Tibet-Politik

Aktuell: Expeditionen auf den Mount Everest werden eingeschränkt – hat China Angst vor kritischen Zeitzeugen?
31. Oktober 2006
Ein offizieller chinesischer Bergsteigerverband hat erklärt, dass die Anzahl der Expeditionen auf den Mount Everest (Chomolungma) im nächsten Frühjahr begrenzt wird, da man sich auf den Olympischen Fackellauf für die Spiele 2008 vorbereitet. Die chinesische Presse hatte zuvor berichtet, dass die Behörden planen, die Olympische Fackel auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt, zu tragen. Einer Stellungnahme der China- Tibet Bergsteigervereinigung in Lhasa zufolge wird ein Probelauf im nächsten Frühling stattfinden, aufgrund dessen viele internationale Expeditionen abgesagt werden.
Man unternimmt diesen Probelauf wahrscheinlich, weil man befürchtet, dass etwas schief gehen könnte oder aber aus Angst, dass Bergsteiger Zwischenfälle beobachten, die kein gutes Licht auf die chinesischen Behörden werfen. Am 30. September sahen Bergsteiger, die sich auf dem Cho Oyu befanden, wie eine 17 -jährige tibetische Nonne von chinesischen Sicherheitskräften erschossen wurde. Die Aufzeichnungen des Vorfalls veranlassten viele Regierungen der Welt Bedenken gegenüber dem Handeln Chinas zu äußern (Videoaufzeichnungen der Schüsse auf dem Nangpa-Pass finden Sie unter: http://www.savetibet.org/de/news/news.php?id=280)
Einem Bericht des AFP zufolge, der auf der Website der China Daily am 18. Oktober zu sehen war, erklärte ein chinesischer Sprecher vor zwei Wochen Journalisten, dass Peking „plane die Olympische Fackel auf den Mount Everest zu tragen“. Der Sprecher Yang Binyuan sagte: „Es ist ein Projekt, mit dem wir uns befassen“. 1999 brachte China bereits während eines Sportwettbewerbs eine Fackel auf die Spitze des Mount Everest (8844m). Sie war mit einem Sauerstofftank verbunden, damit sie auch in der dünnen Luft noch brannte und hatte einen Anzünder, der die Flamme wieder anzündete, wenn der Wind sie ausblies. Die Olympische Fackel wird einige Monate vor der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele angezündet und in einem Staffellauf zur Gastgeberstadt gebracht.
Erfahrene Bergsteiger, die schon auf dem Mount Everest waren, sagten ICT, dass die Einschränkungen der Besteigungen nicht unerwartet kamen. Sie zeigen Chinas Bemühen, die Kontrolle über die Olympische Fackel-Staffel zu erlangen, der eine große symbolische Bedeutung zugesprochen wird.
John Ackerly, der Präsident von ICT und ebenfalls Bergsteiger, sagte: „Bergsteiger kommen mit Hightech- Geräten wie Satellitentelefonen und Internet auf den Mount Everest und die chinesischen Behörden haben Bedenken, dass mit den Geräten Probleme aufgezeichnet und an die Außenwelt kommuniziert werden können, die sie – zu einem so wichtigen Moment wie vor den Olympischen Spielen – nicht kontrollieren können.“

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