Endlich frei!
Dhondup Wangchen hatte im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking gemeinsam mit dem mittlerweile ebenfalls im Exil lebenden Tibeter Golog Jigme damit begonnen, einen Dokumentarfilm über das Leben in Tibet unter chinesischer Herrschaft zu drehen. Wegen dieses Films, der später den treffenden Titel „Leaving Fear Behind“ erhalten sollte, wurde Dhondup Wangchen am 26. März 2008 verhaftet, nachdem es ihm zuvor noch gelungen war, das Filmmaterial außer Landes zu schaffen. Dort wurde „Leaving Fear Behind“ schließlich veröffentlicht. Seine Premiere erlebte der Film jedoch in einer Geheimvorführung für ausgewählte Journalisten in Peking am 6. August 2008, wenige Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele. In dem Film, den Sie sich hier im Internet anschauen können, kommen zahlreiche Tibeter zu Wort, die trotz drohender Verfolgung in ungewohnter Offenheit über ihre Lebenswelt und Vorstellungen berichten. Für „Leaving Fear Behind“ hatte Dhondup Wangchen zwischen Oktober 2007 und März 2008 mehr als 100 Interviews mit Tibetern geführt. Im Dezember 2009 wurde er wegen „Anstiftung zum Separatismus“ von einem chinesischen Gericht nach einem unfairen Verfahren zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt, die er voll verbüßen musste.
Weitere Einzeheiten finden Sie in unserer Mitteilung vom 27. Dezember. Ebenfalls interessant ist ein Interview, das „Radio Free Asia“ mit Lhamo Tso, der Ehefrau von Dhondup Wangchen, geführt hat.
Viele Besucher bei Lichterfest
Einsatzkräfte der paramilitärischen Bewaffneten Volkspolizei waren in großer Truppenstärke in den Klöstern vertreten, in denen die Tibeter traditionell das Fest begehen. Offenbar unterließen sie es jedoch, direkt einzugreifen. Fotos und Videoaufnahmen aus Lhasa etwa zeigen sie in dichten Reihen vor dem Jokhang-Tempel, mitten unter den Gläubigen. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch in den bedeutenden Klöstern Nord- und Ost-Tibets, etwa in Rongwo in Rebkong (chin.: Tongren) und Labrang (chin.: Xiahe) sowie den Klöstern von Dartsedo (chin.: Kangding) und Kardze (chin.: Ganzi). Diese liegen in den tibetischen Gebieten, die Peking nach der militärischen Besetzung des Landes den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu und Sichuan zugeschlagen hatte. Eine Bilderstrecke kann hier abgerufen werden.
Erneute Selbstverbrennungen
Der Mönch Tenga hatte sich am 26. November im osttibetischen Kardze aus Protest gegen die chinesische Politik selbst verbrannt. Einzelheiten können Sie unserer Mitteilung entnehmen. Wie sich zeigen sollte, war Tenga leider nicht der letzte Tibeter, der im vergangenen Jahr sein Leben aufs Spiel setzte, um gegen Pekings Politik in seiner Heimat zu protestieren. Am 23. Dezember setzte sich der ehemalige Mönch Konpe im osttibetischen Ngaba in Brand, auch er erlag wenige Stunden später seinen schweren Verletzungen. Einzelheiten finden Sie hier. Die beiden Selbstverbrennungen belegen auf drastische Weise den Druck, den die chinesische Herrschaft in Tibet auf die Menschen ausübt. Konpes Selbstverbrennung war die insgesamt 152. in Tibet und China seit 2009 und zugleich die sechste im Jahr 2017. Auch im Exil kam es in den vergangenen Jahren zu einer Reihe von Selbstanzündungen, so zuletzt im Juli 2017 in Indien. Eine Übersicht bietet Ihnen die Aufstellung auf der Internetseite unserer US-Kollegen.
Weitere Spiele abgesagt
In unseren Tibet-News Dezember 2017 hatten wir darüber berichtet und die problematische Kooperation so kommentiert: „Zu offensichtlich weichen die Standpunkte der beiden Fußballverbände hinsichtlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung voneinander ab. Wenn Kooperationsprojekte mit China die Einschränkung von Grundrechten in Deutschland zwingend nach sich ziehen, dann sollten sie nicht vereinbart oder fortgeführt werden. Das gilt bedauerlicherweise auch für den Sport. Insofern ist fraglich, ob es unter den aktuellen Bedingungen überhaupt zu einer Fortsetzung des Kooperationsprojektes zwischen chinesischem und deutschem Fußballbund kommen sollte. Dies ist bedauerlich, denn letztlich hat die chinesische Seite eine Chance vertan, sich mit abweichenden Meinungen und Kritik konstruktiv auseinanderzusetzen. Auf absehbare Zeit wird China – auch im Sport – damit kein normaler Partner bleiben.“
Leider allerdings sehen das die deutschen Proficlubs und deren Interessenvertretung DFL völlig anders. Denn „wirtschaftlich ist China längst zu einem der Spielführer auf dem globalen Fußballmarkt aufgestiegen“, heißt es etwa in der „Welt“: „Erst im Frühjahr vereinbarte die Deutsche Fußballliga (DFL) eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Elektronikriesen Suning im Wert von 250 Millionen Euro. Auch mit dem Staatssender CCTV arbeitet die DFL zusammen. Viele Bundesligisten setzen auf chinesische Sponsoren oder pflegen weiterführende Kooperationen, so etwa der FC Bayern, Schalke 04 und seit Neuestem auch Hoffenheim, das den chinesischen Zweitligisten Meizhou Hakka Football Club beim Aufbau einer Nachwuchsakademie unterstützt und für die Entwicklungshilfe zwischen zwei und fünf Millionen Euro kassieren soll.“
67 Gipfel für Tibet
An Silvester nun war es so weit: Gemeinsam mit vielen Freunden und Bekannten hat Stefan Mandel den letzten Gipfel erklommen. Und der war etwas ganz Besonders. Damit möglichst viele Freunde dabei sein konnten, wenn er ein letztes Mal die Tibetfahne auf einem Gipfel hissen würde, fiel die Wahl des Ortes auf eine alpinistisch weniger herausfordernde Erhebung, den Glockenbuckel bei Viernheim, idyllisch in einem Naturschutzgebiet gelegen und vermutlich der flachste unter den 67 Gipfeln. Mehr als 50 Menschen folgten seinem Ruf, wie unser Bild eindrucksvoll belegt. Vielen Dank auch an sie!
Für die 67 Berge hat Stefan übrigens eine Durchschnittshöhe von 1.750 M.ü.M. errechnet. In halb Europa hat er dabei die Tibetfahne gehisst. Als kleines Dankeschön steuerte das ICT-Team ebenfalls ein Gipfelbild bei – auch wenn es sich dabei in Wirklichkeit nur um den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg handelte, wo sich unser Büro befindet. Auch diese Aufnahme finden Sie auf Facebook.
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.