Berlin, 21.07.2021.  Anlässlich der aktuellen Sitzung des UNESCO-Weltkulturerbeausschusses (WHC) kritisiert die International Campaign for Tibet (ICT) erneut das eklatante Missmanagement tibetischer Kulturerbestätten in Lhasa und die Untätigkeit der UNESCO. In dieser Woche befasst sich der Ausschuss unter anderem mit dem „Potala Palace Ensemble“, zu dem auch der bedeutende Jokhang-Tempel gehört. Die chinesischen Behörden haben das wichtigste Heiligtum tibetischer Buddhisten im letzten Jahr ohne Absprache mit der UNESCO mit Fantasiebauten verunstaltet. Sie weigern sich überdies beharrlich, obligatorische Schutzzonen in Lhasas Altstadt zu definieren, die jahrhundertealte tibetische Kulturgüter vor weiterem Abriss bewahren könnten. ICT fordert daher die Aufnahme Lhasas in die UNESCO-Liste bedrohten Weltkulturerbes.

Aus Sicht von ICT sind die im dazu vorliegenden Beschluss des Ausschusses vorgeschlagenen Maßnahmen für den Erhalt des historischen Ensembles in der Altstadt von Lhasa  nicht ausreichend.

„Falls die UNESCO und ihre Mitgliedsstaaten ihre Rolle ernstnehmen, sollten sie die jahrzehntelange Vernachlässigung von Kulturstätten wie dem Jokhang-Tempels und der Altstadt von Lhasa nicht länger hinnehmen und sie in die Liste gefährdeten Weltkulturerbes aufnehmen. Wenn die UNESCO jetzt nicht handelt, erleidet das tibetische Kulturerbe weitere irreparable Schäden, während die chinesische Regierung internationale Anerkennung für diese UNESCO-Weltkulturstätten erhält und sich fälschlicherweise als Bewahrer tibetischen Weltkulturerbes präsentiert“, erklärt ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Rund um die Weltkulturerbe-Stätten in Lhasa herrscht ein offensichtlicher Mangel an Transparenz seitens der chinesischen Behörden, aber auch seitens der UNESCO. So führten das Welterbezentrum der UNESCO und sein Beratungsgremium erst mehr als ein Jahr nach dem Brand im Jokhang-Tempel, im April 2019, eine „Monitoring-Mission“ durch, obwohl es erhebliche Befürchtungen hinsichtlich des Ausmaßes der Schäden im Tempel gab. Weiterhin veröffentlichte das UNESCO World Heritage Center erst auf Nachfrage von ICT, am 28. Januar 2020, einen kurzen Bericht über das Ergebnis der Mission.

Ungelöst bleibt auch das Problem der Verunstaltung des Jokhang-Tempels durch zwei im August 2020 vor dem historischen Gebäude fertiggestellte Pavillons im chinesischen Stil. Die Pavillons stellen einen krassen Gegensatz zur traditionellen tibetischen Architektur der rund 1.300 Jahre alten Tempel-Anlage dar, weil sie den Eingangsbereich und die Fassade des Jokhang-Tempels verdecken. Hierzu schlägt das WHC den chinesischen Behörden lediglich eine Umgestaltung der Pavillons vor, damit diese optisch „weniger prominent und weniger historisch verwirrend“ wirken. Nach Auffassung von ICT sollte die UNESCO jedoch einer Empfehlung des International Council on Monuments and Sites (ICOMOS) folgen. Das Expertengremium hatte “alternative Lösungen”  gefordert. Nach Auffassung von ICT sollten die Pavillons vollständig abgerissen werden.

Ebenso kommt die Volksrepublik China seit 2003 ihrer Verpflichtung nicht nach, gemäß den Vorgaben der UNESCO eine Pufferzone zum Schutz der Altstadt von Lhasa zu definieren. Seit 14 Jahren stehen zudem diverse weitere von internationaler Seite geforderte Maßnahmen zum Erhalt des Weltkulturerbes in der tibetischen Hauptstadt aus. Unter dem Vorwand des Corona-Schutzes haben die chinesischen Behörden seit dem 19. Mai 2021 die Gebets- und Besuchszeiten tibetischer Buddhisten und Pilger auf täglich dreieinhalb Stunden von 8.00 bis 11.30 Uhr eingeschränkt, während Touristen täglich siebeneinhalb Stunden von 12.00 bis 19.30 Uhr den Jokhang-Tempel besuchen dürfen. Auch dagegen hat die UNESCO bisher offenbar nichts unternommen.

Weitere Informationen zu den tibetischen Kulturerbestätten in Lhasa finden Sie im World Heritage Watch Report 2021 und in unserem englischsprachigen ICT-Blog.

Pressekontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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