Tibet-Politik
Hinrichtung eines Tibeters löst weltweite Kritik aus
31. Januar 2003
Der 28-Jährige war von den chinesischen Behörden angeklagt worden, für eine Reihe von Bombenanschlägen im Südwesten Chinas verantwortlich zu sein
Peking – Die Hinrichtung des tibetischen Lehrers Lobsang Dhondup in Südwestchina ist weltweit auf Empörung und heftige Kritik gestoßen. Der 28-Jährige war von den chinesischen Behörden angeklagt worden, für eine Reihe von Bombenanschlägen im Südwesten Chinas verantwortlich zu sein. Nach einem geschlossenen Gerichtsverfahren war er am vergangenen Sonntag exekutiert worden. Amnesty International hielt es am Dienstag „durchaus für möglich", dass der Mönch das Opfer eines Fehlurteils geworden sei. Die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch meinte, dem Geheimprozess „fehlte jeder Anschein von Rechtsstaatlichkeit".
Die US-Botschaft in Peking äußerte „tiefe Sorge über den Mangel an Transparenz und offensichtlichen Mangel an Rechtsstaatlichkeit". China habe Bitten der Botschaft zurückgewiesen, Beobachter zum Prozess entsenden zu dürfen. Die Sprecherin des Außenministeriums, Zhang Qiyue, sprach als Reaktion auf die Kritik von einer „rein internen Angelegenheit". China sei ein „Rechtsstaat", betonte sie. Angeblich habe Lobsang Dhondup gestanden, in die Bombenanschläge zwischen 1998 und 2002 involviert gewesen zu sein. Diese Aussage ist allerdings nicht zu beweisen, da das Gerichtsverfahren nicht offen zugänglich war.
Der enge Mitarbeiter des tibetischen Führers Tenzin Deleg Rinpoche war am Sonntag in Ganzi hingerichtet worden, nachdem das Oberste Gericht der Provinz Sichuan das Todesurteil bestätigt hatte. Menschenrechtler bemängelten monatelange Einzelhaft, unzureichende Verteidigung für den 28-Jährigen und die Geheimhaltung des Verfahrens.
Auch der 52-jährige Tenzin Deleg Rinpoche war in dem Prozess zum Tode verurteilt worden. Doch wurde die Strafe für zwei Jahre ausgesetzt. Meist wird sie danach in lebenslange Haft umgewandelt. Auf einem Tonband, das laut Radio Free Asia aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt worden war, beteuerte er seine Unschuld: „Ich wurde fälschlich beschuldigt, denn ich habe mich immer nur für eines eingesetzt: die Interessen und das Wohlergehen der Tibeter". Amnesty sprach von „ernsten Sorgen", der tibetische Führer sei wegen seiner politischen und religiösen Aktivitäten fälschlich beschuldigt worden.
Die Hinrichtung seines Schützlings war nach Angaben von Amnesty die erste eines Tibeters wegen angeblicher politischer Vergehen seit vielen Jahren, die bekannt sei. Ein dritter Tibeter sei zu fünf Jahren verurteilt worden, weil er Petitionen für die beiden gesammelt habe. Vier weitere seien in diesem Zusammenhang noch in Haft.
Exiltibeter in den USA kündigten Protestaktionen vor der chinesischen Botschaft in Washington an. Die tibetische Exilregierung im nordindischen Dharamsala zeigte sich „tief enttäuscht" nach der Exekution. Gleichzeitig äußerte die Regierung die Hoffnung, dass Tenzin Deleg nicht das gleiche Schicksal erwarten möge.
In der Stadt Ganzi, dem Schauplatz der Bombenanschläge, ist die chinesische Polizei schon mehrfach brutal gegen tibetische Aktivisten vorgegangen. Die Bevölkerung hier besteht zur Mehrheit aus Tibetern. Der Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter, propagiert stets den gewaltfreien Weg. Noch gelingt es ihm, sein Volk auf diesen friedlichen Ansatz einzuschwören. Doch Beobachter der Region befürchten, dass nach dem Tod des 68-Jährigen eine jüngere, wütendere Fraktion der Exiltibeter an Einfluss gewinnen könnte. Einige von ihnen betrachten den Weg der Gewaltlosigkeit als überholt und wollen der Unterdrückung der Tibeterkünftig doch mit Sprengstoff Gehör verschaffen. zurück zur Übersicht
31. Januar 2003
Der 28-Jährige war von den chinesischen Behörden angeklagt worden, für eine Reihe von Bombenanschlägen im Südwesten Chinas verantwortlich zu sein
Peking – Die Hinrichtung des tibetischen Lehrers Lobsang Dhondup in Südwestchina ist weltweit auf Empörung und heftige Kritik gestoßen. Der 28-Jährige war von den chinesischen Behörden angeklagt worden, für eine Reihe von Bombenanschlägen im Südwesten Chinas verantwortlich zu sein. Nach einem geschlossenen Gerichtsverfahren war er am vergangenen Sonntag exekutiert worden. Amnesty International hielt es am Dienstag „durchaus für möglich", dass der Mönch das Opfer eines Fehlurteils geworden sei. Die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch meinte, dem Geheimprozess „fehlte jeder Anschein von Rechtsstaatlichkeit".
Die US-Botschaft in Peking äußerte „tiefe Sorge über den Mangel an Transparenz und offensichtlichen Mangel an Rechtsstaatlichkeit". China habe Bitten der Botschaft zurückgewiesen, Beobachter zum Prozess entsenden zu dürfen. Die Sprecherin des Außenministeriums, Zhang Qiyue, sprach als Reaktion auf die Kritik von einer „rein internen Angelegenheit". China sei ein „Rechtsstaat", betonte sie. Angeblich habe Lobsang Dhondup gestanden, in die Bombenanschläge zwischen 1998 und 2002 involviert gewesen zu sein. Diese Aussage ist allerdings nicht zu beweisen, da das Gerichtsverfahren nicht offen zugänglich war.
Der enge Mitarbeiter des tibetischen Führers Tenzin Deleg Rinpoche war am Sonntag in Ganzi hingerichtet worden, nachdem das Oberste Gericht der Provinz Sichuan das Todesurteil bestätigt hatte. Menschenrechtler bemängelten monatelange Einzelhaft, unzureichende Verteidigung für den 28-Jährigen und die Geheimhaltung des Verfahrens.
Auch der 52-jährige Tenzin Deleg Rinpoche war in dem Prozess zum Tode verurteilt worden. Doch wurde die Strafe für zwei Jahre ausgesetzt. Meist wird sie danach in lebenslange Haft umgewandelt. Auf einem Tonband, das laut Radio Free Asia aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt worden war, beteuerte er seine Unschuld: „Ich wurde fälschlich beschuldigt, denn ich habe mich immer nur für eines eingesetzt: die Interessen und das Wohlergehen der Tibeter". Amnesty sprach von „ernsten Sorgen", der tibetische Führer sei wegen seiner politischen und religiösen Aktivitäten fälschlich beschuldigt worden.
Die Hinrichtung seines Schützlings war nach Angaben von Amnesty die erste eines Tibeters wegen angeblicher politischer Vergehen seit vielen Jahren, die bekannt sei. Ein dritter Tibeter sei zu fünf Jahren verurteilt worden, weil er Petitionen für die beiden gesammelt habe. Vier weitere seien in diesem Zusammenhang noch in Haft.
Exiltibeter in den USA kündigten Protestaktionen vor der chinesischen Botschaft in Washington an. Die tibetische Exilregierung im nordindischen Dharamsala zeigte sich „tief enttäuscht" nach der Exekution. Gleichzeitig äußerte die Regierung die Hoffnung, dass Tenzin Deleg nicht das gleiche Schicksal erwarten möge.
In der Stadt Ganzi, dem Schauplatz der Bombenanschläge, ist die chinesische Polizei schon mehrfach brutal gegen tibetische Aktivisten vorgegangen. Die Bevölkerung hier besteht zur Mehrheit aus Tibetern. Der Dalai Lama, das geistige Oberhaupt der Tibeter, propagiert stets den gewaltfreien Weg. Noch gelingt es ihm, sein Volk auf diesen friedlichen Ansatz einzuschwören. Doch Beobachter der Region befürchten, dass nach dem Tod des 68-Jährigen eine jüngere, wütendere Fraktion der Exiltibeter an Einfluss gewinnen könnte. Einige von ihnen betrachten den Weg der Gewaltlosigkeit als überholt und wollen der Unterdrückung der Tibeterkünftig doch mit Sprengstoff Gehör verschaffen. zurück zur Übersicht