Pressemitteilung: Vorgetäuschte Harmonie auf Weltausstellung in Shanghai / Tibet-Pavillon will Erfolge in Tibet vorgaukeln
Berlin, 29. April 2010 – Anlässlich der Eröffnung der Weltausstellung in Shanghai fordert die International Campaign for Tibet (ICT) Expo-Besucher und Berichterstatter auf, den offiziellen Tibet-Pavillon mit kritischem Blick zu betrachten. Unter der Bezeichnung „Himmlisches Tibet“ solle darin offenbar ein geschöntes und die Wirklichkeit verzerrendes Tibet-Bild gezeichnet werden. Wie ICT-Geschäftsführer Kai Müller erklärt, zeige sich dies bereits in der Schwerpunktsetzung. „Eines der so genannten Highlights des Pavillons ist die 2006 eröffnete Tibet-Bahn. Ihre Inbetriebnahme hat den Zuzug han-chinesischer Arbeitsmigranten nach Tibet und die Verdrängung der Tibeter ins soziale und wirtschaftliche Abseits beschleunigt. Dies ist die Kehrseite der angeblichen wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte in Tibet.“
Auch die anderen Themen des Pavillons belegten, dass es den Machern der Ausstellung in keiner Weise um ein realistisches Tibet-Bild gehe. „Dieser Pavillon soll die Besucher glauben machen, in Tibet herrschten Harmonie und sozialer Fortschritt“, so Müller. „Doch der wirtschaftliche Erfolg kommt in Tibet fast ausschließlich den Han-Chinesen zugute – die Tibeter werden großenteils völlig an den Rand gedrängt.“ Der ICT-Geschäftsführer verweist darauf, dass Tibet nach wie vor eine der wirtschaftlich und sozial rückständigsten Regionen innerhalb der Volksrepublik China sei. Dies treffe in erster Linie die angestammte Bevölkerung. Müller verweist ferner auf die anhaltende Repression in Tibet. Die International Campaign for Tibet hat seit März 2008 mehr als 200 Berichte über Protestvorfälle in Tibet erhalten. Der Organisation liegen überdies Informationen über mehr als 700 Tibeter vor, die seit März 2008 „verschwunden“ oder verhaftet worden sind. Im Oktober 2009 wurden zwei Tibeter nach einem offenbar unfairen Verfahren in Lhasa hingerichtet.
„Wenn die Harmonie in Tibet wirklich so groß ist, wie es der Tibet-Pavillon suggeriert, warum gibt es dann immer wieder Proteste im Land, warum sind dann so viele Tibeter in Haft, warum finden fortdauernd die ‚patriotischen Erziehungsmaßnahmen’ statt und warum haben unabhängige Beobachter dann keinen uneingeschränkten Zugang nach Tibet?“, sagte Müller abschließend.
Über die International Campaign for Tibet
Als weltweit größte Tibet-Organisation setzt sich die International Campaign for Tibet (ICT) für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT wurde 1988 gegründet und unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Fieldteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal. Mehr als 100.000 Förderer unterstützen ICT weltweit, darunter rund 14.000 in Deutschland.
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Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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