Neue Tibetpolitik?
Und dennoch keimte unlängst Hoffnung auf, es könne in Bezug auf die chinesische Tibetpolitik doch zu einer Kursänderung kommen. Ein erstes Indiz dafür war ein viel beachtetes Interviews, das am 9. Juni in einem in Hongkong erscheinenden Magazin zu lesen war. Darin stellt eine hohe Funktionärin der zentralen Parteischule der KP Chinas in Peking die bisherige kompromisslose Tibetpolitik der chinesischen Führung in Frage. Professor Jin Wei plädiert insbesondere für eine Neubewertung der Rolle des Dalai Lama. In religiöser Hinsicht komme man an ihm nicht vorbei, er werde von sechs Millionen Tibetern als „lebender Buddha“ verehrt, es sei ein Fehler, ihn zum Feind zu erklären. Die Funktionärin spricht sich für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama aus und regt an, ihm einen Besuch in Hongkong oder Macao zu gestatten, ja selbst eine Rückkehr nach Tibet solle man nicht ausschließen, selbstverständlich in seiner Rolle als religiöse Führungsfigur, eine politische Rolle des Dalai Lama lehnt sie strikt ab. Jin Wei ist in der Kaderschmiede der Parteielite spezialisiert auf ethnische und Religionsfragen. Das Interview könnte ein Indiz dafür sein, dass in der chinesischen Führung Alternativen zur bisherigen Politik in Betracht gezogen werden. Auch wenn Jin Wei betont, es handle sich um ihre „persönliche Sicht“, dürfte sie Unterstützung von höherer Stelle genießen. Beobachter betonen in diesem Zusammenhang den Umstand, dass die zentrale Parteischule, an der Jin Wei arbeitet, von 2007 bis 2013 vom heutigen Staats- und Parteichef Xi Jinping geleitet wurde. Unter seinem Vorgänger Hu Jintao waren Diskussionen über Tibet nicht vorstellbar.
Nur kurze Zeit später tauchten Spekulationen auf, denen zufolge unter anderem das Verbot der öffentlichen Verehrung des Dalai Lama aufgehoben werden könnte. Auch der ICT waren Berichte zugegangen, es habe in Tibet Gespräche gegeben, bei denen diese und weitere mögliche Lockerungen der bestehenden harten Linie diskutiert wurden. So soll es mehreren inoffiziellen tibetischen Quellen zufolge in der chinesischen Provinz Qinghai zu einer Reihe von Treffen gekommen sein, auf denen über dieses Thema gesprochen wurde. Gegenstand der Debatten sollen die mögliche öffentliche Zurschaustellung von Porträts des Dalai Lama, die Verringerung der Polizeipräsenz in den tibetischen Klöstern und ein Ende der Verunglimpfungen des geistlichen Oberhaupts der Tibeter gewesen sein. Weitere Details dazu können Sie einer ICT-Pressemitteilung entnehmen. Zumindest für den Moment aber scheint alles beim alten zu bleiben, die urplötzlich zum Greifen nah zu scheinende Kursänderung der Pekinger Führung wieder so weit entfernt wie zuvor. So erklärte das staatliche Büro für Religionsangelegenheiten in einem Fax an die britische BBC, derartige Meldungen entbehrten jeder Grundlage. Doch ob dieses Dementi tatsächlich das letzte Wort in dieser Sache war, bleibt abzuwarten. Bereits der Umstand, dass es überhaupt erfolgte, könnte als Indiz dafür gewertet werden, dass es eine Debatte gibt und damit als Zeichen für eine wachsende Einsicht in die Kontraproduktivität der gegen den Dalai Lama gerichteten Kampagnen. Einige interessante Überlegungen in diesem Zusammenhang finden sich auch in einem aktuellen Interview mit dem Asien-Korrespondenten des britischen "Economist".
Geburtstag in Dharamsala
Der Australia Tibet Council (ATC), unsere australische Partnerorganisation begleitete im Juni mehrere Veranstaltungen des Dalai Lama mit Informationsständen und konnte bei dieser Gelegenheit einige schöne Fotos machen, die Sie sich in einer Bildergalerie auf Facebook anschauen können. Wenn Sie sich übrigens einen raschen Überblick über einige der wichtigsten Stationen im Leben des Dalai Lama verschaffen wollen, können Sie dies hier auf unserer Webseite machen.
Auch wenn er vor inzwischen zwei Jahren zugunsten der demokratisch gewählten tibetischen Exilregierung auf die seine politische Führungsrolle verzichtet hat, wofür eigens die tibetische Exilverfassung geändert werden musste, bleibt der Dalai Lama – nicht nur für das tibetische Volk – eine bestimmende Figur, wenn es um die Zukunft Tibets geht. Dies spiegelt sich in der Fixierung der chinesischen Regierungspropaganda auf die so genannte „Dalai-Clique“, die reflexhaft für jeglichen Protest in Tibet verantwortlich gemacht wird. Dies zeigt sich aber auch darin, dass bei einem großen Teil der aktuell 120 Selbstverbrennungen berichtet wurde, die Menschen hätten währenddessen nach der Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gerufen. In einem ausführlichen Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht sich der Dalai Lama übrigens deutlich gegen die Sebstanzündungen aus.
Solidarisch mit Tibetern
Rund 20.000 Tibeter leben dauerhaft in Nepal, viele von ihnen mit einem prekären Aufenthaltsstatus, da der kleine Himalajastaat sich weigert, ihnen Personaldokumente auszustellen. Das Land ist überdies die wichtigste Fluchtroute für Tibeter, die der Unterdrückung in Tibet entkommen oder ihre Kultur im Exil frei leben wollen. Nepal hat diesen Menschen in der Vergangenheit Schutz geboten. Dafür gebührt Nepal aus Sicht der ICT großer Dank. Leider mehren sich jedoch Berichte über die sich verschlechternde Lage der Tibeter in Nepal. Tibeter müssen damit rechnen, nach Tibet abgeschoben zu werden, wo ihnen Folter und Misshandlung drohen. Die nepalesische Polizei nimmt Tibeter überdies willkürlich fest und unterbindet die friedliche Meinungsäußerung. So wurden wiederholt Tibeter inhaftiert, die friedlich für die Freiheit Tibets demonstrieren wollten. Veranstaltungen der Tibeter, etwa zum Geburtstag des Dalai Lama, wurden unterbunden und Tibeter gezielt eingeschüchtert und bedroht. Darüber hinaus ist eine Klärung des aufenthaltsrechtlichen Status von in Nepal lebenden Tibetern dringend erforderlich. Nach Einschätzung der ICT liegt der Grund für diese besorgniserregende Entwicklung in dem starken Druck der chinesischen Regierung, die selbst auf dem Territorium Nepals jegliche „anti-chinesischen Aktivitäten“ zu unterbinden sucht. Nepal darf diesem Druck nicht nachgeben und muss internationales Menschenrecht einhalten. Die Petition der ICT konzentrierte sich auf drei Forderungen. So solle Nepals Regierung
· das Recht auf freie Meinungsäußerung achten und Repressionen gegen Tibeter in Nepal einstellen,
· keine Abschiebungen von Tibetern nach Tibet vornehmen,
· die ungehinderte Weiterreise von Tibetern nach Indien weiterhin ermöglichen.
Die große Zahl von Unterschriften, die der nepalesischen Botschaft überreicht werden konnten, stellen aus Sicht der ICT ein beeindruckendes Zeichen für die Unterstützung der tibetischen Sache in Deutschland dar. Wir werden die Entwicklung der Lage in Nepal auch mit Hilfe unserer Mitarbeiter vor Ort weiterhin aufmerksam verfolgen und Sie auf dem Laufenden halten. Sollten Sie in Ihrem Umfeld weitere Menschen kennen, die sich dafür interessieren, empfehlen Sie ihnen doch unseren kostenlosen Newsletter, den man hier auf unserer Webseite ganz einfach abonnieren kann.
Wählen für Tibet?
Seit kurzem nun liegen die Antworten der Parteien hier auf unserer Homepage vor. Unter anderem wurden sie befragt nach ihrer Bewertung der Lage in Tibet sowie nach aus ihrer Sicht möglichen Lösungen der Tibetfrage. Weitere Fragen zielen auf die mögliche Unterstützung einer Tibet-Resolution des Bundestags, nach Treffen der Bundeskanzlerin (oder des Bundeskanzlers) mit dem Dalai Lama sowie der Forderung, UN-Vertretern Zugang zu Tibet zu gewähren. Schauen Sie sich das ganze einmal in aller Ruhe an. Vielleicht hilft es Ihnen ja dabei, am 22. September Ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen und so Ihre Stimme für Tibet einzusetzen.
Kaufen und Helfen
Was die Sache besonders interessant macht: Der Kaufpreis bleibt unverändert. Sie zahlen keinen Cent extra dafür. Wie das funktioniert? Nun, ganz einfach. Ein Teil der Provisionen, die fällig werden, wenn jemand von gooding.de kommend bei einem Internethändler einkauft, wird an ICT weitergegeben. Wie gesagt, funktioniert das alles ohne Extrakosten für Sie und in nur vier einfachen Schritten:
1. Gehen Sie auf gooding.de
2. Klicken Sie rechts auf das blaue Feld „Auswählen für Prämien-Einkauf“
3. Wählen Sie oben bei „Wähle Deinen Shop“ den gewünschten Online-Händler aus. Die Geschäfte sind nach Sparten gegliedert.
4. Klicken Sie nun nur noch auf den "Start"-Button und Sie befinden sich auf Ihrem ausgewählten Online-Shop und können wie gewohnt shoppen! (Hinweis: Eine Nachricht, dass Sie mit Ihrem Kauf die ICT unterstützen, wird im Shop nicht angezeigt, funktioniert aber trotzdem.)
Noch eine Anmerkung: Aufgrund der Buchpreisbindung werden keine Provisionen an ICT beim Kauf von deutschsprachigen Büchern und E-Books weitergegeben. Bei englisch- und weiteren anderssprachigen Werken jedoch schon.
Denken Sie also an ICT, wenn Sie Ihren nächsten Kauf im Internet tätigen. Dafür dürfen Sie dann auch das gute Gefühl haben, dass zumindest ein kleiner Teil der Summe dafür verwendet wird, unsere Arbeit für Tibet zu unterstützen. Herzlichen Dank!
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.