Tibetisches Neujahrsfest
Der Beginn des „Jahrs der Wasserschlange“ war überschattet von mehreren Selbstanzündungen von Tibetern. So setzte sich ein junger tibetischer Familienvater am 13. Februar im osttibetischen Amchok selbst in Brand und verstarb an seinen Verletzungen. Drukpa Khar war in seinen Zwanzigern und hinterlässt drei Kinder, die zwischen einem und sechs Jahren alt sind. Im Verlauf des Monats Februar kam es in Tibet zu insgesamt acht Selbstanzündungen. Damit stieg die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen in Tibet und China seit Beginn der Serie im Februar 2009 auf 107. Derweil gehen die Verhaftungen und Prozesse wegen angeblicher „Anstiftung“ oder „Beihilfe“ zur Selbstanzündung weiter, was im Februar zu mehreren Massenprotesten in Tibet führte. Trotz der damit verbundenen Gefahren versammelten sich Berichten zufolge an mehreren Orten größere Menschenmengen, um gegen die harten Gerichtsurteile zu demonstrieren.
Konfrontation in Kathmandu
Beobachter werten das Auftauchen des mysteriösen Banners als weiteren Beleg für den starken Einfluss Pekings auf den kleinen Himalajastaat. Ungeachtet der jahrhundertealten kulturellen und religiösen Bindungen zwischen Tibet und Nepal komme es so zu einer Zunahme anti-tibetischer Gefühle bei vielen Nepalesen. Dies verstärke das Leid einer verletzlichen Exilgemeinschaft, die ohnehin schon Mühe habe, mit einer Selbstverbrennung im Herzen Kathmandus fertig zu werden. Das Banner wurde nach ein paar Tagen abgehängt, auch soll es von Seiten der nepalesischen Seite zu einer Art Entschuldigung an die Adresse der in Nepal lebenden Tibeter gekommen sein. Nach Ansicht der ICT machen die Vorgänge in Kathmandu deutlich, wie notwendig die Tibeter in Nepal der Unterstützung von außen bedürfen. Daher erinnern wir an dieser Stelle gerne an unsere Online-Petition, an der sich bereits viele Leserinnen und Leser der Tibet-News beteiligt haben. Konkret wird die Regierung Nepals darin aufgefordert,
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das Recht auf freie Meinungsäußerung zu achten und Repressionen gegen Tibeter in Nepal einzustellen,
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keine Abschiebungen von Tibetern nach Tibet vorzunehmen, und
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die ungehinderte Weiterreise von Tibetern nach Indien zu ermöglichen.
Sollten Sie den Appell an den Botschafter Nepals in Deutschland noch nicht unterzeichnet haben oder diesen gerne an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiterleiten wollen, finden Sie hier alle dazu notwendigen Informationen. Vielen Dank für Ihre wichtige Unterstützung der tibetischen Flüchtlinge und der in Nepal lebenden Tibeter.
Gipfelfreuden
Obwohl der passionierte Bergsteiger in seinem Leben schon so manchen Gipfel bezwungen hat, klingt die Begeisterung noch Monate später in seiner Stimme nach, wenn er vom Gemeinschaftsgefühl in der international besetzten Bergsteigergruppe erzählt. 12 Bergsteiger aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien nahmen gemeinsam mit 9 Sherpas aus Nepal das Ziel in Angriff. Zunächst ging es über eine Hochebene, erzählt Wolfgang Miethge. Kaum bewohnt war diese, fast wüstenartig, mit abflusslosen Salzseen. 23 Pferde trugen Gepäck und Nahrung der Gruppe, volle 10 Tage dauerte der Anmarsch zum Fuß des Berges. „Wie Meditation“ sei es gewesen, das stundenlange Wandern durch die karge und doch so schöne Landschaft, sagt der Mittsechziger, der sich im Allgäu und den Ötztaler Alpen auf die strapaziöse Tour vorbereitet hatte. Tagsüber erreichten die Temperaturen fast die 20-Grad-Marke, nachts gab es Frost. Besonders die Höhe machte den Europäern zu schaffen, die Hochebene liegt im Schnitt 5.000 Meter hoch. Deswegen erreichten nur fünf der zwölf Bergsteiger den Gipfel des Lungser Kangri, der rein technisch leicht zu bewältigen sei, wie Dr. Miethge meint. Oben angekommen hisste die Gruppe eine tibetische Flagge, um den Moment gebührend zu begehen. Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Miethge und noch viele schöne Momente in Ihren geliebten Bergen!
Dieser Artikel erschien auch im aktuellen Tibet-Journal, das Sie hier zusammen mit allen früheren Ausgaben vollständig auf unserer Webseite nachlesen können. Spender der ICT erhalten das Tibet-Journal dreimal im Jahr kostenlos zugesandt.
Wie protestieren?
Diese tibetisch-chinesische Debatte wurde ins Englische übersetzt und Anfang Februar auf "High Peaks Pure Earth" einem breiten Publikum zugänglich gemacht. "High Peaks Pure Earth" widmet sich der Sammlung und Weiterverbreitung von Nachrichten und Kommentaren mit Tibet-Bezug sowie von in Tibet und China erschienenen relevanten Blogbeiträgen. Die Debatte zwischen Wang Lixiong und Bodpa konzentriert sich auf die Selbstverbrennungen und wirft unter anderem die Frage auf, ob die Verengung der Diskussion auf das Für und Wider der Selbstanzündungen nicht möglicherweise den Blick auf den Kern der Sache und die Suche nach grundsätzlichen Lösungen verstellt. Deutlich wird darin auch, wie sich Bodpas Einstellung zu den Selbstverbrennungen im Lauf der Zeit gewandelt hat. Anfänglich habe er sich dagegen ausgesprochen, so Bodpa, inzwischen könne er diese Position jedoch so nicht mehr durchhalten. Gleichzeitig mache er sich keine Illusionen, dass die Selbstanzündungen eine Änderung der Politik Pekings bewirken könnten. Wang hingegen erwartet insbesondere von promineten Tibetern eine klare Positionierung in der Frage der Selbstverbrennungen. Er verweist darauf, dass es neben den scheinbar einfachen Standpunkten der Zustimmung oder Ablehnung einen immens großen Zwischenbereich gebe, der von den tibetischen Intellektuellen mit Ideen und Vorschlägen angefüllt werden müsse.
Die ganze Konversation zwischen Wang Lixiong und Bodpa können Sie auf der Internetseite unserer US-Kollegen in englischer Sprache nachlesen.
„Liken“ Sie ICT!
Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet
Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.
Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.
Unsere Arbeit
Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!
Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!
So können Sie helfen!
ONLINE SPENDEN
So können Sie helfen!
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
ICT-Video „20 Years ICT“.