Pressemitteilung: Kloster Kirti – Region Ngaba „wie unter unsichtbarem Kriegsrecht“ / Bücherverbrennung und Hausarrest nach Hungerstreik von Schülern / Kirti Thema in der Fragestunde im Deutschen Bundestag

Berlin, 10. Mai 2011. Knapp acht Wochen nach der Selbstverbrennung des tibetischen Mönchs Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan halten die Spannungen zwischen den chinesischen Sicherheitskräften und der tibetischen Bevölkerung unvermindert an. Wie die International Campaign for Tibet (ICT) in ihrem jüngsten Bericht über die Ereignisse in der von den Behörden weitgehend abgeriegelten Region in Erfahrung bringen konnte, sind die wichtigsten Kommunikationsnetzwerke immer noch heruntergefahren, bleiben Straßen gesperrt, werden die Menschen weiter daran gehindert, sich zu versammeln. In den Worten eines tibetischen Mönchs aus dem nordindischen Exil mit direktem Kontakt nach Ngaba steht die gesamte Region „wie unter unsichtbarem Kriegsrecht“ und wurden „Klöster und Schulen in Gefängnisse verwandelt“. Letzteres bezieht sich auf eine Schule im benachbarten Kreis Barkham (chin.: Ma’erkang), deren Schüler bereits am 17. März, also einen Tag nach Phuntsogs Selbstverbrennung, einen Solidaritäts-Hungerstreik begonnen hatten. Daraufhin wurden sie unter Hausarrest gestellt, ihre Mobiltelefone konfisziert und der Internetzugang gesperrt. Um den 22. April herum begannen die Behörden damit, alle Bücher und Schriften, die sich im Besitz der Schüler befanden, zu beschlagnahmen und zu durchforsten. Sämtliche Schriftstücke, die nicht die Billigung der Behörden fanden, wurden einbehalten und anschließend verbrannt.

Unterdessen beschäftigt die Lage in Ngaba auch den Deutschen Bundestag. Für die Fragestunde am morgigen Mittwoch will der menschenrechtspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, Volker Beck, von der Bundesregierung wissen, wie sie „die Situation im und um das Kloster Kirti in der chinesischen Provinz Sichuan“ bewertet, „das sich seit Mitte März 2011 massiven Repressionen seitens der chinesischen Behörden ausgesetzt sieht“. Zudem fragt Beck danach, wie die Bundesregierung „diesbezüglich gegenüber der Regierung der Volksrepublik China“ reagiert hat (Im Kloster Kirti hält unterdessen die völlige Überwachung der mehr als 2.000 dort lebenden Mönche an. Eigens angebrachte Kameras überwachen das gesamte Kloster, einschließlich der Schlafräume der Mönche. Die so genannte „patriotische Erziehung“ wurde wieder aufgenommen, in deren Rahmen die Mönche gezwungen werden, den Dalai Lama oder die tibetische Exilregierung zu diskreditieren. Der 31 Jahre alte Mönch Losang Dargye wurde Berichten zufolge Anfang Mai vom Volksgericht des Kreises Ngaba zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, er war am 11. April im Kloster Kirti verhaftet worden. Ebenfalls zu drei Jahren Gefängnis verurteilte dasselbe Gericht den 33-jährigen Mönch Konchok Tsultrim. In beiden Fällen ist nicht bekannt, wessen die Verurteilten beschuldigt waren. Immer noch sind etwa 25 Menschen „verschwunden“ oder in Haft, ohne dass bislang Anklage gegen sie erhoben wurde.

Der ausführliche englischsprachige ICT-Bericht enthält auch weitere Informationen über den Tod der beiden älteren Tibeter, die in der Nacht vom 21. zum 22. April versucht hatten, sich der Verschleppung der mehr als 300 Mönche aus dem Kloster Kirti entgegenzustellen. Berichten zufolge sollen die verschleppten Mönche in drei unterschiedliche Kreise in der Umgegend verbracht worden sein. Sie können den aktuellen ICT-Bericht der Anlage zu dieser Nachricht entnehmen oder hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_09052011.pdf.

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
Germany

Tel.: +49 (0)30 – 27879086
Fax: +49 (0)30 – 27879087
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

 

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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