Berlin, 03.08.2023. Gonpo Kyi, die Schwester des seit Jahren zu Unrecht inhaftierten tibetischen Geschäftsmanns Dorjee Tashi, versuchte am 1. August erneut vergeblich, ihren in Lhasa im Drapchi-Gefängnis inhaftierten Bruder zu besuchen. Zwei Videoclips, die der International Campaign for Tibet (ICT) vorliegen, dokumentieren, dass die Tibeterin mit brutaler Gewalt von der chinesischen Polizei am Betreten des Gefängnisses gehindert wurde. Die Situation eskalierte, als die Polizei Gonpo Kyi körperlich angriff, wobei die Tibeterin brutal geschubst und weggezerrt wurde.
„Die chinesischen Behörden verbieten Gonpo Kyi und ihrer Familie seit Jahren, ihren Bruder zu besuchen. Dass die Polizei die Tibeterin jetzt auch noch zum wiederholten Mal misshandelt, ist völlig inakzeptabel. Die chinesischen Behörden dürfen den friedlichen Protest Gonpo Kyis nicht mit Gewalt unterbinden. Ihr Mut und ihre Beharrlichkeit verdient unsere Solidarität. Wir appellieren an die Staatengemeinschaft, gegenüber der chinesischen Regierung einzufordern, dass Gonpo Kyi weder zu Unrecht inhaftiert noch misshandelt wird“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Im ersten Video erklärt Gonpo Kyi auf Tibetisch: „Am 1. August 2023 flehte ich vor dem Gefängnistor. Ich flehte sie an, dass ich den Gefangenen (ihren Bruder Dorjee) gemäß den Gesetzen des Landes treffen darf. Ich flehte sie an, sich an das Gesetz zu halten. Ich war hilflos. Ich flehte sie an, im Einklang mit der Verfassung des Landes zu handeln. Die Leute auf der Polizeistation sagten, mein Appell sei ein Verstoß gegen das Gesetz, und ich wurde gewaltsam vor dem Gefängnistor herumgeschubst und herumgezerrt.“
Im zweiten Video zeigt Gonpo Kyi ihren verletzten Arm und erklärt dazu: „Dies ist ein Beweis dafür, dass ich gestern von den Polizisten vor dem Tor des Drapchi-Gefängnisses gewaltsam gestoßen und gezogen wurde. Ich flehte sie an, weil ich nicht einmal das Recht hatte, den Gefangenen (ihren Bruder Dorjee) zu treffen. Schauen Sie sich das an (zeigt blaue Flecken). Sie sagten auch, sie hätten mir nichts angetan. Das ist der Beweis, vier oder fünf von ihnen haben sich allein um mich gekümmert.“
Der Fall Dorjee Tashi
Der bekannte tibetische Geschäftsmann Dorjee Tashi wurde nach seiner Verhaftung im Juli 2008 wochenlang in Untersuchungshaft gefoltert und befindet sich Berichten zufolge bis heute in einem kritischen Gesundheitszustand. Seine von ICT dokumentierte Aussage enthält eine detaillierte und verstörende Schilderung über Folter und Misshandlung, die Dorjee Tashi bereits in Untersuchungshaft erleiden musste.
Gegenwärtig verbüßt der Tibeter seine Haftstrafe im für Folter berüchtigten Drapchi-Gefängnis von Lhasa. Seiner Frau Sonam Choedon wurde seit Dezember 2019 untersagt, ihn zu besuchen. Zuletzt hatte Dorjee Tashis Schwester Gonpo Kyi mehrfach in Lhasa friedlich für die Freilassung ihres Bruders protestiert und war daraufhin von der chinesischen Polizei abgeführt worden.
Der Fall Dorjee Tashis steht aus Sicht von ICT beispielhaft für die Willkür der staatlichen Behörden und für die erschütternde Straflosigkeit von schweren Menschenrechtsverletzungen in Tibet. ICT fordert seit Jahren eine Untersuchung der zahlreichen Fälle von Folter in Tibet durch Unabhängige Menschenrechtsexperten der UNO sowie ein Ende des Musters von Folter und Misshandlung in Tibet.
Während der 51. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats im September und Oktober 2022 forderte die EU nachdrücklich die sofortige und bedingungslose Freilassung von Dorjee Tashi. Ebenso haben die USA seinen Fall in ihren jährlichen Menschenrechtsberichten für 2021 und 2022 erwähnt.
„Wie viele andere sind wir zutiefst besorgt über den Gesundheitszustand von Dorjee Tashi, der unter unwürdigen Bedingungen festgehalten wird. Seine Familie und sein Anwalt müssen Zugang zu ihm erhalten und er muss dringend angemessen medizinisch versorgt werden. Wir fordern Dorjee Tashis unverzügliche Freilassung, da er zu Unrecht in Haft sitzt“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller weiter.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.