Tibet-Politik
Aktuell: Nepal liefert Tibeter nach Razzia im Flüchtlingslager von Katmandu an China aus
26. Februar 2008
Nepal hat am 25. Februar einen Tibeter an die chinesischen Behörden übergeben, nachdem etwa 50 bis 60 bewaffnete Polizeibeamte das tibetische Flüchtlingsaufnahmezentrum in Katmandu am späten Abend des 23. Februar gestürmt und durchsucht hatten. Die Einrichtung wird vom Lutherischen Weltbund verwaltet und vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) finanziert. Sie ist Anlaufstelle für aus Tibet geflohene Tibeter und bietet erste humanitäre Nothilfe etwa durch die Bereitstellung medizinischer Versorgung. Der 27-jährige Tsering Dhundup aus der chinesischen Provinz Qinghai wurde von den nepalischen Einwanderungsbehörden in Gewahrsam genommen und am 25. Februar gegen 16:15 Uhr Ortszeit an die chinesischen Behörden an der tibetisch-nepalesischen Grenze ausgeliefert.
Die Festnahme Dhundups erfolgte augenscheinlich in Verbindung mit Anschuldigungen der chinesischen Behörden, er sei in die Tötung eines Chinesen in Tibet verwickelt. Es besteht Anlass zur Sorge, dass das zu erwartende Verfahren gegen Dhundup aufgrund der Defizite im chinesischen Rechtssystem und der weitverbreitenden Anwendung von Folter und Misshandlung in chinesischen Gefängnissen rechtsstaatlichen Prinzipien nicht genügen wird.
Die Razzia im Flüchtlingslager hatte am 23. Februar gegen 22:30 Uhr Ortszeit begonnen, als rund 50-60 Polizeibeamte, manche in Zivilkleidung, die Schlafsäle der Männer im Aufnahmezentrum betraten, wo Dhundup, der aus dem autonomen Verwaltungsgebiet Bayan Khar Hui in der tibetischen Region Amdo (chin.: Hualong Hui in der Provinz Qinghai) stammt, sich zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Dhundup wurde in Handschellen in einer Zelle der Einwanderungsbehörde festgehalten und mit Hilfe eines Übersetzers befragt.
Der Vorfall dokumentiert die zunehmend unsichere Lage der Tibeter in Nepal, insbesondere nach der Schließung des Büros des Vertreters des Dalai Lama und des tibetischen Wohlfahrtsbüros in Katmandu im Jahre 2005. Beide Einrichtungen waren zentral für Sicherheit der tibetischen Flüchtlinge in Nepal. Beobachter sehen diese Entwicklungen in Zusammenhang mit dem wachsenden Druck der chinesischen Regierung auf die nepalesischen Behörden. Insbesondere in den vergangenen Monaten hatten mehrere hochrangige chinesische Regierungsdelegationen Nepal besucht. China fordert von der Führung in Katmandu, jegliche „anti-chinesischen“ Aktivitäten in Nepal zu unterbinden. China hat zudem seine Überwachungsmaßnahmen an der tibetisch-nepalesischen Grenze verstärkt. In der Vergangenheit ist es mehrfach zu Abschiebungen von Tibetern gekommen, und es ist zu befürchten, dass abgeschobene Tibeter mit Folter und Misshandlungen rechnen müssen.
Jährlich fliehen bis zu mehr als 3.000 Tibeter über das Himalajagebirge nach Nepal oder Indien. Sie verlassen Tibet entweder wegen der repressiven politischen Lage, dem Fehlen von Religionsfreiheit, aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Mangel an Perspektiven in Bildung und Beruf. Die Fluchtbedingungen sind äußerst hart. Vor allem Kinder und Jugendliche befinden sich unter den Flüchtlingen.
Den ICT-Bericht vom 25. Februar 2008 in englischer Sprache finden Sie hier.
26. Februar 2008
Nepal hat am 25. Februar einen Tibeter an die chinesischen Behörden übergeben, nachdem etwa 50 bis 60 bewaffnete Polizeibeamte das tibetische Flüchtlingsaufnahmezentrum in Katmandu am späten Abend des 23. Februar gestürmt und durchsucht hatten. Die Einrichtung wird vom Lutherischen Weltbund verwaltet und vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) finanziert. Sie ist Anlaufstelle für aus Tibet geflohene Tibeter und bietet erste humanitäre Nothilfe etwa durch die Bereitstellung medizinischer Versorgung. Der 27-jährige Tsering Dhundup aus der chinesischen Provinz Qinghai wurde von den nepalischen Einwanderungsbehörden in Gewahrsam genommen und am 25. Februar gegen 16:15 Uhr Ortszeit an die chinesischen Behörden an der tibetisch-nepalesischen Grenze ausgeliefert.
Die Festnahme Dhundups erfolgte augenscheinlich in Verbindung mit Anschuldigungen der chinesischen Behörden, er sei in die Tötung eines Chinesen in Tibet verwickelt. Es besteht Anlass zur Sorge, dass das zu erwartende Verfahren gegen Dhundup aufgrund der Defizite im chinesischen Rechtssystem und der weitverbreitenden Anwendung von Folter und Misshandlung in chinesischen Gefängnissen rechtsstaatlichen Prinzipien nicht genügen wird.
Die Razzia im Flüchtlingslager hatte am 23. Februar gegen 22:30 Uhr Ortszeit begonnen, als rund 50-60 Polizeibeamte, manche in Zivilkleidung, die Schlafsäle der Männer im Aufnahmezentrum betraten, wo Dhundup, der aus dem autonomen Verwaltungsgebiet Bayan Khar Hui in der tibetischen Region Amdo (chin.: Hualong Hui in der Provinz Qinghai) stammt, sich zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Dhundup wurde in Handschellen in einer Zelle der Einwanderungsbehörde festgehalten und mit Hilfe eines Übersetzers befragt.
Der Vorfall dokumentiert die zunehmend unsichere Lage der Tibeter in Nepal, insbesondere nach der Schließung des Büros des Vertreters des Dalai Lama und des tibetischen Wohlfahrtsbüros in Katmandu im Jahre 2005. Beide Einrichtungen waren zentral für Sicherheit der tibetischen Flüchtlinge in Nepal. Beobachter sehen diese Entwicklungen in Zusammenhang mit dem wachsenden Druck der chinesischen Regierung auf die nepalesischen Behörden. Insbesondere in den vergangenen Monaten hatten mehrere hochrangige chinesische Regierungsdelegationen Nepal besucht. China fordert von der Führung in Katmandu, jegliche „anti-chinesischen“ Aktivitäten in Nepal zu unterbinden. China hat zudem seine Überwachungsmaßnahmen an der tibetisch-nepalesischen Grenze verstärkt. In der Vergangenheit ist es mehrfach zu Abschiebungen von Tibetern gekommen, und es ist zu befürchten, dass abgeschobene Tibeter mit Folter und Misshandlungen rechnen müssen.
Jährlich fliehen bis zu mehr als 3.000 Tibeter über das Himalajagebirge nach Nepal oder Indien. Sie verlassen Tibet entweder wegen der repressiven politischen Lage, dem Fehlen von Religionsfreiheit, aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Mangel an Perspektiven in Bildung und Beruf. Die Fluchtbedingungen sind äußerst hart. Vor allem Kinder und Jugendliche befinden sich unter den Flüchtlingen.
Den ICT-Bericht vom 25. Februar 2008 in englischer Sprache finden Sie hier.
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