Berlin, 07.06.2021. Anlässlich des gestrigen UNESCO-Welterbetages weist die International Campaign for Tibet (ICT) nachdrücklich auf den unzureichenden Schutz tibetischen Kulturerbes in Lhasa hin. Im zum Welterbetag veröffentlichten „World Heritage Watch-Report 2021“ dokumentiert ICT den inakzeptablen Umgang der chinesischen Behörden mit dem von der UNESCO geschützten Jokhang-Tempels in Lhasa, der im letzten Jahr baulich von den Behörden verunstaltet wurde. Angesichts der andauernden Probleme im Management der UNESCO-Welterkulturerbestätte „Potala Palace Ensemble“, zu der der Jokhang-Tempel gehört, fordert ICT vom UNESCO-Weltkulturerbeausschuss die Aufnahme des Ensembles in die Liste bedrohter Kulturerbestätten. Der UNESCO-Weltkulturerbeausschuss wird vom 16. bis zum 31. Juli offiziell tagen.

„Die chinesischen Behörden sind offensichtlich weder in der Lage, noch daran interessiert, das kulturelle und religiöse Erbe der Tibeter angemessen zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren. Seit 2003 kommt die Volksrepublik China ihrer Verpflichtung nicht nach, gemäß den Vorgaben der UNESCO eine Pufferzone zum Schutz der Altstadt von Lhasa zu definieren. Ebenso stehen seit 2007 diverse von internationaler Seite geforderte Maßnahmen zum Erhalt des Weltkulturerbes in der tibetischen Hauptstadt aus“, erklärt ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Als Tibeter am 28. April 2020 nach einer dreimonatigen Sperre aufgrund der Corona-Pandemie erstmals wieder den Jokhang-Tempel in Lhasa besuchten, waren sie schockiert: Direkt vor der Tempelanlage in Lhasa, einem der wichtigsten Heiligtümern tibetischer Buddhisten, befanden sich zwei Pavillons in chinesischem Stil im Bau. Einige Monate später, im August 2020, deuteten Fotos der tibetischen Bloggerin Tsering Woeser darauf hin, dass die Errichtung der Pavillons abgeschlossen war. Woeser hatte bereits im Mai 2020 in einem ihrer Artikel darauf hingewiesen, dass die großen Pavillons im chinesischen Baustil einen krassen Gegensatz zur traditionellen tibetischen Architektur der rund 1.300 Jahre alten Tempel-Anlage darstellen.

Die chinesischen Pavillons verdecken seitdem den Eingangsbereich und die Fassade des Jokhang-Tempels. Sie wurden als Überdachungen über drei historisch bedeutende Steinstelen gebaut und blockieren dadurch die freie Sicht auf die darauf zu lesenden Inschriften. Bereits 2014 wurde zudem bekannt, dass die chinesischen Behörden in dem als Weltkulturerbe geschützten Bereich der Altstadt von Lhasa, ohne Genehmigung durch die UNESCO, zwei große Einkaufszentren bauen ließen.

„Der Jokhang-Tempel ist das wichtigste Heiligtum des tibetischen Buddhismus und kein Museum für Massen von Touristen, seit Jahrhunderten zieht er Pilger aus ganz Tibet und der tibetisch-buddhistischen Welt an. Es ist nicht hinnehmbar, wenn die chinesischen Behörden diesem einzigartigen Ort mit seiner 13 Jahrhunderte alten Geschichte durch neu hinzugefügte Gebäude ihren Stempel aufdrücken“, so Müller weiter.

Ebenso wurde nach dem schweren Brand im Jokhang-Tempel im Jahr 2018 aus Sicht von ICT überdeutlich, dass rund um die Weltkulturerbe-Stätten in Lhasa ein offensichtlicher Mangel an Transparenz seitens der chinesischen Behörden, aber auch seitens der UNESCO herrscht. So führten das Welterbezentrum der UNESCO und sein Beratungsgremium erst mehr als ein Jahr später, im April 2019, eine „Monitoring-Mission“ durch, obwohl es erhebliche Befürchtungen hinsichtlich des Ausmaßes der Schäden im Jokhang-Tempel gab. Weiterhin veröffentlichte das UNESCO World Heritage Center erst auf Nachfrage von ICT, am 28. Januar 2020, einen kurzen Bericht über das Ausmaß der Brandschäden.

Pressekontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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