Tibet-Politik

Infoblatt zur Regierung Tibets im Exil
26. Mai 2004
Tibeter im Exil:
Außerhalb von Tibet leben ca. 131.000 Exiltibeter und -tibeterinnen, die nach der Flucht des Dalai Lama 1959 Tibet verlassen haben. Die meisten, etwa 100.000, leben in Flüchtlingslagern in Indien (sog. "Settlements") – hauptsächlich in Dharamsala in Nordindien und in Südindien in Mundgod, Bylakuppe & Hunsur. In den südlichen Settlements befinden sich auch die großen Exilklöster Drepung, Ganden und Sera.
In den USA leben ca. 10.000 Exiltibeter. In Europa beherbergt die Schweiz besonders viele Tibeter, ca. 2.500. Sie hat 1960 Tibeter aufgenommen, die zunächst in dem kleinen Ort Trogen lebten, wo es ein Kinderdorf für tibetische Flüchtlingskinder gab. Heute leben die Tibeter überall in der Schweiz, hauptsächlich in Canton Zürich. In Deutschland leben derzeit ca. 200 Tibeter, die im Verein der Tibeter in Deutschland e.V. organisiert sind.
Immer noch fliehen jährlich etwa 2.500 Flüchtlinge aus Tibet über Nepal nach Indien, oft unter lebensgefährlichen Bedingungen (Siehe dazu "Gefährliche Flucht: Bedingungen tibetischer Flüchtlinge, Aktualisierung 2002." und Journal der ICT Deutschland e.V. "Für ein freies Tibet Nr. 2) Neue Flüchtlinge aus Tibet werden in Kathmandu vom Tibetischen Empfangszentrum in Zusammenarbeit mit dem UNO Flüchtlingshochkomissariat betreut. Die Flüchtlinge bleiben nur kurze Zeit in Nepal und werden von dort nach Dharamsala weitergeschickt. Die Aufgabe, neu angekommene Flüchtlinge in Indien zu betreuen, wurde der tibetische Exilregierung übergeben.
Der rechtliche Status der Exiltibeter ist je nach Aufenthaltsland und Zeit ihrer Emigration sehr unterschiedlich. In Indien wurden tibetische Flüchtlinge nicht offiziell als Flüchtlinge erkannt, sondern als „Gäste aus humanitärem Grund". Tibeter, die vor 1962 in Indien angekommen sind, haben eine legitime Aufenthaltserlaubnis, ein so genanntes Registration Certificate (RC). Um ins Ausland reisen zu können, muss ein Tibeter mit einem Registration Certificate (Anmeldenachweis) ein neues IC (Identity Certificate) beantragen, ein kleines gelbes Büchlein, das dem deutschen Reisepass ähnlich sieht. Die IC ist jedoch in vielen Ländern nicht bekannt. Deswegen haben tibetische Flüchtlinge oft Schwierigkeiten beim Ein- und Ausreisen in Drittländer. Auch die Rückkehr nach Indien ist nicht ohne Hindernisse: Wenn ein Tibeter mit indischer Aufenthaltserlaubnis nach Indien zurückkehren will, muss er jedes Mal bei der indischen Botschaft bzw. Konsulatvertretung im Aufenthaltsland eine Bestätigung "No Objection to Return to India – NORI" (keine Einwände gegen die Rückkehr nach Indien) beantragen.
In Deutschland werden tibetische Flüchtlinge als chinesische Staatsangehörige tibetischer Herkunft bezeichnet. Kinder tibetischer Flüchtlinge, die im Ausland geboren werden, erhalten in Europa und Nordamerika zumeist die Staatsangehörigkeit ihres Geburtslands.
Die Regierung Tibets im Exil:
Der Dalai Lama ist das religiöse und politische Oberhaupt aller Tibeter. Allerdings hat der Dalai Lama 2001 seine politischen Ämter an den Premierminister übertragen. Der Premierminister wird seit 2001 von allen Tibetern und Tibeterinnen im Exil in geheimer Wahl für eine Dauer von fünf Jahren gewählt. Zurzeit ist Prof. Samdhong Rinpoche Premierminister. Seit 1972 besitzen alle Exiltibeter ein ‚grünes Buch’, das als Identitätsnachweis dient. Innerhalb der tibetischen Exilgemeinschaft dient das Buch für Schulaufnahme, Schul oder Universitäts- Stipendium oder eine Anstellung. Wer ein grünes Buch in Europa besitzt, bezahlt jährlich € 77 an die Exilregierung zur Finanzierung ihrer Arbeit. Die Exiltibeter wählen das Parlament (‚Assembly of Tibetan People’s Deputies’ – ATPD) und den ‘Kashag’ (Regierung).
Das ATPD besteht aus 46 gewählten Abgeordneten. Jeder Exiltibeter ist entsprechend seiner Heimat in Tibet einer der drei Provinzen Tibets – U-Tsang, Kham und Amdo zugeordnet. Für jede Provinz werden zehn Abgeordnete gewählt. Ausserdem wählen die religiösen Gemeinschaften der Exil-Tibeter als Vertreter der vier Schulen des tibetischen Buddhismus und der ursprünglichen Bön Religion zwei Abgeordnete. Zusätzlich zu diesen 40 Abgeordneten werden zwei Vertreter für die Tibeter in Europa und einer für Nord-Amerika gewählt, um die Interessen der Tibeter, die im Westen leben, wahrzunehmen. Schließlich ernennt der Dalai Lama direkt drei Abgeordnete, die sich besonders in den Bereich Wissenschaft, Literatur oder sozialer Arbeit hervorgetan haben. Das ATPD trifft sich zweimal im Jahr in Dharamsala für 6 – 10 Tage. Die ATPD besteht aus 12 hauptamtlichen Vertretern des Ständigen Ausschusses und 34 ehrenamtlichen Vertretern.
Die jetzige Regierung, der Kashag wird von vier Ministern mit folgenden Ämtern gebildet:

  • Prof. Samdhong Rinpoche ( Premierminister, auf tibetisch: Kalon Tripa), ist auch Minister für Sicherheit und Information & Internationale Beziehungen
  • Thupten Lungrig, Minister für Religion, Kultur und Bildung
  • Lobsang Nyima, Innenminister
  • Lobsang Nyendak, Minister für Finanzen und Gesundheit

Manche Ministerien haben Unterabteilungen:
Unterabteilungen des Ministeriums für Religion und Kultur: TIPA – Tibetan Institute of Performing Arts (Tibetisches Institut für Darstellende Künste) Central Institute of Higher Tibetan Studies, Varanasi (Zentralinstitut für Höhere Studien) Bibliothek für Tibetische Literatur und Archive & Tibet House, Neu Delhi (Kulturinstitut)
Unterabteilung des Ministeriums für Finanzen: Wohltätigkeitsstiftung S. H. des Dalai Lama Verein der Exilregierung für soziale Arbeit
Unterabteilungen des Ministeriums für Bildung: Tibetan Children’s Village (Tibetisches Kinderdorf) The Tibetan Homes Foundation The Cultural Printing Press (Kultureller Verlag)
Unterabteilung des Ministeriums für Gesundheit: The Tibetan Medical and Astro Institute (Tibetisches Institut für Medizin und Astrologie) Krankenhaus Delek und weitere Krankenhäuser
Wie man aus der Liste der Institutionen erkennen kann, sorgt die Exilregierung dafür, dass tibetische Kultur, Wissenschaft und Kunst auch im Exil aufrechterhalten und weitergegeben wird.
Vertretungen der Regierung Tibets im Exil:
Die Regierung Tibets im Exil hat 13 Vertretungen in der Welt, in Brüssel, Budapest, Paris, Genf, Katmandu, London, Moskau, Neu Delhi, New York, Tokio, Canberra (Australien) und Pretoria (Südafrika). Für Deutschland ist die Vertretung in Genf zuständig und auf europäischer Ebene die Vertretung in Brüssel.
Außerdem hat die Regierung einen Sondergesandten, Lodi Gyari, in Washington D.C. der auch für die Verhandlungen mit China zuständig ist. Er reiste zusammen mit dem EU Beauftragten des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, im September 2002 und Mai/Juni 2003 nach China. Nach neun Jahren ohne Kontakt fanden dann zum ersten Mal wieder Gespräche zwischen der Exilregierung und der chinesischen Regierung statt (

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