Pressemitteilung: Zwei junge Tibeter sterben nach Selbstverbrennung in Ost-Tibet / Lokale Bevölkerung stellt sich gegen Polizei / Zahl der Selbstverbrennungen steigt auf 35
Berlin, 20. April 2012. Zwei junge Tibeter haben sich gestern in der Nähe eines Gebäudes der öffentlichen Verwaltung im osttibetischen Ort Barma selbst angezündet und sind an den Folgen gestorben. Exiltibetische Quellen geben ihre Namen mit Choepak Kyap und Sonam an. Zum Alter der beiden Männer heißt es, dass sie sich in ihren Zwanzigern befunden hätten. Choepak Kyap und Sonam stammten beide aus Nomadenfamilien und waren miteinander verwandt. Offenbar wollten sie mit der Selbstanzündung ihrem Protest gegen die chinesische Politik in Tibet Ausdruck verleihen. Die Ortschaft Barma liegt in der Nähe des Klosters Jonang Dzamthang Gonchen im Landkreis Dzamthang (chin.: Rangtang). Dieser ist Teil der zur Provinz Sichuan zählenden Autonomen Präfektur Ngaba, dem Schauplatz der weitaus meisten Selbstverbrennungen von Tibetern. Insgesamt ist die Zahl der bestätigten Selbstverbrennungen seit Februar 2009 damit auf 35 angestiegen, mindestens 25 von ihnen haben nicht überlebt.
Wie die in Direktkontakt mit der Region stehenden exiltibetischen Quellen mitteilten, sei es der lokalen Bevölkerung gelungen, die Leichname der beiden jungen Tibeter vor dem Zugriff der sofort aufgebotenen paramilitärischen Polizeikräfte zu schützen. Diese seien zum Kloster Jonang Dzamthang Gonchen gebracht worden, wo die vorgeschriebenen Bestattungsriten vollzogen werden sollten. Vor zwei Monaten bereits war es im Landkreis Dzamthang zu einer ersten Selbstverbrennung gekommen. Am 19. Februar hatte sich der 18-jährige Nangdrol selbst angezündet, auch er war daran gestorben. Im Anschluss an seine Selbstverbrennung hatte sich trotz der Präsenz der Sicherheitskräfte eine große Menschenmenge versammelt, um seiner zu gedenken. Die chinesischen Polizei- und Militärangehörigen, die in der Region aufgeboten werden, um den Protest der tibetischen Bevölkerung zu unterbinden, stehen im Ruf großer Brutalität. So eröffneten sie am 26. Januar im Landkreis Dzamthang das Feuer auf eine Gruppe von Tibetern, die versuchte, die Verhaftung eines gewaltlos protestierenden jungen Studenten zu verhindern. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt, ein junger Tibeter namens Ogyen starb durch die Kugeln der Polizei.
Den ICT-Bericht mit ausführlichen Informationen finden Sie hier zum Herunterladen (pdf, englisch): https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_19042012.pdf.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.
Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.
Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.
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