Tibet-Politik

Weitere Verhaftungen im Zusammenhang mit den zwei von China zum Tode verurteilten Tibetern aufgedeckt
28. Januar 2003
Internationalen Tibet-Gruppen liegen Informationen vor, daß mindestens 10 Tibeter im Zusammenhang mit dem populären buddhistischen Lama Tenzin Delek Rinpoche und seinem Gefolgsmann Lobsang Dhondup, die inzwischen gegen ihre Todesurteile Berufung eingelegt haben, verhaftet wurden.
Einer anonym bleibenden Quelle zufolge, die mit International Campaign for Tibet, Students for a Free Tibet and Free Tibet Campaign in Kontakt steht, sollen sich von den zwölf festgenommenen Personen noch sieben im Gewahrsam der Chinesen befinden; drei wurden in einem Schnellverfahren verurteilt.
„Diese Information gibt Anlaß zu ernsten Bedenken wegen der zehn zusätzlichen Verhaftungen, wegen der Ausmaße dieses Falles und wegen der Wahrscheinlichkeit, daß China bei dem kürzlich stattgefundenen Menschenrechtsdialog all dies verschwiegen hat", meinte Mary Beth Markey, Direktorin von ICT in Washington.
Alle diese tibetischen Gefangenen, einschließlich der jetzt freigelassenen, wurden Verlautbarungen zufolge gefoltert. Außerdem sollen zwei tibetische Jungendliche verschwunden sein.
Außer Tenzin Delek Rinpoche und Lobsang Dhondup wurde ein dritter Tibeter Tserang Dondrup Jortse (alias Jortse oder Jotse) vor Gericht gestellt und zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Der rund 65 Jahre alte Jortse wurde etwa einen Monat nach Tenzin Delek Rinpoche verhaftet. Er ist ein Dorfvorsteher, der 20.000 Unterschriften zugunsten Tenzin Delek Rinpoches gesammelt haben soll. Besagter Quelle zufolge soll er die Bewegungsfähigkeit seiner Beine verloren haben, seit er sich in Haft befindet.
Die anderen noch von den Chinesen festgehaltenen Tibeter sind: Tsultrim Dargye (36), Tamdrin Tsering (33), Ashar (oder Aka) Dhargye (40) und Tashi Phuntsok (39).
Die US Delegation brachte Mitte Dezember bei dem USA-China Menschenrechtsdialog die Fälle von Tenzin Delek Rinpoche und Lobsang Dhondup zur Sprache.
„Falls diese Information stimmt, wirft dies schwere Zweifel an Chinas Aufrichtigkeit bei dem Menschenrechtsdialog auf", meinte Markey weiter.
„China kann nicht einfach die Verantwortung von sich schieben oder Unwissenheit vortäuschen in so einem wichtigen Fall – besonders jetzt, wo sich herausstellt, daß er weit größere Ausmaße hat, als anfänglich bekannt war", meinte John Hocevar, Direktor von Students for a Free Tibet mit Sitz in New York.
„Mindestens ein Dutzend Festnahmen, die Verhöre, die Folterungen und die Festhaltung ohne Prozeß, sowie die Verweigerung einer ordentlichen Verteidigung im Falle der Berufung gegen die Todesurteile zeugen von einem Niveau von Gesetzlosigkeit und Repression, das für eine moderne Regierung nicht akzeptabel ist", fuhr Hocevar fort.
Tenzin Deleg Rinpoche und Lobsang Dhondup wurden nach einer Sprengstoffexplosion in Chengdu im April 2002 festgenommen. Der Rinpoche wurde acht Monate lang, bis zu dem Prozeß, ohne Verbindung zur Außenwelt gehalten. Nach der Urteilsverkündigung soll er als Protest gegen seine Behandlung im Gefängnis und weil die chinesische Regierung ihm keinen fairen Prozeß angedeihen ließ in Hungerstreik getreten sein.
Zwei prominenten chinesischen Anwälten, Zhang Sizhi und Li Huigeng, wurde die Erlaubnis verweigert, Tenzin Deleg Rinpoche bei dem Berufungsverfahren, daß am 10. Januar beginnen sollte, zu verteidigen. Regierungsvertreter von USA und Großbritannien, welche die Anwesenheit eines Beobachters bei dem Berufungsverfahren fordern, rechnen damit, daß sich eine Wiederaufnahme über längere Zeit hinziehen könnte.
Die für das chinesische Justizsystem charakteristische Geheimhaltung bedeutet, daß in diesen Fällen keine detaillierten Informationen über die Anklagen und die Beweise zur Verfügung stehen. Weil Tenzin Delek Rinpoche über seine religiöse Autorität hinaus bedeutenden Einfluß in der Region genießt und für seine Loyalität zum Dalai Lama bekannt ist, liegen dem Vorgehen gegen ihn und seine Gefolgsleute wahrscheinlich politische Motive zugrunde.
Zwei weitere prominente religiöse Persönlichkeiten in der TAP Kandze waren im letzten Jahr Zielscheibe staatlicher Verfolgung: Sonam Phuntsok, der wegen eines angeblichen Sprengstoffanschlags auf ein Krankenhaus zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde, und Khenpo Jigme Phuntsok, der von seiner Klosteruniversität in Larung Gar (wo Tausende von Mönchen/Nonnen vertrieben und ihre Behausungen niedergerissen wurden) entfernt und in Haft genommen wurde.
„Diese Vorfälle zeigen, daß sogar die entlegensten tibetischen Gebiete von denselben Restriktionen und Kontrollen erfaßt werden, welche für die chinesische Politik in der TAR bezeichnend sind", kommentierte Anne Callaghan von Free Tibet Campaign, London.
„Regierungen, die den bilateralen Dialog mit China pflegen, haben eine besondere Verantwortung und sind gleichzeitig in der Lage, gebührenden Druck auszuüben", fuhr Callaghan fort.
International Campaign for Tibet, Students for a Free Tibet and Free Tibet Campaign schließen sich Amnesty International an und rufen die chinesische Regierung dazu auf, eine sofortige Überprüfung des Falles vorzunehmen und, falls erforderlich, ein faires und offenes Berufungsverfahren einzuleiten, in dem den Angeklagten die Möglichkeit zu gebührender Vorbereitung und zur Darlegung ihrer Verteidigung gemäß den internationalen Normen für ein faires Gerichtsverfahren gegeben wird.
Den Angeklagten sollte erlaubt werden, selbst ihre Anwälte zu bestimmen und mit ihren Angehörigen in Verbindung zu treten, solange sie sich in Haft befinden. Andernfalls sollten sie unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden.
Übersetzung: Adelheid Dönges zurück zur Übersicht

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