der Religionsfreiheit. Zur gleichen Zeit aber betonen sie auch den Widerstand des tibetischen Volkes und die gewaltlose Art seines Kampfes. Einige der Cartoons können Sie sich hier anschauen.
Ratschläge des Herzens
Angesichts des am 6. Juli bevorstehenden 80. Geburtstags des Dalai Lama laden wir Sie zu einem Besuch unseres
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.