Schreckliche Serie
Der Dalai Lama äußerte sich während eines Japan-Besuchs zu den Selbstverbrennungen in Tibet. Er betonte, diese seien ein „Zeichen tiefer Verzweiflung“. Verantwortlich dafür sei die rücksichtslose Politik Chinas. Auch die Bundesregierung nahm öffentlich Stellung zu der Serie von Selbstverbrennungen in Tibet. "Wir fordern die chinesische Regierung auf, ihre Politik in den tibetischen Gebieten so zu gestalten, dass die bestehenden Spannungen abgebaut werden", sagte ein Sprecher von Außenminister Guido Westerwelle am 21. Oktober. Die Selbstverbrennungen von Mönchen und einer Nonne würden von der Regierung mit Entsetzen und tiefer Sorge verfolgt. "Sie sind Ausdruck einer religiösen Verzweiflung und einer anhaltend tiefen Unzufriedenheit in Teilen der tibetischen Bevölkerung mit China", so der Außenamtssprecher weiter. Einen Artikel der Nachrichtenagentur Reuters dazu finden Sie hier.
Auch der Tibet-Gesprächskreis des Deutschen Bundestages nahm Stellung zu den Vorgängen in Tibet. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel wurde diese aufgefordert, sich gegenüber der chinesischen Führung „beim bevorstehenden G20-Gipfel in Cannes für ein sofortiges Ende der chinesischen Gewalt gegen das tibetische Volk“ einzusetzen. Den vollständigen Brieftext können Sie hier einsehen.
Schließlich beschäftigte das Thema auch das Europaparlament. Am 27. Oktober verabschiedete es eine Resolution zur Menschenrechtslage in Tibet, die das chinesische Vorgehen gegenüber den tibetischen Klöstern scharf verurteilt und die Regierung in Peking auffordert, ihre Politik grundsätzlich zu revidieren. Ausdrücklich kritisiert werden die drastischen Restriktionen gegen die tibetischen Klöster, die willkürlichen Verhaftungen von Mönchen sowie die permanente Überwachung aller religiösen Aktivitäten innerhalb der Klöster durch Polizei und technische Hilfsmittel. Die Resolution des Europaparlaments kann hier auf Englisch eingesehen werden.
„Schneelöwe“ auf Buchmesse vergeben
Die langjährige China-Korrespondentin der ARD, Eva Corell, würdigte den Beitrag Kai Adlers für die Jury mit den Worten: „Die Autorin hat einen sehr beeindruckenden Beitrag erarbeitet, der die Mittel der Popkultur mit politischer Erzählung verbindet. Der Beitrag ist formal sehr gelungen und nutzt auf hervorragende Weise die Mittel der Radioproduktion.“ Überreicht wurde der Preis durch den Vorstandsvorsitzenden der ICT, Prof. Dr. Jan Andersson. Der „Schneelöwe 2010" ist mit einem Preisgeld von 2.000 EUR dotiert. Ebenfalls für den Journalistenpreis der ICT nominiert war der Zeitungskommentar „Was hilft es Tibet, wenn der Dalai Lama ein Superstar ist?“ von Birte Vogel, erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung am 8. April 2010. Auch dieser Beitrag ist hier online verfügbar. Hauptrednerin der Veranstaltung war Tienchi Martin-Liao, die Präsidentin des Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrums und in dieser Funktion Nachfolgerin des in der Volksrepublik China zu elf Jahren Haft verurteilten Träger des Friedensnobelpreises Liu Xiaobo. Ihre Rede stand unter der Überschrift „Die Freiheit des Wortes in China und Tibet“. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Berliner Journalistin Gesine Dornblüth. Im Anschluss an die Preisverleihung zeigte sich ICT-Geschäftsführer Kai Müller zufrieden mit dem Verlauf des Wettbewerbs und lud dazu ein, sich für den „Schneelöwen 2012“ zu bewerben. Teilnehmen können alle journalistischen Beiträge, die im Kalenderjahr 2011 in Presse, Fernsehen, Radio oder dem Internet veröffentlicht worden sind und den inhaltlichen Anforderungen des Preises genügen. Auf Anregung der Jury will die International Campaign for Tibet darüber hinaus auch ein Recherchestipendium für freie Journalistinnen und Journalisten vergeben. Gerade sie haben es aufgrund der restriktiven Praxis der chinesischen Behörden besonders schwer eigenständig vor Ort tätig zu werden. Das Stipendium soll dazu dienen, diesen Nachteil zumindest auf der finanziellen Seite auszugleichen. Informationen über den „Schneelöwen 2012“ und das Recherchestipendium werden in Kürze hier auf der Internetseite der ICT veröffentlicht. Eine Bildergalerie von der Veranstaltung im Congress Center der Buchmesse kann Ihnen hier einen kleinen Eindruck von der Preisverleihung verschaffen.
Festnahmen in Nepal
In seiner Rede im Presse-Club von Nepal hatte der chinesische Botschafter in Kathmandu, Yang Houlan, erklärt: „Wir haben gesicherte Informationen, dass unser ältester und nächster Freund Nepal sich in einen Spielplatz für anti-chinesische Aktivitäten verwandelt. Einige internationale und einheimische Kräfte koordinieren ihre gegen China gerichteten Aktivitäten.“ Bereits seit längerem übt China Druck auf die Regierung des kleinen Himalajastaats aus in Fragen des Umgangs sowohl mit der in Nepal ansässigen tibetischen Gemeinschaft als auch mit den Nepal zum Transit nach Indien nutzenden tibetischen Flüchtlingen. Die nepalesischen Behörden geben diesem Druck in wachsendem Maße nach. Allem Anschein nach versucht China Nepal dazu zu bewegen, den Tibetern im Lande im selben Maße ihre politischen und bürgerlichen Rechte zu beschneiden, wie dies in Tibet der Fall ist. Zu diesem Zweck wurden in der jüngeren Vergangenheit mehrere bilaterale Abkommen geschlossen. Nepal erhält finanzielle und technische Hilfe aus China. Im Gegenzug sollen die nepalesischen Behörden den Grenzübertritt tibetischer Flüchtlinge unterbinden und die im Lande lebende tibetische Minderheit stärker kontrollieren.
Zum Nachlesen finden Sie hier einen ausführlichen Kommentar der ICT-Kommunikationsdirektorin Kate Saunders über die Lage der Tibeter in Nepal.
Kein Visum
Und doch war das geistliche Oberhaupt der Tibeter bei der Geburtstagsfeier präsent. Moderne Technik machte es möglich. In einer bewegenden Video-Botschaft übermittelte der Dalai Lama seine Geburtstagsgrüße an Bischof Tutu. In englischer Sprache kann es hier auf seiner offiziellen Internet-Seite angeschaut werden. Darin bringt er sein Bedauern darüber zum Ausdruck, nicht in der Lage gewesen zu sein dem „älteren Bruder“ Tutu persönlich zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Insbesondere hätte er sich darauf gefreut, in Südafrika den ehemaligen Staatspräsidenten Nelson Mandela wiederzusehen. Er habe nun große Zweifel, ob ihm dies angesichts des hohen Alters von Mandela noch vergönnt sein könne. Symbolisch überreicht der Dalai Lama am Ende des Videos seinem Freund Tutu einen Khatta, den traditionellen tibetischen Glücksschal.
In der Westkap-Universität von Kapstadt hätte der Dalai Lama eigentlich die Hauptrede zum Geburtstag Tutus halten sollen. Stattdessen gab es nun einen Videochat der beiden Friedensnobelpreisträger, die erzwungene Abwesenheit des Dalai Lama symbolisierte ein leerer Stuhl. Der Chat wurde live im Internet übertragen, nicht jedoch wie geplant im südafrikanischen Fernsehen. Einen kleinen Eindruck davon vermittelt dieses Video auf der Seite der britischen Zeitung Telegraph. Darin fragt Tutu den Dalai Lama, warum der Wirtschaftsgigant China den Dalai Lama fürchte. Dieser antwortet, die kommunistische Propaganda stelle ihn als Dämonen dar. „Ja, ich habe Hörner“, sagt er und löst damit Gelächter bei Tutu und dessen Gästen aus. Eine gute Stunde dauerte die Unterhaltung via Internet. Der Dalai Lama sagte, er freue sich darauf, Tutu an seinem 90. Geburtstag zu besuchen. „Vergiss nicht, mir eine Einladung zu schicken. Dann können wir deine Regierung testen.“
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Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
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So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.