Anspannung in Lhasa
Unter den Verhafteten befanden sich auch mehrere Menschen, die mit Dargye und Dorje Tseten in Verbindung gestanden hatten, unter anderem wurde der Restaurantbesitzer, der Dargye als Mitarbeiter angestellt hatte, samt seiner gesamten Familie festgenommen. Verhaftet wurden ferner Tibeter aus anderen Regionen Tibets, die nicht im Besitz einer Aufenthaltsgenehmigung für Lhasa waren. Nicht wenige von ihnen wurden aus der Stadt ausgewiesen. In einem neuen Bericht von Human Rights Watch heißt es, dass die von diesen Maßnahmen Betroffenen im Regelfall völlig unbescholtene Bürger waren. Offenbar genügte den Behörden das Wissen um die osttibetische Herkunft der Menschen als Grund für die Ausweisungen. Augenzeugen und Berichten in sozialen Medien zufolge haben die Behörden auch alle Ansammlungen von mehr als drei Menschen verboten.
Unterdessen haben sich vier weitere Tibeter aus Protest gegen die chinesische Tibetpolitik selbst angezündet. Am 30. Mai war die osttibetische Präfektur Ngaba Schauplatz der Selbstverbrennung von Rikyo, einer Mutter von drei Kindern. Am 15. Juni folgte ihr im nordosttibetischen Chentsa Tamdin Thar, ein Nomade, dessen Alter mit über Fünfzig angegeben wird. Beide überlebten ihre Selbstanzündung nicht. Die beiden letzten Fälle ereigneten sich am 20. Juni in Trindu, in der zur Provinz Qinghai zählenden Tibetischen Autonomen Präfektur Jyekundo. Dort setzen sich Tenzin Khedup, 24, und Ngawang Norphel, 22, (links im Bild) selbst in Brand. Wie Augenzeugen Radio Free Asia gegenüber berichteten, sollen die beiden tibetische Flaggen getragen und Rufe nach der Rückkehr des Dalai Lama ausgestoßen haben. Tenzin Khedup starb an Ort und Stelle, während Ngawang Norphel mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden sein soll. Damit erhöht sich die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet seit Februar 2009 auf insgesamt 41.
Tibet Thema bei UNO und EU
Fast zeitgleich mit den Auftritten der ICT-Vertreter in Genf stellte die Organisation am 20. Juni in Brüssel ihren neuen Bericht "60 Years of Chinese Misrule – Arguing Cultural Genocide in Tibet" vor. Der Bericht untersucht die Auswirkungen von mehr als 60 Jahren Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas auf die tibetische Kultur. An der Expertendiskussion nahmen unter anderem Jean-Marie Rogue vom Menschenrechtsdachverband International Federation for Human Rights (FIDH) und ICT-Präsidentin Mary Beth Markey teil. Diese nahm in Brüssel auch an einer Anhörung des EU-Parlaments zum Thema Menschenrechte in China teil. Einen Tag später präsentierte ICT den neuen Bericht dann auch auf einer Podiumsdiskussion im Genfer Nationenpalast, in dem der UN-Menschenrechtsrat zu seiner Sommersitzung zusammengekommen war . (Im Bild links: Michael van Walt, Mary Beth Markey und Kelley Currie) Die Veranstaltung wurde von vielen Vertretern der offiziellen Delegationen beim Menschenrechtsrat besucht, die Moderation hatte der Menschenrechtsanwalt Dr. Michael Van Walt van Praag, ein ausgezeichneter Kenner der Geschichte und Gegenwart Tibets.
„Schneelöwe 2012“
Die International Campaign for Tibet Deutschland freut sich, nunmehr die Mitglieder der Jury ihres Journalistenpreises „Schneelöwe 2012“ vorstellen zu können. Gemeinsam entscheiden die vier Jurorinnen und Juroren über die Gewinner eines mit 2.000 € dotierten Ersten Preises und eines mit 1.000 € dotierten Zweiten Preises. Zudem befindet die unabhängige Jury auch über die Gewinner des erstmalig zu vergebenden, mit 2.000 € dotierten Recherchestipendiums für freie Journalisten.
Der Jury gehören an:
- Eva Corell, langjährige China-Korrespondentin der ARD, leitet derzeit die BR-Hörfunkredaktion im ARD-Hauptstadtstudio
- Hannes Jaenicke, Schauspieler und Dokumentarfilmer
- Dr. Kristin Kupfer, Sinologin und Politikwissenschaftlerin, 2007 bis 2011 freie Journalistin in China
- Andreas Lorenz, Journalist, Autor und langjähriger Asien-Korrespondent des „Spiegel“
Neu ist in diesem Jahr das Recherchestipendium für freie Journalisten. Mit diesem wird dem Umstand Rechnung getragen, dass viele, eigentlich sinnvolle und berichtenswerte Themen häufig auch deshalb nicht in den Medien auftauchen, weil es außerordentlich schwer ist, die dafür notwendigen hohen Recherchekosten finanziert zu bekommen. Über die Ergebnisse des Wettbewerbs und die im Herbst anstehende Preisverleihung werden wir Sie auf dem Laufenden halten.
Nobelpreisträger unter sich
Einen interessanten Widerhall fand die Begegnung der beiden Nobelpreisträger in der Volksrepublik China. Der Künstler und Dissident Ai Weiwei, dessen Bewegungsbeschränkungen vom Gericht erst kürzlich gelockert wurden, ließ sich dabei fotografieren, wie er mit seinem Smartphone ein Bild von einer Webseite macht, auf der das vom Büro des Dalai Lama veröffentlichte Foto mit Aung San Suu Kyi zu sehen ist. In zahlreichen elektronischen Medien machte das Bild offenbar rasch die Runde.
Neben dem Treffen mit Aung San Suu Kyi kam es in London zu weiteren Zusammenkünften mit bedeutenden Persönlichkeiten. Nachdem sich der Dalai Lama vor einigen Wochen bereits mit dem britischen Premierminister David Cameron getroffen hatte, kam es nun auch zu einer Begegnung mit Oppositionsführer Ed Milliband von der Labour Partei. Einen Tag später empfing der britische Thronfolger Prinz Charles zusammen mit seiner Gattin den Dalai Lama in seiner Londoner Residenz Clarence House.
ICT hilft Flüchtlingskindern
Flüchtlingskinder wie Tashi Lobsang (Im Bild links. Foto: ICT). Wie andere junge Tibeter hat Tashi bereits eine Menge mitmachen müssen. Auf seiner Flucht aus Tibet musste er viele Tage zu Fuß über die schneebedeckten Berge des Himalaja laufen, oft ohne ausreichend zu essen zu haben, stets in der Furcht auf chinesische Grenztruppen zu stoßen. Getrennt von seiner Familie lebt er nun im Kinderdorf in Suja. Viele der tibetischen Flüchtlingskinder leiden unter den dramatischen Erlebnissen ihrer Flucht und der Trennung von ihren Familienangehörigen. Das ICT-Projekt schafft Voraussetzungen, mit deren Hilfe Kinder über psychisch belastende Erfahrungen sprechen und traurige Erlebnisse besser verarbeiten können. In intensiven Schulungen lernen die Hausmütter, Lehrer und Angestellten des Kinderdorfs, die zu den engsten Bezugspersonen der Kinder geworden sind, neue Ansätze und Methoden kennen, um die emotional belasteten Kinder optimal zu fördern und ihnen zu einer gesunden Entwicklung zu verhelfen.
Das langfristig ausgerichtete Child-Care-Projekt erleichtert es dem Betreuungspersonal, das Erlernte in seinen Arbeitsalltag zu integrieren und eigentständig weiterzuentwickeln. Bis zu dreimal jährlich sollen die Schulungen in Zukunft stattfinden, um nachhaltig zu helfen. Der Schulungsleiter im Rahmen des Child-Care-Projekts, der ausgebildete Gestalttherapeut und buddhistische Lehrer Jürgen Manshardt, vermittelt in den Seminaren eine Kombination von traditionellen buddhistischen Ansätzen und modernen therapeutischen Methoden. Wir möchten das neue Child-Care-Projekt weiter ausbauen und unsere für die tibetischen Flüchtlingskinder sehr wichtige Arbeit erfolgreich fortsetzen. Bitte helfen auch Sie jetzt mit Ihrer wertvollen Spende und unterstützen Sie unsere Arbeit für tibetische Flüchtlingskinder und das tibetische Volk. Vielen Dank!
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.