Aus Furcht vor Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus begehen die Menschen in Tibet ihr Neujahrsfest Losar ohne die sonst üblichen öffentlichen Feiern. Auch auf die traditionellen Besuche in Klöstern und Tempeln müssen sie in diesem Jahr verzichten. Einem Bericht von „Radio Free Asia“ (RFA) zufolge finden die traditionellen Losar-Zeremonien in den Klöstern unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In Tibets Hauptstadt Lhasa hätten die chinesischen Behörden ein komplettes Verbot aller öffentlichen Neujahrsfeiern angeordnet. Den Menschen sei gesagt worden, sie sollten ihre Wohnungen nicht verlassen. Auf Einkäufe werde vielfach verzichtet, man ordere die nötigen Lebensmittel online und lasse sie sich nach Hause liefern. Ebenfalls untersagt worden seien die zu Losar ansonsten üblichen Familienbesuche. In der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) soll es nach offiziellen Angaben in den vergangenen 27 Tagen zu keiner neuen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gekommen sein.

Anders stelle sich die Lage im osttibetischen Landkreis Tawu dar, so RFA. Dort sei die Zahl der gemeldeten Infektionen weiter angestiegen. Mittlerweile seien 66 Menschen infiziert, darunter auch zwei ältere Bewohner Tawus, die ihren Heimatlandkreis zuletzt nicht verlassen hatten. Beide Patienten seien ins Kreiskrankenhaus verlegt worden, wo sie auf einer Isolierstation behandelt würden. Personen, die mit den beiden in Kontakt gestanden hätten, seien unter Quarantäne gestellt worden und blieben unter Beobachtung. Berichten chinesischer Staatsmedien zufolge seien Untersuchungen gegen lokale Mitglieder der herrschenden Kommunistischen Partei wegen Verletzung ihrer Pflichten hinsichtlich der Eindämmung des Virus eingeleitet worden.

Im indischen Exil, wo das Neujahrsfest in gewohnter Weise gefeiert werden konnte, waren viele Tibeter in Gedanken bei den Menschen in ihrer Heimat. Indische Medien berichteten, dass eigens Gebete für die vom Coronavirus Betroffenen in Tibet und China gesprochen wurden.