Aktuell: Zerstörte tibetische Region erhält chinesischen Namen / Tibeter von Aufbauplanung nach Erdbeben ausgeschlossen / Neuer ICT-Bericht

26.01.2011 – Die International Campaign for Tibet (ICT) hat einen Bericht über den aktuellen Stand der Wiederaufbauplanungen für die im vergangenen April bei einem verheerenden Erdbeben verwüstete, zu 90 Prozent von Tibetern bewohnte Tibetische Autonome Präfektur Yushu in der chinesischen Provinz Qinghai veröffentlicht. Darin verleiht die Organisation ihrer Sorge Ausdruck, die chinesischen Behörden könnten den Wiederaufbau dazu nutzen, die tibetische Bevölkerung politisch und wirtschaftlich weiter zu marginalisieren.
Der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge sagte Luo Huining, Gouverneur der Provinz Qinghai, der Landkreis Yushu solle im Zuge des Wiederaufbaus einen neuen, chinesischen Namen erhalten und fortan „Sanjiangyuan-Stadt“ heißen. „Sanjiangyuan“, zu Deutsch „Quelle der drei Flüsse“, ist die chinesische Bezeichnung für die Region, in der neben dem Gelben Fluss auch der Jangtse und der Mekong entspringen. Damit einher gehen solle, so Wang Yuhu, Chef der Tibetischen Autonomen Präfektur Yushu, der Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur. Die neue Stadt solle zu einer touristischen Basis für die gesamte Region umgebaut werden. Offenbar jedoch erfolgt dieser Prozess über die Köpfe der tibetischen Bewohner hinweg und bestätigt so frühere Befürchtungen aus dem Sommer des vergangenen Jahres, als Hunderte Tibeter dagegen protestierten, ihr Land herzugeben im Gegenzug für an anderen Stellen errichtete Behausungen. Wie Mary Beth Markey, Präsidentin der ICT sagte, widerspricht das Vorgehen der Behörden „den chinesischen Autonomiegesetzen und schafft so weiteres Leid“. Zudem bestehe die Gefahr, dass „historische tibetische Gebäude, die das Erdbeben überlebt haben, nun im Zuge des Wiederaufbaus abgerissen“ werden könnten.
Quellen mit Verbindungen in die Region zufolge würden Tibeter von neu geschaffenen Jobs beim Wiederaufbau ausgeschlossen. Beschäftigt würden alleine chinesische Arbeiter. Zudem sei bei der Vergabe staatlicher Bauaufträge an private Firmen nicht selten Bestechung im Spiel. Dies nährt Befürchtungen, wonach Gelder für den Wiederaufbau in dunkle Kanäle fließen könnten. ICT-Geschäftsführer Kai Müller fordert daher: „Auftragsvergabe und Planung des Wiederaufbaus in Yushu sollten transparent und unter Einbeziehung derjenigen erfolgen, die bei dem Beben am meisten verloren haben, nämlich den Tibetern. Alles andere wird dazu führen, die Kluft zwischen Tibetern und der staatlichen Führung weiter zu vertiefen.“
Den englischsprachigen Bericht hierzu können Sie hier herunterladen.

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Fax: +49 (0) 30 27879087
E-Mail: presse(at)savetibet.de

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