Tibet-Politik

Redebeitrag für den Menschenrechtslauf

Karlsruhe
28. August 2004
Redebeitrag von der ICT anlässlich der Übergabe der Olympischen Spiele von Athen an Peking.
Liebe Athletinnen und Athleten, sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Birgit Gangl von der International Campaign for Tibet Deutschland. Seit Dezember 2002 setzen wir uns in Deutschland für die Einhaltung der Menschenrechte in Tibet ein. Unser Büro ist in Berlin.
Ich möchte mich bei der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für die Einladung bedanken. Wir freuen uns, heute unsere Solidarität mit der IGfM, und allen anderen, die gegen die Unterdrückung Chinas kämpfen, zeigen. Uns eint eine große Besorgnis: die Menschenrechtssituation in China.
Ab heute wird die Welt auf China blicken – wegen der Olympischen Spiele 2008 in Peking. Trotz Chinas Propaganda wissen wir alle: Seitdem das Internationale Olympische Kommittee die Olympischen Spiele 2008 an Peking vergeben hat, verschlechtert sich die Menschenrechtslage in China und Tibet dramatisch.
Tibet – Unterstützer – Gruppen weltweit hatten gehofft, dass die Menschenrechtssituation in China & Tibet sich verbessern würde, entsprechend der Olympischen Ideale von Toleranz, Verständnis und Respekt anderer Menschen. Ganz im Gegenteil wurden jedoch in den letzten Jahren Tibeter verhaftet und gefoltert, weil sie den Wünsch nach religiöser Freiheit oder Menschenrechten geäußert haben oder weil sie die tibetische Flagge gezeigt haben.
Januar 2003 wurde der erste Tibeter seit zehn Jahren hingerichtet. Er hieß Lobsang Dhondup und wurde 2002 zusammen mit seinem Lehrer und angesehenen Mönch Tenzin Delek Rinpoche in Kham, Ost Tibet verhaftet. Tenzin Delek Rinpoche wurde unrechtmäßig zum Tode verurteilt und am 26. Januar 2005 soll er hingerichtet werden. Er sitzt zurzeit in einem Gefängnis in der Provinz Sichuan für ein Bombenattentat, das er nicht begangen hat. Tenzin Delek Rinpoche ist ein sehr beliebter religiöser Führer in seiner Region. Er hat Schulen und Krankenhäuser für Tibeter und Tibeterinnen eingerichtet. Mit seiner Arbeit stärkte er die tibetische Kultur und Identität – und wurde zu einer Gefahr für die chinesischen Besatzer. Alle möglichen Rechte wurden ihm versagt, er hat keinen Anwalt bekommen, durfte seine Familie nicht kontaktieren, erhielt kein ordentliches Gerichtsverfahren.
Noch einen Monat vor dem Todesurteil hatte die chinesische Regierung der Europäischen Union zugesagt, sie über den Verlauf des Verfahrens auf dem Laufenden zu halten. Die chinesische Regierung hat gelogen! Sie übt politische Justiz, verachtet immer noch politische Freiheitsrechte, Gerechtigkeit und Rechtstaatlichkeit. Wir stellen die Frage, wie wir so ein Regime und System mit den Olympischen Spielen ehren können? Können wir legitim noch hoffen, dass die Spiele irgendwelche Vorteile für die Tibeter und ihre Lebensbedingungen bringen werden?
Es sind nicht nur eklatante Verstöße gegen grundlegende Menschenrechte, derer sich China schuldig macht. Es ist auch die schleichende Untergrabung der tibetischen Kultur, die zur Zerstörung Tibets führen wird, wenn nicht bald etwas getan wird. Was meinen wir damit, wenn wir von schleichender Zerstörung der tibetischen Kultur, von schleichendem kulturellem Genozid sprechen?
China befindet sich jetzt in einer Zeit des unglaublich schnellen Wandels. Überall in diesem riesigen Land finden Bauarbeiten und Renovierungen statt, um der Welt im Jahr 2008 ein modernes Gesicht zu zeigen. China will von außen die Wirkung erwecken, die alten Zeiten seien vorbei und eine neue, offene, wohlhabende Ära begönne. Das wollen sie auch in Tibet zeigen. Was werden die nächsten 4 Jahre dann für Tibet konkret bedeuten?
Eine Eisenbahn von Golmud in der Provinz Qinghai nach Lhasa befindet sich im Bau und soll bis 2006 fertig sein. 2008, wenn die Welt nach China reist, wird die Autonome Region Tibets sein wie nie zuvor. Die Wirkungen von diesem Eisenbahnbau werden fatal für die Tibeter und ihre Kultur sein. Noch mehr chinesische Siedler werden tibetische Städte überschwemmen, chinesisch reden, chinesischen Handel betreiben und die Tibeter weiter ökonomisch, sozial und kulturell marginalisieren.
In den nächsten vier Jahren werden viele touristische Ziele in Tibet renoviert. Wenn China-Besucher im Jahr 2008 nach Tibet fahren, werden sie die so genannten Verbesserungen in Tibet sehen. Vieles in der tibetischen Hauptstadt Lhasa wird heute renoviert. Die chinesische Regierung, statt den Tibetern religiöse und kulturelle Freiheit oder echte Autonomie zu geben, poliert äußerlich die Klöster auf, macht zerstörte Sehenswürdigkeiten wieder attraktiv und schafft die nötige Infrastruktur. Die Einnahmen davon fließen fast ausschließlich in chinesische Taschen. Aber China profitiert davon nicht nur im finanziellen Sinn, sondern schafft auch den Eindruck, dass es in Tibet religiöse Freiheit gäbe und dass es den Tibetern gut gehe.
Dies ist alles nur oberflächliche Staffage, denn das Leben der Tibeter wird minutiös reglementiert – den Klöstern werden Regeln für Eintritt und Austritt der Mönche vorgeschrieben, sowie die Zahl der Klosterangehörigen. Religiöse Feste werden z.B. gekürzt, die Teilnahme daran für Tibeter im Staatsdienst mit hohen Strafen belegt. Den Mönchen wird vorgeschrieben, was sie bei Führungen von Touristen sagen dürfen. Der echte 11. Panchen Lama ist immer noch verschwunden, der falsche der Chinesen wird überall herumgereicht.
In unserem aktuellen 122-seitigen Bericht über die Religionsfreiheit Tibets ist dies im Einzelnen dokumentiert.
Wenn die chinesische Regierung die Wünsche der Tibeter, den Dalai Lama und der Exil-Regierung wirklich wahrnehmen würden, nutzten sie die nächsten vier Jahre, um ernsthafte Verhandlungen mit dem Dalai Lama zu beginnen und die Gespräche, die letztes und vorletztes Jahr stattgefunden haben, fortzuführen.
Wir müssen alles tun, damit China Olympia – den wirklichen Wert Olympias, nämlich die Olympischen Ideale – als Verantwortung begreift. Die Verantwortung, den Konflikt mit Tibet friedlich zu lösen und die Menschenrechte umzusetzen. Nur dann ist China würdig, als gleichberechtigter Partner vor die Staatengemeinschaft zu treten. Nur dann ist China würdig, die Menschen der Welt im sportlichen Wettkampf begrüßen zu dürfen.
Bitte helfen Sie uns! Unterstützen Sie die Kampagne für Tenzin Delek – Postkarten dafür erhalten Sie bei uns am Stand. Und unterstützen Sie die International Campaign for Tibet, unsere Arbeit für ein Volk, das in Freiheit leben will.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. http://www.menschenrechtslauf.de/

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