Berlin, 23.06.2023. Auch kanadische Parlamentarier unterstützen aktuell die Forderungen des UN-Sozialausschusses, Zwangsinternate der chinesischen Behörden für tibetische Kinder zu schließen. Kürzlich hatten sich bereits die Bundesregierung sowie die Regierungen der USA und der Tschechischen Republik besorgt über die Verdrängung der tibetischen Sprache und Kultur und die Verschlechterung der Menschenrechtslage in Tibet durch die Assimilationspolitik der chinesischen Regierung geäußert.

Umso mehr begrüßt die International Campaign for Tibet (ICT) den jetzt vom Unterausschuss des kanadischen Parlaments für Internationale Menschenrechte veröffentlichten Bericht. Darin fordern die Ausschussmitglieder konkrete Sanktionen gegen chinesische Regierungsbeamte, die für das Zwangsinternatssystem verantwortlich sind, das die überwiegende Mehrheit der tibetischen Schulkinder gezielt von ihren Familien, ihrer Sprache und ihrer Kultur trennt. Die kanadischen Parlamentarier haben insgesamt 18 Empfehlungen an ihre Regierung gerichtet.

„Die chinesische Regierung versucht mit Hilfe der Zwangsinternate bewusst, Kinder von ihren Familien zu isolieren, um ihre tibetische Identität auszulöschen und durch die Ideologie der Kommunistischen Partei zu ersetzten. Die internationale Gemeinschaft, UN-Gremien, Regierungen und Parlamente sollten die chinesische Regierung daher mit Nachdruck und öffentlich auffordern, ihre sogenannte Sinisierungs- und Assimilationspolitik gegen die Tibeter zu beenden und die Zwangsinternate zu schließen“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

In ihrem Bericht fordern die kanadischen Parlamentarier ihre Regierung auf, „offen alle Initiativen zu unterstützen“, die das Problem der Zwangsinternate und anderer Menschenrechtsverletzungen in Tibet auf die Tagesordnung des UN-Menschenrechtsrates und anderer internationaler Gremien bringt. Ebenso ermutigt der Ausschuss die kanadische Regierung, die von UN-Experten im November 2022 in einem Schreiben an die chinesische Regierung gestellten Forderungen bezüglich der Internatsschulen zu unterstützen. „Der Schaden, den die Schulen tibetischen Kindern, Familien und Gemeinschaften zufügen, muss mit allen Mitteln verurteilt werden“, heißt es weiter in dem Bericht der kanadischen Parlamentarier.

Der Bericht enthält 18 Empfehlungen für die kanadische Regierung. Demnach wird empfohlen, „Regierungsbeamte zu sanktionieren, die für die Umsetzung des Internats- und Vorschulsystems in Tibet verantwortlich sind, einschließlich des Provinzparteisekretärs in Tibet und der Architekten, die für die Gestaltung und Umsetzung des Internatssystems in Wohnheimen verantwortlich sind.“

Vor der Veröffentlichung seines Berichts hatte der Internationale Ausschuss des kanadischen Parlaments für Menschenrechte Lhadon Tethong und Tenzin Dorjee vom Tibet Action Institute, Sophie Richardson von Human Rights Watch sowie den tibetischen Bildungsexperten Dr. Gyal Lo als Zeugen hinzugezogen. Laut Dr. Gyal Lo gibt es die Internate für tibetische Schulkinder seit 1979. Unter Xi Jinping seien die Zwangsinternate stark ausgeweitet worden und derzeit müssten zusätzlich rund 100.000 tibetische Kinder im Alter von 4 bis 6 Jahren eines von mehr als 50 Vorschulinternaten besuchen. Weitere 800.000 und damit fast 80 Prozent aller tibetischen Kinder im Alter von 6 bis 18 Jahren seien inzwischen ebenfalls auf den Zwangsinternaten eingeschrieben.

Im Februar hatten UN-Experten in einer Pressemitteilung zudem auf glaubhafte Berichte verwiesen, wonach durch die chinesische Regierung bis zu einer Million tibetischer Kinder von ihren Familien getrennt und gezwungen wurden Mandarin-Chinesisch zu lernen. In den Internatsschulen, so die Sorge der UN-Experten, seien die Bildungsinhalte und -umgebungen auf der Mehrheitskultur der Han-Chinesen aufgebaut, wobei der Lehrbuchinhalt fast ausschließlich die gelebte Erfahrung der Han-Schüler widerspiegele. Tibetische Kinder würden gezwungen, einen „Pflichtschullehrplan” in Mandarin-Chinesisch zu absolvieren, ohne Zugang zu traditionellem oder für sie kulturell relevantem Lernen. Die staatlichen Schulen ermöglichten zudem keinen Unterricht, der Sprache, Geschichte und Kultur Tibets vermittelt. „Infolgedessen verlieren tibetische Kinder die Fähigkeit, ihre Muttersprache zu sprechen und so leicht mit ihren Eltern und Großeltern in der tibetischen Sprache zu kommunizieren, was zu ihrer Assimilation und Erosion ihrer Identität beiträgt“, so die UN-Experten weiter.

Pressekontakt:

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International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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