„Beschämender Kotau vor Diktatur“
Daraufhin löschte Mercedes-Benz die Anzeige mit dem Dalai Lama-Zitat und veröffentlichte auf seiner Weibo-Seite eine „Entschuldigung“. In dieser versprach die Firma, sich um ein „tieferes Verständnis von chinesischer Kultur und Werten“ bemühen zu wollen, was explizit nicht nur für ihre chinesischen Angestellten, sondern weltweit gelte. Etwas Derartiges werde nicht mehr vorkommen, beteuerte die Firma, die sich für ihre „extrem fehlerhafte Botschaft“ entschuldigte.
Leider war dies noch nicht alles. Der Daimler-Kotau ging sogar noch weiter: Daimler-Chef Dieter Zetsche und der China-Chef des Autobauers Hubertus Troika richteten kurz darauf auch noch einen Brief des Bedauerns an den chinesischen Botschafter in Deutschland, wie unter anderem der SWR berichtete.
Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet handelt es sich bei dem Verhalten des Autobauers um einen „beschämenden Kotau vor der Diktatur“, wie ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte. Ohne Not passe man sich bei Mercedes-Benz den Sprachregelungen der Kommunistischen Partei an und verspreche im vorliegenden Fall sogar, Peking beim weltweiten Export seiner Zensur zu unterstützen. Geradezu ironisch wirke das Ganze angesichts des verwendeten Zitats des Dalai Lama: „Look at situations from all angles and you will become more open.” (Auf Deutsch etwa: „Betrachte eine Lage aus allen Blickwinkeln und Du wirst offener werden.”) Weitere Einzelheiten finden Sie in unserer Pressemitteilung.
Aufforderung zum Spitzeln
In dem Rundschreiben der Polizei werden die Tibeter unter anderem dazu aufgefordert, Klöster zu melden, in denen die Religion dazu benutzt werde, „die Massen zu kontrollieren, zu verwirren, aufzuhetzen oder sie dazu zu zwingen, der Partei und der Regierung zu widerstehen“. Faktisch trägt das Behördenpapier dazu bei, selbst Bestrebungen zur stärkeren Nutzung des Tibetischen oder zum Schutz der tibetischen Kultur zu kriminalisieren, indem es diese als „reaktionäre und engstirnig nationalistische Ideen“ bezeichnet. Die chinesische Zeitung „Global Times“, das in englischer Sprache erscheinende Propagandasprachrohr der chinesischen Kommunistischen Partei, bezeichnete in einem Artikel über das Rundschreiben der Polizei den politischen Kampf gegen den Dalai Lama als zenrales Anliegen der Pekinger Führung. Lesen Sie mehr darüber in unserem englischsprachigen Bericht.
Brand im Jokhang-Tempel
Auch mehrere Tage nach dem Brand blieb die genaue Ursache des Brandes unklar. Zudem weckte das Verhalten der chinesischen Behörden Befürchtungen, Peking wolle Schäden am Jokhang vertuschen. Zwar konnte die zentrale Tempelhalle mit dem berühmten Jowo-Buddha am Tag nach dem Brand betreten werden, doch sei etwa der Bereich hinter der Statue des Jowo-Buddha mit neuen Vorhängen verhüllt gewesen, wie „Radio Free Asia“ (RFA) berichtete. Auch sei Besuchern das Betreten des Obergeschosses verwehrt worden, so eine Quelle von RFA. Anschließend wurde der Jokhang für mehrere Tage geschlossen. Zugleich blieben Nachrichten über den Brand und seine Folgen weiterhin strikt zensiert. Die chinesischen Behörden drohten gar mit Gefängnisstrafen für die Weitergabe von Informationen. Auch die offiziellen Medien hätten Stillschweigen bewahrt, so der Bericht. Der Tibet-Experte Robert Barnett wertete dies gegenüber RFA als Ausdruck von Furcht vor dem Ausbruch von Unruhen in Tibet. Diese Erklärung mache allerdings nur dann Sinn, wenn es „ein größeres Problem“ mit dem Jokhang gebe und etwa schwere Schäden verborgen bleiben sollten, so Barnett. Auch sei es der Regierung möglicherweise peinlich, dass sie es nicht vermocht habe, den Ausbruch eines Feuers an der UNESCO-Welterbestätte zu verhindern.
Freiheit für Tashi Wangchuk!
Die International Campaign for Tibet begrüßt die unmissverständlichen Worte der UNO-Experten. Kai Müller, Geschäftsführer der ICT in Deutschland, sagte: „Tashi Wangchuk hat nichts anderes getan, als sich friedlich für den Schutz der tibetischen Sprache einzusetzen. Seine Inhaftierung und das Gerichtsverfahren gegen ihn sind krass rechtsstaatswidrig und verstoßen gegen internationale Menschenrechtsstandards. Die Erklärung der UNO-Experten hat dies nochmals unterstrichen.“
Tashi Wangchuk wurde am 27. Januar 2016 verhaftet, nachdem er in einem Artikel und Videobericht der „New York Times“ erschienen war, in dem er für die Rechte der tibetischen Sprache eintrat. Er wurde seitdem in Haft gehalten. Am 4. Januar 2018 bestätigte das Mittlere Gericht von Yushu die Anklagen wegen „Anstiftung zum Separatismus" gegen Tashi Wangchuk gemäß Artikel 103 Absatz 2 des Strafgesetzbuches der Volksrepublik China, der eine Haftstrafe von mehr als 5 Jahren vorsieht. Es wird indes befürchtet, dass Wangchuk eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren erhalten kann. Weitere Informationen finden Sie hier.
Jetzt Grüße nach Tibet senden!
Wenn möglich sollten Sie Ihre Grußbotschaften mit einem Bild versehen. Denn so erhalten auch die Tibeter, die kein Deutsch oder Englisch können, eine konkrete Vorstellung von Ihren Grüßen. Ein Bild sagt einfach mehr als 1.000 Worte.
Wie das funktioniert? Ganz einfach: Gehen Sie auf unsere Grüße-Seite und klicken Sie auf „Einen Gruß senden“. Dann öffnet sich das Nachrichtenfenster. Routinemäßig ist die Seite so eingestellt, dass Sie eine Text-Nachricht verfassen können. Das erkennen Sie an dem Wort „Text“ in dem Kästchen links oben. Wenn Sie nun auf das kleine Dreieck rechts daneben klicken, öffnen sich weitere Möglichkeiten, unter anderem „Foto“. Ein Klick darauf verändert das Fenster so, dass Sie ein zuvor ausgewähltes Bild von Ihrem Rechner oder Smartphone hochladen können. In dem Feld darunter haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, eine Textbotschaft hinzuzufügen. Viel Spaß bei Ihren Foto-Grüßen nach Tibet!
P.S.: Bitte nicht wundern, wenn Ihre Grüße nicht umgehend auf der Seite zu sehen sind. Sie müssen immer erst von unserem Administrator freigegeben werden.
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.