Öffentliche Gebete

Es war nur eine kurze Meldung, die am 19. Januar auf der Webseite des Dalai Lama zu lesen war, und doch sorgte sie für einige Aufregung. Dort hieß es, der Dalai Lama werde zur medizinischen Behandlung in die Mayo-Klinik im US-Bundesstaat Minnesota reisen. Nach Abschluss der Behandlung werde er etwa einen Monat Ruhe halten und dann im März wieder seine Termine aufnehmen. Wie es inzwischen heißt, seien die behandelnden Ärzte sehr zufrieden, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung. In Tibet jedoch, wo die Behörden versuchen, die Verehrung des Dalai Lama mit allen Mitteln zu bekämpfen, ist die Informationslage naturgemäß schlecht. Trotzdem sprach sich die Nachricht vom Krankenhausaufenthalt des Dalai Lama auch in Tibet rasch herum. Nicht einmal eine Woche nach ihrer Veröffentlichung versammelten sich im osttibetischen Landkreis Kardze mehr als 1.000 Menschen und beteten öffentlich für die Gesundheit des Dalai Lama und ein langes Leben. In einem Kloster wurde dabei eigens ein improvisierter Schrein mit einem überlebensgroßen Porträt des Dalai Lama errichtet. In den sozialen Netzwerken zirkulieren Bilder und Videos, die diesen mit zahlreichen Khatags – tibetischen Glücks- und Segensschals – geschmückt zeigen. Weitere Einzelheiten können Sie hier einem Bericht der ICT entnehmen.
Und zum Schluss noch eine gute Nachricht für all diejenigen, die den Dalai Lama einmal live erleben wollen: Für den 17. und 18. September – es handelt sich hier um ein Wochenende (!) – sind Auftritte des Dalai Lama ‪in Straßburg geplant. Alle derzeit verfügbaren Informationen findet Sie auf der dafür eingerichteten Webseite.

Erfolgreicher Protest

Am Anfang stand ein Musterbeispiel ethnischer Diskriminierung, am Ende ein Erfolg, der überraschen durfte. Alles fing damit an, dass ein Hotel im nordosttibetischen Rebkong seinen Angestellten den Gebrauch des Tibetischen untersagte. Die Leitung des „Xiangyun Pinzhi-Hotels“ erließ ein Verbot, im Dienst Tibetisch zu sprechen. Im Falle von Verstößen wurden den Angestellten Geldbußen in Höhe von 500 Yuan (ca. 70 €) angedroht. Ein entsprechender Aushang war abfotografiert und in sozialen Medien veröffentlicht worden. Daraufhin erhob sich ein Sturm öffentlicher Entrüstung, wobei sich viele Kommentatoren in ihrer Kritik auf Parteirhetorik und die Verfassung beriefen. Dies veranlasste schließlich die Behörden in Rebkong dazu, das erst im Dezember 2015 eröffnete Hotel zu schließen.
Dessen Leitung entschuldigte sich daraufhin öffentlich dafür, seinen Beschäftigten den Gebrauch des Tibetischen verboten zu haben. In der im Internet veröffentlichten Erklärung heißt es, man habe damit „die Gefühle des tibetischen Volkes schwer verletzt und gegen die ethnische Politik des Landes verstoßen“. Man entschuldige sich bei den tibetischen Landsleuten und akzeptiere die Entscheidungen der (kommunistischen) Partei sowie der lokalen Behörden. Derartiges werde sich zukünftig nicht wiederholen, so die Erklärung der Hotelleitung.
Die Behörden des Landkreises Rebkong gingen in ihrer Reaktion über diesen Einzelfall hinaus und verkündeten, dass von nun an das Tibetische gleichberechtigt neben dem Chinesischen stehen müsse. Seit dem 13. Januar gelte diese Bestimmung für alle öffentlichen Einrichtungen sowie offenbar auch für private Unternehmen, wie man dem Wortlaut der behördlichen Ankündigung vom 11. Januar entnehmen kann. Detailliert wird darin ausgeführt, wie Schilder und öffentliche Bekanntmachungen auszusehen haben. Tibetische und chinesische Schriften müssen demnach stets die gleiche Größe aufweisen. Weitere Einzelheiten finden Sie in unserem englischsprachigen Bericht „Hotel restaurant closed down by authorities after staff threatened with fine for speaking Tibetan“.

Überwachung total

Die chinesische Führung in Peking verstärkt derzeit ihre Bemühungen um die totale Kontrolle in Tibet gleich auf mehreren Ebenen. So wird einem aktuellen Bericht von „Human Rights Watch“ (HRW) zufolge das groß angelegte chinesische Überwachungsprogramm in der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) auf unabsehbare Zeit verlängert. Im Zuge dessen wurden in den vergangenen Jahren mehr als 20.000 Parteikader in den tibetischen Dörfern stationiert. Mithilfe dieses Programms soll die Überwachung noch der kleinsten Aktivitäten im Dorf sichergestellt werden. Die Kader statten den Haushalten regelmäßige Besuche ab und zwingen sie beispielsweise, an Versammlungen teilzunehmen, auf denen ihnen die Vorzüge der chinesischen Regierungspolitik erläutert werden. HRW bezeichnet diese Entscheidung der chinesischen Regierung als "anhaltende Menschenrechtsverletzung". Wie es in dem Bericht „No End to Tibet Surveillance Program“ weiter heißt, würden im Rahmen des Programms überall in Tibet neue Verwaltungsgebäude errichtet, um die dauerhafte Präsenz der Parteikader in den Dörfern zu ermöglichen. Durchschnittlich sechs Gebäude sollten schließlich pro Dorf entstehen. Für Hunderte von Millionen Euro werde so das Wesen der tibetischen Dörfer von Grund auf verändert, in denen bislang die permanente Anwesenheit von Vertretern der Obrigkeit unbekannt war.
Um die Kontrolle über die Religion geht es Peking mit einer anderen Maßnahme. So hat die offiziell dem Atheismus verpflichtete chinesische Führung unlängst eine Liste mit insgesamt 870 "echten lebenden Buddhas" veröffentlicht. Die Liste wurde auf die Internetseite der staatlichen Religionsbehörde gestellt. Angeblich solle damit die Bevölkerung vor Betrügern geschützt werden, so die Begründung. Tatsächlich dürfte es der Regierung jedoch viel eher darum gehen, den tibetischen Buddhismus zu kontrollieren. Lesen Sie hier dazu einen Bericht der britischen BBC.

„Anti-Terror“-Gesetz rechtsstaatswidrig

Der Termin war geschickt gewählt. In den letzten Tagen des Jahres 2015 wurde in China trotz internationaler Kritik ein erstes sogenanntes Anti-Terror-Gesetz in Kraft gesetzt. Am 27. Dezember verabschiedete der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses das Gesetz, das den Behörden weitreichende Vollmachten gewährt und zukünftig dazu dienen dürfte, im Namen der nationalen Sicherheit ein hartes Vorgehen gegen Tibeter, Uiguren und die Zivilgesellschaft zu rechtfertigen sowie die Religions- und Meinungsfreiheit weiter zu untergraben. Aus Sicht der International Campaign for Tibet setzt die chinesische Führung damit ihre repressive und kontraproduktive Politik in Tibet und auch in der Uigurenregion Xinjiang (Ost-Turkestan) fort, deren Kennzeichen extralegale Hinrichtungen, Folter und Inhaftierung sowie die Unterdrückung auch moderaten Ausdrucks religiöser und kultureller Identität sind. Trotz des völligen Fehlens einer gewaltsamen Aufstandsbewegung werde unter dem Etikett einer stark politisch konnotierten „Terrorbekämpfung“ die Militarisierung Tibets weiter vorangetrieben, so ICT. Besonders besorgniserregend sind die weiten und ungenauen Begriffsdefinitionen in dem Gesetz, etwa von "Terrorismus" oder "Extremismus". Das Gesetz erlaubt ferner unter anderem eine zeitlich unbegrenzte "Erziehungsunterbringung" von Straftätern, die nach Ableistung von Haftstrafen eine "Gefahr für die Gesellschaft" darstellen, Hausarrest von Verdächtigen oder die Verfolgung von "verzerrender Darstellung von Regierungspolitik", wobei eine gerichtliche Kontrolle dieser Maßnahmen entweder nur in rudimentärer Form oder überhaupt nicht vorgesehen ist. Lesen Sie mehr dazu in einer Mitteilung der ICT. Unter dem Titel "China’s first counter-terror law and its implications for Tibet" hat ICT auch einen umfassenden englischsprachigen Bericht erstellt, den Sie hier in voller Länge nachlesen können.

Online-Flohmarkt für Tibet

Bestimmt haben viele von Ihnen ein paar Dinge zu Hause, die sie nicht mehr brauchen und gerne los wären. Und bestimmt haben auch viele von ihnen ein Smartphone. Ihnen möchten wir hier mit der SWOP-Team-App eine neue Möglichkeit vorstellen, unsere Arbeit für Tibet zu unterstützen.
Konkret funktioniert die Idee des in München gegründeten Wohltätigkeits-Flohmarkts so: Sie laden sich die SWOP-Team-App auf Ihr Smartphone und bieten auf dem digitalen SWOP-Team-Flohmarkt Dinge an, die Sie nicht mehr benötigen oder die Ihnen einfach im Weg sind. Sie sparen sich jedoch den Gang zum realen Flohmarkt und stehen sich nicht am Wochenende die Beine in den Bauch. Sie ersparen sich auch das Feilschen. Und sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, wie das gute Stück zu seinem neuen Besitzer gelangen könnte – der holt es nämlich bei Ihnen ab. Das Besondere dabei: Anstatt zu bezahlen, spendet der Abholer einen Betrag in selbstgewählter Höhe für den Gegenstand. Der gespendete Betrag wird dann jeweils zu 50 Prozent an die von Inserent und Abholer ausgewählten Organisationen aufgeteilt. So kann jeder seine bevorzugte soziale Organisation unterstützen – z. B. die International Campaign for Tibet und damit unsere Arbeit für Tibet.

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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So können Sie helfen!

Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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