Tibet-Politik

Die chinesische Besatzung Tibets – ein Überblick

21. November 2003

Die Geschichte Tibets

Tibet ist ein uraltes Land, dessen schriftlich belegte Geschichte bis ins Jahr 126 vor Christus zurückreicht. Im 8. Jahrhundert wurde der Buddhismus zur Staatsreligion erhoben. Die tibetische Kultur begann, sich an den spirituellen Zielen eines gütigen, mitfühlenden Herzens und eines ruhigen, klaren Geistes auszurichten. Wissenschaftler sind sich einig, dass Tibet spätestens 1911 nach modernen Kriterien zu einem vollkommen unabhängigen Staat geworden ist. Tibet umfaßte zu dieser Zeit ein Gebiet etwa in der Größe Westeuropas.

Die Invasion Der Chinesischen Kommunisten Und Die Besetzung

1949 marschierten 100.000 Truppen der chinesischen Kommunisten in Kham, der östlichen Provinz Tibets, ein. Internationale Reaktionen auf dieses Vorgehen und die darauffolgende Besetzung der Hauptstadt Lhasa zeigten allgemeine Mißbilligung – die Welt war sich einig, dass China unrechtmäßig gehandelt hatte. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete mehrere Resolutionen, die das chinesische Vorgehen verurteilten und das Selbstbestimmungsrecht für die Tibeter forderten. Doch China ignorierte diese Aufrufe und dehnte seine militärische Kontrolle vollständig über alle drei tibetischen Provinzen aus: Kham, Amdo und Ü-Tsang.
Im Frühjahr 1959 kam es in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, zu einem Volksaufstand der Tibeter gegen die Chinesen, der jedoch vom Militär rücksichtslos niedergeschlagen wurde. Der Dalai Lama, das weltliche und geistliche Oberhaupt Tibets, und 80.000 Tibeter flohen über den Himalaya nach Indien, wo sie nun schon seit über 40 Jahren leben.
Infolge der Aufstände in Lhasa wurde die chinesische Unterdrückung der Tibeter und ihrer Kultur noch brutaler und unmenschlicher. Während Maos Kulturrevolution (1966-1976) wurde der Buddhismus zum Hauptangriffspunkt der kommunistischen „Reformen“ und Tibet zu einem Land des Leids: Hunderttausende wurden verhaftet und in Gefängnisse und Arbeitslager verschleppt. Mehr als eine Millionen Tibeter, rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung, sind infolge der chinesischen Herrschaft an Folter und Hungersnot, durch Hinrichtung oder auf andere Weise zu Tode gekommen.

Zerstörung Der Kultur Und Religiöse Verfolgung

Die Chinesen verboten praktisch jegliches Studium des Buddhismus und jegliche religiöse Praxis. 1969 gab es in Tibet keine einzige praktizierende Nonne und keinen einzigen praktizierenden Mönch mehr – alle waren sie entweder geflohen, hingerichtet, verhaftet oder zumindest ihres Amtes enthoben worden. Vor der Invasion überzog ein Netz von mehr als 6.000 Klöstern das Land, 1979 waren alle bis auf 13 geplündert und zerstört worden. Tausende Tonnen religiöser Statuen und anderer Kunstwerke aus edlen Metallen waren gestohlen und in Chinas Gießereien eingeschmolzen oder ins Ausland verkauft worden.
Studium und Praxis des Buddhismus sind inzwischen wieder gestattet, jedoch unter strengen Auflagen der chinesischen Regierung. Es wurde den Tibetern erlaubt, einige Klöster wiederaufzubauen, aber die chinesischen Behörden begrenzen die Anzahl der jeweils zugelassenen Mönche und Nonnen. Zusätzlich sind Vertreter der Kommunistischen Partei entweder dauerhaft im Kloster positioniert oder statten ihm häufige Überwachungsbesuche ab, um die Bewohner „umzuerziehen“. Die „Umerziehungsversammlungen“ sind darauf ausgerichtet, Mönche und Nonnen zu zwingen, den Dalai Lama zu denunzieren, die chinesische kommunistische Ideologie zu preisen und der tibetischen Freiheitsbewegung abzuschwören.

Gefängnisse Und Arbeitslager

Gefängnisse und Arbeitslager sind zu einem beherrschenden Aspekt im Leben der Tibeter unter chinesischer Besatzung geworden. Jede Kritik und jeder Widerstand gegenüber der chinesischen Besatzungsmacht ist ein Grund zur Verhaftung. Es gibt heute nicht einen einzigen Tibeter, in dessen Familie nicht zumindest ein Mitglied gefangengenommen oder getötet wurde. Die genaue Anzahl der politischen Gefangenen, die vor 1979 verhaftet wurden, ist unbekannt, aber Schätzungen zufolge starben mehr als 70 Prozent während ihrer Gefangenschaft. Einige Häftlinge wurden gezwungen, in chinesischen Minen und Fabriken unter menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten – von 10.000 Gefangenen eines Arbeitslagers für Boraxminen in den nördlichen Hochebenen von Jang Tsalaka starben Berichten zufolge 8.000 innerhalb eines einzigen Jahres. In einer Bleimine in Dhartsedo (chin. Kangting), Kham, starben mehr als 12.000 Arbeiter in nur zwei Jahren. Auch heute noch wird jede politische Aktivität und jeder Einsatz für Menschenrechte, wie friedlich er auch sein mag, als Schwerverbrechen angesehen und mit Haftstrafen zwischen einem Jahr und lebenslänglich geahndet. Auch jede Sympathiebezeugung gegenüber dem Dalai Lama, selbst der Besitz seines Bildes oder der verbotenen tibetischen Nationalflagge sind Grund für Gefangennahme und hohe Haftstrafen.

Menschenrechte

Während der Haft und bei Verhören politischer Gefangener in Tibet ist Folter zur Regel geworden. Man bedient sich einer Vielzahl von ausgesucht brutalen Methoden: Folter durch durch Elektroschock, durch Schläge mit nagelbesetzten Stöcken, Metallstäben oder mit Gewehrkolben, Folter durch Verbrennen mit glühendem Metall oder Verbrühen mit kochendem Wasser, durch Aufhängen an Daumen oder Füssen, Folter durch sexuellen Mißbrauch, durch Schlaf- oder Nahrungsentzug, durch lange Einzelhaft und Folter, indem man Gefangene extremen Temperaturen aussetzt.

Umweltzerstörung

Tibets Hochebene, Wälder und Berge bilden ein einzigartiges Ökosystem auf einer durchschnittlichen Höhe von 3700 Metern – sprichwörtlich dem Dach der Erde. Im Zuge der Industrialisierung des kommunistischen China wurden die Bodenschätze Tibets ausgebeutet. Der Bedarf der Chinesen an Holz, Wasserkraft, Mineralien und Tierprodukten zerstört Wälder, Gewässer und die Tierwelt Tibets.

Geographische Ausmasse

Historisch besteht Tibet aus den drei Provinzen Ü-Tsang, Kham und Amdo, die ein Gebiet von 2,5 Quadratkilometern umfassen. China gliederte jedoch ganz Amdo und grosse Teile von Kham in die angrenzenden chinesischen Provinzen ein. Das verbleibende Gebiet, das nur noch aus Ü-Tsang und einigen Regionen Khams besteht, erhielt die Bezeichnung „Autonome Region Tibet“. Obwohl es nur die Hälfte der ursprünglichen Landmasse Tibets darstellt, beziehen sich die Chinesen lediglich auf dieses Gebiet, wenn sie von Tibet sprechen.

Zuwanderung Chinesischer Siedler

Die größte Bedrohung, derer sich die Tibeter in ihrem Kampf um den Erhalt ihres Landes und ihrer kulturellen Identität gegenübersehen, ist die systematische und forcierte massive Zuwanderung von Chinesen nach Tibet. Diese bewußte Politik ist die endgültige Lösung der Partei für ihre problematische Besatzung Tibets. Nachdem sie das Land mit Gewalt nicht bezwingen konnte, hofft sie nun, es durch bloße Überzahl der Chinesen zu unterjochen.

Die Tibetische Regierung Im Exil

1959, im Anschluss an seine Flucht nach Indien, begann der Dalai Lama nach modernen demokratischen Prinzipien die Regierung Tibets im Exil aufzubauen. 1991 verabschiedete der US-Kongress eine Resolution, die Tibet als ein „besetztes Land“ anerkennt, dessen „wahre Vertreter der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung sind“. Die Exilregierung kümmert sich um das Wohlergehen der tibetischen Flüchtlinge, wobei der Schwerpunkt auf die Ausbildung und die Bewahrung der Tradition gelegt wird. Sie steht auch an der Spitze des friedlichen Kampfes des tibetischen Volkes um wahre Selbstbestimmung und die Rückgewinnung seines rechtmäßigen Heimatlandes.

Verhandlungen Mit Der Chinesischen Regierung

Der Dalai Lama und seine Regierung suchen auf dem friedlichen Weg durch Verhandlung mit der chinesischen Regierung nach einer Lösung für die ungerechte Besatzung. Ihre Bemühungen werden jedoch von Beijing seit Jahren zurückgewiesen. China, noch immer unter dem Einfluß von kommunischen Hardlinern, verlangt, dass der Dalai Lama als Ausgangspunkt für Verhandlungen zuerst den historischen und rechtlichen Status Tibets als einstmals unabhängiges Land verleugnet.
Das internationale Bewusstsein für die Situation in Tibet hat in den letzten Jahren zugenommen, vor allem seit dem Dalai Lama 1989 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Zahlreiche Parlamente haben Resolutionen verabschiedet, in denen sie die Menschenrechtsverletzungen in Tibet verurteilen und eine friedliche Lösung des Konfliktes fordern. Aber Beijing verweigert sich weiterhin jedem Dialog. Die tibetische Exilregierung ist der Überzeugung, dass der einzige Weg, die derzeitige Pattsituation zu brechen, darin besteht, internationalen Druck auf die chinesische Regierung auszuüben. zurück zur Übersicht

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

JETZT FOLGEN

   

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

 

JETZT FOLGEN