Tibet-Politik

‚Umwelt und Entwicklungsfragen 2003‘ – Bericht der tibetischen Exilregierung
27. Oktober 2004
Der Bericht ist jetzt auf Deutsch zum Herunterladen erhältlich. Der umfassende Bericht zeigt die desolate Situation von Umwelt und Natur in Tibet. Mit Vorwort von Kalon Tripa (Premierminister) Prof. Samdhong Rinpoche.
Vorwort:
Ich bin der Ansicht, daß die Umwelt und die dringende Notwendigkeit zu ihrem Schutz zwei Gebiete sind, wo sich die Auffassungen von Peking und der "Central Tibetan Administration" (Tibetische Regierung-im-Exil) sehr nahe kommen, was als eine solide Basis für eine vermehrte Zusammenarbeit in anderen lebenswichtigen Bereichen dienen könnte.
Die verschiedenen Kampagnen der Tibet-Unterstützungsgruppen haben ein weltweites Interesse an der bedrohten Umwelt in Tibet hervorgerufen, was zu einer Reihe von detaillierten Berichten geführt hat, die einen tieferen Einblick in die ernsthaften, teilweise irreversiblen Auswirkungen von falschen Maßnahmen, die in Tibet
durchgeführt wurden, ermöglichen. Bereits in den Jahren 1992 und 2000 veröffentlichten wir ausführliche
Berichte, in denen die gesamte Tragweite der Zerstörung und der Degradation der Umwelt in Tibet dargelegt wurde. Diese beiden Berichte – "Tibet: Umwelt und Entwicklungsfragen 1992" und "Tibet: Umwelt und Entwicklungsfragen 2000" – können bei bestellt werden*. Schließlich hat auch das Informationsbüro des Staatsrats der VR China am 10. März 2003 ein Weißbuch über den Zustand der Umwelt in Tibet mit dem Titel "Weißbuch zur ökologischen Entwicklung und zum Umweltschutz in Tibet" herausgegeben.
Zur Erreichung der im "China’s Western Development Program" (Entwicklungsprogramms für den Westen Chinas) formulierten Ziele hat Peking in den letzten Jahren beträchtliche Summen in die von Minderheiten bewohnten Gebiete gepumpt, um die in diesen Regionen vorhandenen Ressourcen zu nutzen und sie dabei politisch enger an China zu binden. Die Central Tibetan Administration begrüßt es, daß einige Mitglieder der neuen chinesischen Führung sich des dringenden Anliegens des Umweltschutzes durchaus bewußt sind. Diese Führungskader haben nicht nur Bedenken hinsichtlich der Realisierung des in großem Maßstab geplanten Western Development Program geäußert, sondern auch wegen seiner negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Einige der führenden Politiker haben des weiteren Zweifel an der Durchführbarkeit des gigantischen "Süd-Nord-Wasserumleitungsvorhabens" zum Ausdruck gebracht. Bei diesem Projekt soll Wasser aus den von Minderheiten bewohnten südwestlichen Regionen, die verhältnismäßig reich an Wasservorräten sind, in den ausgedörrten Norden, wo Desertifikation und Dürre immer mehr fortschreiten, umgeleitet werden.
Chinas jüngstes Weißbuch über die Umwelt in Tibet ist eigentlich nur eine Rechtfertigung für alle großen Entwicklungsprojekte, die China dort durchzuführen beabsichtigt, insbesondere die Eisenbahnstrecke, die Lhasa mit China verbinden soll. Wir rufen die neue chinesische Führung dazu auf, diese Großprojekte nochmals zu überdenken und sie durch kleiner angelegte Entwicklungsprojekte zu ersetzen, die der tibetischen Bevölkerung tatsächlich zum Vorteil gereichen und durch welche das ökologische Gleichgewicht in Tibet nicht gefährdet wird.
Mammutprojekte, die auf die Ausbeutung von Tibets natürlichen Ressourcen abzielen, werden sich auf längere Sicht sowohl für die Tibeter als auch für die Chinesen und die Bewohner aller benachbarten Länder als katastrophal erweisen, denn sie alle sind zu ihrem Überleben auf die Flüsse des tibetischen Hochlandes angewiesen.
Die verheerenden Überschwemmungen des Yangtse von 1998, welche durch die ungehemmte Abholzung in Tibet verursacht wurden, sollten Peking eine deutliche Lehre sein, daß die Durchsetzung kurzsichtiger politischer Maßnahmen in Tibet nicht ohne katastrophale Folgen für die Umwelt in China bleiben kann.
Das Ökosystem in Tibet ist nicht nur für die Bewohner des Hochlands von großer Bedeutung, sondern es hat auch Auswirkungen auf die gesamte Umwelt in Asien, weil die großen Flüsse ihren Ursprung in Tibet haben und weil das tibetische Plateau, wie wissenschaftlich nachgewiesen wurde, für die Entwicklung des Monsuns maßgeblich ist. Die unmittelbaren Auswirkungen hiervon machen sich in Indien, China, Burma, Bangladesh, Pakistan und den weiteren stromabwärts gelegenen Ländern bemerkbar.
Dieser Bericht erarbeitet eine positive Roadmap, die China dazu bringen soll, das Wohlergehen zukünftiger Generationen in Tibet und den Nachbarländern, die alle von den ökologischen Ressourcen auf dem größten Hochland der Welt profitieren, nachhaltig in Betracht zu ziehen.
Umweltfragen verdienen in Anbetracht des Wertes, den sie als Teil des gemeinsamen Erbes dieser Welt besitzen, eine ganz besondere Beachtung. Ob das politische Problem Tibet gelöst wird oder nicht, die Umweltfrage darf nicht vernachlässigt werden, da sie einen direkten Einfluß auf das Wohlergehen der Völker Indiens, Chinas und der stromabwärts gelegenen Länder hat. Aus eben diesem Grunde schlug seine Heiligkeit der Dalai Lama in seinem "Fünf-Punkte-Friedensplan" von 1987 vor, das tibetische Hochplateau nicht nur zu einer gewaltfreien Zone, sondern auch zu einem riesigen Naturschutzpark zu erklären, der dem Erhalt der Umwelt dient.
Samdhong Rinpoche
Kalon Tripa (Kabinettsvorsitzender) und Kalon für die Abteilung für Information und internationale Beziehungen
Central Tibetan Administration (Tibetische Zentralverwaltung)
Juli 2003 Umwelt und Entwicklungsfragen 2003 pdf-Download (3 MB)
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